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Feilkode 418

Das Schmetterlingskind

Das Schmetterlingskind · Romane

Kann die Liebe zwischen einem Mädchen mit Monarchfaltergenen und einem Junge mit Haifisch-DNA funktionieren? Fernweh trifft auf Mordlust.

Hva vil du med boka?

Als IT-Expertin bin ich in der Welt der Hochtechnologie zuhause und thematisiert in meinen Texten gern die Kluft zwischen dem Wissen, das an den Grenzen des Fortschritts zur Verfügung steht, und dem, was im Alltagsleben ankommt. Dabei macht es mir am meisten Freude, eine Welt zwischen Science Fiction und Fantasy zu erschaffen, in der nichts ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. Mit dem Schmetterlingskind möchte ich eine Idee weiterführen, die nicht von mir kommt -- Donna Haraway, eine emeritierte Professorin der University of California, hat sie in ihrem Buch "Unruhig bleiben" vorgestellt. "Make kin not babies" ist ihre Antwort auf die Unbillen unserer Zeiten, die Klimakrise, Überbevölkerung, Zerstörung der Natur. Sich Verwandtmachen mit Tieren, und zwar im wortwörtlichen Sinne. Diese faszinierende Idee will ich weitertreiben, und schließlich zeigen, wie unmöglich es ist - wir können uns nicht zu Halbwesen zwischen Tier und Mensch machen, um eine Lösung zu finden. Wir können aber versuchen, besser in Harmonie mit der Natur zu leben und Lösungen zu finden, die für alle akzeptabel sind. Zweidrittel des Buches sind geschrieben -- ich bin selbst gespannt, wie es ausgeht!

Om forfatteren

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Bärbel Strothmann wurde in Bielefeld geboren und blieb bis zum Abitur in der ostwestfälischen Heimat. Zum Studium der Betriebs-, Sprach- und Literaturwissenschaften zog es sie anschließend nach Süddeu...

Leseprobe (max. 60 000 Zeichen)

Das Schmetterlingskind

Von Bärbel Strothmann

Die Geburt des Schmetterlingskindes war keine einfache. Während es einigen Wissenschaftlern Anfang des weit in der Ferne heraufdämmernden neuen Jahrhunderts nicht mehr schwer fiel, die kleinen Keimlinge in den Körpern der wenigen Frauen, die sich für das Gebären entschieden hatten, zu verändern, hatte es die Forschung noch nicht geschafft – oder noch nicht gewollt – den eigentlichen Geburtsvorgang zu optimieren. Wahrscheinlich hatte man es schlichtweg als nicht so wichtig empfunden, oder es absichtlich schmerzhaft gelassen, damit nicht jeder Hinz und Kunz auf die Idee käme, ein Kind in diese Welt zu setzen. Dank der Medizintechnologie war es gelungen, die Sterberate von Neugeborenen praktisch auf null zu reduzieren. Doch die Qualen, die eine werdende Mutter litt, um ihr Baby über den wenige Zentimeter langen Weg zwischen der schützenden Höhle der Gebärmutter und dem gleißenden Licht der Geburtssäle zu transportieren, waren in all den Jahren nicht weniger geworden. So verbrachte Camilles Mutter Trudi viele schmerzhafte Stunden im Gebärhaus, unterstützt von ihrem Mann Aron und der Co-Mutter Donna, die beide abwechselnd blass und rot wurden, je nachdem, ob sie neben Trudi standen und ihr tatenlos beim Gebären zusehen mussten, oder ihre Hand hielten, mit ihr hechelten, den krampfenden Rücken massierten und ihr aufmunternde Worte ins Ohr flüstern konnten. Schließlich kam das kleine Schmetterlingskind jedoch mit Hilfe eines exakt zehn Zentimeter langen Schnitts in Trudis Bauch, kurz über dem Schambein, damit sie die Narbe später gut verstecken konnte, in die verwüstete Welt. Alles Pressen hatte nichts genützt, der kleine Kopf wollte nicht durch die letzte enge Stelle des Geburtskanals. Also dann durch den aufgeschnittenen Bauch, einfacher für das Schmetterlingskind, etwas beschwerlicher für die gewordene Mama. Es war kein besonders schöner Anblick, der sich dem frisch geschlüpften Kind später bieten würden, weswegen Camille nach einem kurzen Seufzer, der den Umstehenden wohl bedeuten sollte, dass sie lebte und Lungen hatte, wieder die Augen schloss und fest einschlief. Sie erwachte erst wieder, als die alte Hebamme ihr nach altmodischer Sitte einen kräftigen Erdenbürger-Klaps auf den Po gab, der allen Beteiligten im Herzen weh tat, aber was sein muss, muss sein. Camille blies ihre winzigen Lungen auf und tat einen lauten Schrei, der in rhythmisches Wimmern überging, wobei ihr heiße, trockene Tränen aus den zusammengekniffenen Augen zu kullern schienen. Der Kreissaal atmete auf, und die Hebamme beeilte sich, die Kleine auf die nackten, vollen Brüste ihrer Mutter zu legen. Instinktiv suchte Camilles winziger Mund die braunen Knospen der Brustwarzen, die sich freundlich aufstellten und ihr die ersten dicken, sahnigen Tropfen des Willkommens auf der kaputten Welt lieferten, was Camille sofort versöhnte. Aron, der das ganze Spektakel ein wenig hilflos und besorgt beobachtet hatte, streckte seine Hände aus, um Trudis verschwitzten und Camilles verklebten Kopf gleichzeitig zu streicheln. Donna hatte sich wie eine Wachsoldatin am Fußende des Gebärbettes aufgestellt und tätschelte unbeholfen Trudis Fuß, während der diensthabende Arzt Hautschicht um Hautschicht über Trudis Schambein zusammennähte. Er tat es so ordentlich und mit solcher Lust am Nähen, dass Trudi später nur ein kleines Pflaster benötigte, um die Wunde zu versorgen. Dabei konnte sie nicht umhin, die gleichmäßigen Stichlängen zu bewundern, die der Arzt mit seiner Krummnadel angefertigt hatte. Er hätte in Trudis Kleiderwerkstatt einen guten Lehrling abgegeben, aber in ihrer Welt waren Ärzte rar, und es war gut, dass er kein Schneider, sondern ein Heiler geworden war.

Die ersten Tage auf der angeschlagenen Erde durfte Camille nackt im Wochenbett ihrer Milchmutter verbringen. Man hatte ihr nur eine winzige Stoffwindel um die noch mageren Hüften geschlungen, in die sie brav das tiefschwarze Kindspech entleerte, bis die Brüste ihrer Mutter vom Milcheinschluss zu triefen begannen und sie lernte, mit wohligem Schmatzen und in kleinen Schlucken zu trinken, was sich da in den prallen Hügeln vor ihrer niedlichen Babynase zusammenbraute. Schnell ging die Farbe des Windelinhaltes in ein helles Braun über und begann, fruchtig zu duften wie frisch gepresster Sanddorn. Sobald sie ausgiebig getrunken hatte, schlief Camille – sehr zum Entzücken ihrer drei Eltern – erschöpft wieder ein, und Aron und Donna wechselten sich ab, das kleine Geschöpf, eingehüllt in eine warme Wolldecke, die Trudi selbst noch vor der Geburt mit viel Liebe und Sorgfalt fertiggestellt hatte, herumzutragen, damit sich die ebenso erschöpfte Mama gebührend von der anstrengenden Geburt allein im Wochenbett erholen konnte. Besonders Donna, die Forscherin, die sich im Vorfeld der Befruchtung ausgiebig um das künftige Genom ihrer kleinen Fast-Tochter gekümmert hatte, suchte auf dem herzerweichend zartem Babykörper nach Spuren dessen, was das kleine Geschöpf einmal sein würde, doch wie zu erwarten, war davon noch nichts zu sehen. Aron beobachtete Donnas Bemühungen, die Erfolge der von ihr veranlassten Gen-Edition mit den bloßen Augen zu erkennen, mit fortschreitender Besorgnis.

«Wenn du so weitermachst», sagte er tadelnd, «wird sich deine Sorge auf die Kleine übertragen. Es wird schon alles funktioniert haben.»

Doch Donna, die sich natürlich am besten von allen dreien mit dem Thema auskannte, blieb skeptisch. Sie wusste, was alles schief gehen konnte, ja hatte es billigend und ohne mit der Wimper einer leidenschaftlichen Forscherin zu zucken bei anderen kleinen Geschöpfen, die mit merkwürdigen Hautausstülpungen oder überflüssigen Gliedmaßen zur Welt gekommen waren, billigend in Kauf genommen. Doch jetzt, als ihr eigenes Baby schutzlos und voller Vertrauen vor ihr auf dem Wickeltisch lag, war alles anders. Dieses kleine Wesen sollte es gut haben auf der Welt, auch wenn diese noch so zerstört, giftig und verwüstet war. Dieses kleine Etwas, dem sie selbst mit all ihrem Können zum Leben verholfen hatte, sollte die Welt und das Leben lieben, auch wenn ihm schwierige Aufgaben bevorstanden. Dieses kleine Ding musste stark und kräftig und mit all der Liebe ausgestattet werden, zu der sie fähig war. Zärtlich hüllte sie das kleine Schmetterlingskind wieder in das warme Tuch ein, warf Aron, der sie weiterhin im Blick hatte und dabei gleichzeitig einen äußerst erschöpften Eindruck machte, ein aufmunterndes Lächeln zu und brachte das kleine Bündel dann wieder zu seiner Milchmutter, die schon sehnsüchtig auf es wartete.

Camille hatte Glück, denn ihre drei Eltern waren sehr liebevoll. Das war auf dem verwüsteten Planeten leider nicht die Regel, doch in der Gemeinschaft, in die Camille hineingeboren wurde, herrschten zivilisierte Umgangsformen. Man hatte gute Phasen erlebt, bevor alles den Bach heruntergegangen war, und wollte diese wiedererschaffen. Das Ziel der Gemeinschaft, die sich um Aron, den Anführer, und Trudi, seine treu ergebene und manchmal etwas verwirrte Gefährtin, gescharrt hatte, war es, irdisches Leben für eine neue Epoche zu gestalten. So stand es zumindest im Manifest. Man hatte die Wirren der Zerstörung überlebt, sich mit anderen heimatlosen Individuen zusammengetan und war nach einer längeren Periode des nutzlosen Widerstandes an einen Ort migriert, der nicht gänzlich unbewohnbar war und den man zu heilen gedachte. Bei ihrer Ankunft hatte Aron eine flammende Rede gehalten. Dieses sei ein Ort, hatte er gerufen, der vielen von ihnen das bot, was sie zum Überleben brauchten – unweit vom Meer, das zwar voller Plastik war, aber man hatte Ideen, wie man dieses Problem langfristig beheben könne. An einer Flußmündung, durch die nicht allzu giftiges Wasser floss, das man durchaus trinkbar machen könne. Vor einem dichten Wald, in dem man für den Anfang Nahrung finden würde, bis der Boden erste Ackerfrüchte trug. Und in der Nähe eines zerstörten Forschungslabors, so dass sie in der Lage wären, sich mit weiteren Arten verwandt zu machen. Forscher und Forscherinnen gab es zuhauf in ihrer Gemeinschaft.

«Wir sind die neuen Kompostisten!» hatte er seine Leute beschworen, die ihm andächtig und mit halb geschlossenen Lidern lauschten, als sänge er einen der Choräle aus noch nicht so lange vergangenen Zeiten, als man noch versuchte, die Weltbevölkerung mit Verschwörungstheorien und religiösem Gemurmel unter Kontrolle zu halten, «wir befinden uns auf einem Land, das ruiniert und bewohnt war. Nutzt seine Stärken, um es zu heilen. Lasst euch Schicht für Schicht darauf nieder, um es zu versöhnen. Arbeitet und spielt, spielt und liebt, liebt und lebt, lebt und sterbt!»

Camille ahnte von all dem nichts, als sie das Gebährhaus auf dem Arm ihrer Milchmutter verließ und in ihr neues Zuhause getragen wurde.

Zuhause

Der Weg vom Geburtshaus zurück in die Siedlung war nicht besonders weit, aber er kostete Trudi einige Anstrengung. Schließlich waren die unteren Hautschichten noch nicht verheilt, nur die oberste zeigte schon eine schöne Verschorfung unter der Naht, die die diensthabende Hebamme wohlwollend betrachtet, noch etwas eingecremt und dann für entlassungsfähig beurteilt hatte. Donna trug das kleine Bündel Mensch auf dem Arm, und Aron stützte die sehr langsam Fuß vor Fuß setzende Trudi. Eigentlich verzichtete man in der Siedlung weitestgehend auf Fahrzeuge, doch jetzt wünschte Aron sich, er hätte den alten Tesla, den er bei ihrer Ankunft vor fünf Jahren in einem alten Schuppen entdeckt und in mühevoller Kleinarbeit restauriert und fahrtüchtig gemacht hatte – nur für Notfälle natürlich – für genau diesen Fall aufgeladen, um seine kleine neue Familie nach Hause zu bringen. Ihm war ein bisschen bang vor dem, was ihn ab jetzt erwartete. Dieses kleine Bündel Mensch war ganz und gar auf ihn, Trudi und Donna angewiesen, und alle setzten große Hoffnungen auf die Kinder, die mit einem Tier verbunden waren.

Die Idee war angekommen, nachdem sich in den Zwanzigern und Dreißigern eine Pandemie an die nächste gereiht hatte. Viele Menschen waren in diesen Jahrzehnten gestorben. Der medizinische Fortschritt konnte einfach nicht mit der Kreativität der Natur mithalten. Und je weiter die Menschheit in die Lebensräume der noch vorhandenen Tiere eindrang, umso heftiger schlug die Tierwelt zurück. Am Anfang waren die Viren noch relativ harmlos, die Sterberaten vergleichsweise niedrig und meist auf die ältere Bevölkerung bezogen. Was dazu führte, dass das Prinzip nicht ernst genug genommen wurde. Man hatte gehofft, nach der ersten Pandemie zum gewohnten Leben im Überfluss zurückkehren zu können. Doch weit gefehlt. Die nächste Pandemie traf die Mittelalten, und die übernächste schon die Jungen. Das war zu viel für die Menschheit. In vielen Ländern war es spätestens mit dem weltweiten Ausbruch einer äußerst tödlichen Ebola-Variante zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen gekommen.

Aron schüttelte den Kopf, als wollte er die Gedanken an diese schlimme Zeit loswerden wie ein Hund seine Flöhe. Er selbst war noch ein Kind gewesen, als es losging, aber er erinnerte sich noch gut an die Angst in den Augen seiner Eltern, die ihn besorgt über den Rand ihrer hellblauen Gesichtsmasken anstarrten, immer auf der Suche nach ersten Symptomen von Krankheiten. Das war doch keine Leben. Ein Alltag voller Argwohn, in dem jeder, der nicht zur Familie gehörte, versuchte, dem anderen aus dem Weg zu gehen. In den großen Städten stieg die Aggressivität und Gewalt. Auch in Hamburg, wo Arons Eltern immer noch lebten, kam es immer wieder zu gefährlichen Straßenkämpfen. Zum Glück hatten sich Arons Eltern nach seinem Auszug eine Wohnung in einem Viertel gesucht, dass von Nachbarschaftswachen gesichert und nach und nach vom Pöbel gesäubert wurde. Aber Aron zog es weiter in die Ferne. Zusammen mit Trudi und ein paar Freunden hatte er sich auf den Weg hoch in den Norden gemacht, auf der Suche  nach einem Ort, den er für sich und seine Freunde dauerhaft besiedeln und heilen können würde. Seine Ideen von einer lebenswerten Zukunft fanden schnell weitere Änhänger, und so war schließlich ein Trupp von knapp hundert Leuten mit ihm unterwegs zu neuen Horizonten. xxx

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