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Feilkode 418

Alpha & Soul, Verfluchte Seelen

Alpha & Soul, Verfluchte Seelen · Romane

Ein uralter Fluch, dunkle Familiengeheimnisse und eine Liebe mit Ecken und Kanten.

Hva vil du med boka?

„Du bist ein wildfremder Mann. Ich weiß fast nichts über dich und trotzdem bin ich gezwungen, mein restliches Leben mit dir zu verbringen.“ - Selina - Apha & Soul Ein Fluch, ein Wolf und eine einzigartige Verbindung. Niemals hätte Selina angenommen, dass ein einziger Kuss ihr gesamtes Leben verändert. Doch von nun an ist sie gezwungen, einmal im Monat einen Pakt mit dem Alphawolf Charlie zu schließen. Aus der anfänglichen Notwendigkeit entwickelt sich mit der Zeit die wahre Liebe. Jedoch birgt die Welt, in der Charlie lebt Gefahren. Die Erben Azraels planen die Vernichtung aller Alphawölfe. Selina setzt alles daran, ihren Seelenverwandten zu retten. Gewagt und geschafft! Eine Geschichte aus dem Kopf zu Papier bringen, für mich war dies eine lange Zeit ein unerfüllter Traum. Doch dann kam die Pandemie und änderte alles. Der Gedanke, dass das alles in meinem Leben war, trieb mich voran. Als Mutter zweier Kinder, saß ich bis tief in der Nacht vor dem Rechner und schieb an meinem Debüt-Roman. Es steckt eine Menge Herzblut in meiner Geschichte. Um so mehr freut es mich, es nun endlich einer großen Leserschaft zu präsentieren. Unterhalten, mitfiebern und mitlachen. Dies wünsche ich dem Leser.

Om forfatteren

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Gewagt und geschafft! Eine Idee aus meinem Kopf auf Papier zu bekommen, ein jahrelnager und unerfüllter Traum. Doch dann kam Corona und es folgte ein Umdenken in meinem Leben. Der Gedanke: "Das kann n...

Selina

Kerzengerade saß ich im Bett. Der Vollmond schien durch das Fenster und erhellte das Zimmer. Wieder suchte mich dieser Alptraum heim. Seit Wochen träumte ich von dem schwarzen Wolf mit seinen unheilvollen gelben Augen.

Es brauchte etwas, bis sich mein Herzschlag beruhigte. Eine Zeit lang wälzte ich mich erfolglos auf der Matratze umher, bis ich mich endlich dazu aufraffte, aufzustehen. Im Badezimmer drehte ich den Hahn auf und goss mir kühles Wasser ins Gesicht. Aus dem Spiegel schaute mich ein kleines Nachtgespenst an. Mit seinen wirren blonden Haaren und den dunklen Augenringen sah es zum Fürchten aus. Ungeniert streckte ich meinem Spiegelbild die Zunge heraus. Ich kochte mir eine Tasse Tee und setzte mich auf die Couch. Es war vier Uhr morgens. In ein paar Stunden fing der Dienst in Harrys Diner an. Dort arbeite ich seit drei Jahren als Bedienung. Im Großen und Ganzen gefiel mir der Job. Aber ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, mein restliches Leben Kaffee auszuschenken. Angestrengt überlegte ich, wie ich die frühe Stunde sinnvoll nutzen könnte. Kurz geriet ich in Versuchung, um den Block zu joggen. Doch mein innerer Schweinehund hatte eindeutig etwas gegen dieses ambitionierte Vorhaben. Um ihn zu beruhigen, griff ich ächzend nach der Chipstüte. Kauend sah ich mich in der Wohnung um. Dad behauptet, es handelt sich dabei um ein größeres Mäuseloch. Doch sein Gerede störte mich nicht, denn für mich war sie etwas Besonderes. Abigal, meine Lieblingstante vererbte sie mir. Das Apartment lag im hippen Stadtteil Tribeca, nicht weit weg von der Arbeit.

Mit der Hand in der Tüte wachte ich auf. Schlaftrunken sah ich auf die Küchenuhr. „Scheiße, ich komme schon wieder zu spät zur Arbeit und dieses Mal wird mich Kitty garantiert umbringen.“

Wie immer war Harrys Diner um diese Uhrzeit gut besucht. Mit Kitty zusammen hatte ich die Frühschicht. Sie besaß eine ganz eigene Arbeitsmoral. Für mich bedeutete dies meistens mehr Arbeit.

Am Tresen saß Joshua und seiner Frau Gertrude. Sie waren beide schon weit über siebzig und kamen jeden Tag zum Essen ins Diner. Er bestellte sich immer eine Soda und das Clubsandwich ohne Zwiebeln. Sie hingegen studierte stets die Speisekarte. Für gewöhnlich nahm sie eines der drei wechselnden Tagesgerichte.

Nachdem ich ihnen das Essen servierte, plauderten wir ein wenig miteinander. Den beiden lag vor allem meine private Zukunft sehr am Herzen.

„Warum probierst du es denn nicht mal mit dem Internet“, erklärte mir Joshua. „Letzte Woche kam ein Bericht im Fernsehen, da haben sie gesagt, dass es spezielle Seiten gibt, auf denen man seinen Traummann findet.“

Liebevoll tätschelte ich dem alten Mann die Hand. „Danke für den Tipp. Wenn ich eines fernen Tages verzweifelt genug bin, werde ich darauf sicher zurückgreifen.“

Ich sah mich im Diner um. Mr. Morrison winkte mir mit seiner Kaffeetasse zu. Er saß wie immer an der hintersten Ecke. Dort blieb er oft stundenlang sitzen, trank seinen Kaffee und beobachtete mürrisch die Leute. Bewaffnet mit meiner Kanne, lief ich zu ihm hinüber und goss ihm nach.

„Na Selina, heute schon jemanden verbrüht?“, fragte er mich spöttisch.

„Noch nicht, aber ich finde, jetzt wäre eine ausgezeichnete Gelegenheit!“, erwiderte ich und zwinkerte ihm zu.

Diese Sticheleien musste ich mir täglich von ihm gefallen lassen, nur weil ich ihm aus Versehen, das ein oder andere Mal den heißen Kaffee über die Hose geschüttet hatte. Ja, meine Tollpatschigkeit war hier im Diner legendär. Nachdem ich die Bestellung von zwei weiteren Gästen aufgenommen hatte, gesellte ich mich wieder zu Joshua und Gertrude. Verschwörerisch flüsterte ich beiden zu. „Ihr müsst mir für morgen unbedingt die Daumen drücken.“

Gertrudes Gesicht hellte sich auf. „Sie haben endlich ein Date!“

„Nicht wirklich. Aber ein Vorstellungsgespräch. Mit viel Glück ergattere ich meinen Traumjob.“

„Wird Zeit, dass du von diesem Halsabschneider Harry wegkommst“, schaltete sich Ed, ein weiterer Stammkunde des Diners, ein.

„Aber Ed, ein Halsabschneider ist er nur bei dir“, entgegnete ich ihm.

Bevor ich in die Küche verschwand, drehte ich mich nochmals zu ihnen um. „Vergesst morgen nicht, mir die Daumen zu drücken.“

„Mir gefällt es gar nicht, dass sie uns verlässt“, wandte sich Ed den anderen beiden zu. „Wer steckt mir denn sonst einen kostenlosen Muffin zu.“

Eine kurze Berührung

Ehrfürchtig sah ich auf das riesige Hochhaus. Moon Enterprise, eines der begehrtesten Unternehmen in New York. Platz eins der besten Arbeitgeber, wenn man den Umfragen eines Bewertungsportals im Internet glauben schenkte. Die Gehälter lagen über dem Tarif, Krankenversicherung und Weihnachtsgeld inklusive. Das Besondere war das Bonusprogramm für die Belegschaft. Einmal im Monat fuhren die erfolgreichsten Mitarbeiter, gemeinsam mit dem Firmenchef auf einen exklusiven Survival-Trip in die Wildnis von Maine. Wenn das nicht motiviert. Kopf dieses Imperiums war ein einziger Mann, Charles Huffman. Hinter vorgehaltener Hand tuschelten die New Yorker, dass er ein uralter schrulliger Millionär sei, der zurückgezogen in seinem Penthouse lebt und es tunlichst vermiet, in der Öffentlichkeit aufzutreten. Mir waren die Gerüchte egal. Hauptsache ich bekam die Stelle in der Presseabteilung.

Zugegebenermaßen, meine Erfahrungen in diesem Gebiet waren recht lückenhaft. Meine bisherige Berufskarriere verharrte leider seit Jahren in einer Art Schneewittchenschlaf. Durch einige von mir unfreiwillig verursachten Unfällen, um es nett auszudrücken, hatte ich die ein oder andere Arbeitsstelle verloren. Doch seit dem aufsehenerregenden Vorfall in der angesehene Anwaltskanzlei Jonas & Jonas, beliefen sich die Chancen, einen anständigen Job zu ergattern, auf gleich null. Mr. Huffman schien dies nicht zu stören. Vor einer Woche rief er persönlich an und sagte mir quasi die Stelle schon zu.

Ich rückte mir das Kostüm zurecht. Meine Mom kaufte es für mein erstes Vorstellungsgespräch. Um ehrlich zu sein, entsprach es nicht mehr der neusten Mode. Außerdem zwickte es an einigen Stellen. Jedoch sah ich darin unheimlich seriös aus. Mit Elan schritt ich durch das Schwingtor in die große Eingangshalle. Ein freundlicher Mann am Empfang händigte mir einen Besucherausweis aus. Euphorisch stieg ich in einen der drei Fahrstühle. Selina Davies, Pressereferentin, das klingt in meinen Ohren total erwachsen.

Nachdem sich die Tür in den zehnten Stock öffnete, löste sich die Begeisterung in Luft auf. Der gesamte Flur stand voller Menschen, die aussahen, als arbeiteten sie nebenbei in irgendwelchen Modelagenturen. Mühsam bahnte ich mir einen Weg durch die Menge. An der Anmeldung drückte mir eine deutlich gestresste Sekretärin eine Wartenummer und einen Fragebogen in die Hand. Während ich ihn kurz überflog, schielte heimlich ich zu der Dame. Sie lehnte mit beiden Ellenbogen auf der Theke und massierte ihre Schläfen. Zwischen ihren Augen war ein schwarzer Fleck in Form einer Spinne. Aus eigener Erfahrung wusste ich nur allzugut, wie peinlich es war, den ganzen Tag mit schmutzigem Gesicht herumzulaufen. Darum beugte ich mich zu ihr vor und wischte den Fleck weg. Irritiert starrte sie auf meine Finger.

„Entschuldigen Sie, aber Sie hatten da etwas an ihrer Stirn kleben“, erklärte ich ihr.

Als wäre eine zentnerschwere Last von ihrem Körper gefallen, richtete sie sich auf. „Was haben Sie gemacht? Meine Kopfschmerzen sind wie durch Zauberhand verschwunden. Vielen Dank!“ Sie lächelte mich an und zeigte auf den Wartebereich. „Ich werde Sie dann aufrufen.“

Vergeblich suchte ich nach einem freien Platz. Der Etikette zum Trotz setzte ich mich auf den Boden. Sofort wurde ich von den anderen Bewerbern kritisch beäugt. Da die Schlange der Wartenden nicht weniger wurde, las ich noch einmal meinen mickrigen Lebenslauf durch. Es dauerte geschlagene drei Stunden, bis man mich endlich aufrief.

Nervös betrat ich den Raum. Die Vorhänge waren geschlossen. Zwei klägliche Lampen versuchten erfolglos, etwas Licht zu spenden. In der Mitte des großen Saales stand ein riesiger Tisch. Fünf Männer und zwei Frauen saßen dahinter und sahen mich mit ernster Miene an. Freundlich begrüßte ich jeden und setzte mich auf den freien Stuhl vor ihnen. Ein älterer Herr, ich nahm an, dass es sich um Charles Huffman handelte, ergriff das Wort. Er fragte die üblichen Floskeln, die ich meiner Meinung nach, souverän beantwortete. In dem Moment, als ich über meine Ziele zu sprechen kam, wurde ich von einer barschen Stimme hinter mir unterbrochen.

„Sie arbeiten momentan in Harrys Dinner. Das ist doch gleich um die Ecke. Angeblich hat er die besten Burger der Stadt.“

Ich drehte mich um und sah einen weiteren Mann, der abseits an der Wand saß. Er war mir beim Eintreten gar nicht aufgefallen. Mit offenen Mund starrte ich ihn an. Auch er musterte mich, wobei in seinem Gesichtsausdruck keinerlei Reaktion abzulesen war. Übellaunig sprach er weiter. „Hochinteressant finde ich ja diese Randnotiz von dir Thomas.“ Dabei nickte er zu dem älteren Mann, der mir gegenüber saß. „Dort steht, dass die Anwaltskanzlei Jonas & Jonas Sie sogar für gemeingefährlich hält. Angeblich haben Sie Horatio Jonas krankenhausreif geschlagen. Erzählen Sie mir davon!“

„Wenn ich die Stelle bekomme, berichte ich Ihnen gerne bei einem Kaffee, was in Wahrheit vorfiel“, erwiderte ich trocken.

Der Mann lachte kurz auf. „Ich kaufe selten die Katze im Sack, Miss Davies. Wie ich lese, haben Sie in den letzten sechs Jahren, achtmal die Stelle gewechselt. Das ist heutiger Tagesrekord. Nein, ich behaupte sogar, dass dies Firmenrekord ist.“ Belustigt klappte er die Bewerbungsmappe zu und sprach, ohne mich dabei anzusehen, weiter. „Ich denke nicht, dass Sie geeignet sind, hier bei Moon Enterprise zu arbeiten.“

„Wenn Sie schon alles wissen, warum haben Sie mich dann zu diesem Vorstellungsgespräch eingeladen?“, gab ich patzig zur Antwort.

„Das frage ich mich auch. Denn ich wüsste, wenn Sie von uns angerufen worden wären.“ Er sah sich um. „Ich bin mir sicher, dass Sie niemand von uns Sie um ein Gespräch gebeten hat. Aber ein netter Versuch. Wie haben Sie es nur geschafft, sich auf die Liste der heutigen Bewerber zu setzen?“

„Charles Huffman hat mich letzte Woche persönlich zu diesem Vorstellungsgespräch eingeladen“, platzte es aus mir heraus.

Der Unbekannte lachte auf. „Das ist eine Lüge, Miss Davies. Das Gespräch ist zu Ende. Bitte gehen Sie und vergessen Sie nicht, beim Empfang Ihren Besucherausweis abzugeben.“

Wie in Zeitlupe stand ich auf. Ich beabsichtigte meinen letzten Rest an Würde behalten und mit erhobenem Hauptes den Raum verlassen. Kurz bevor ich die Tür erreicht, sprach mich der Unbekannte erneut an.

„Ach Miss Davies, machen Sie uns einen Gefallen und bewerben Sie sich nie wieder auf einer unserer Stellen.“

Mit diesen Worten winkte er mit meinen Bewerbungsunterlagen in der Hand. Ich sah deutlich, wie sie dadurch zerdrückt wurde. Das war zu eindeutig zu viel für mich. Ein Gefühl, als würde ich jeden Moment platzen, stieg in mir hoch. Ruckartig drehte ich mich um und lief schnellen Schrittes auf den Mann zu.

„Was bilden Sie sich überhaupt ein“, fauchte ich ihn an. „Nur weil Sie hier sitzen, mit Ihren teuren Anzug und Ihrem makellosen Aussehen, halten Sie sich für etwas Besseres. Ich sage Ihnen einmal was.“ Drohend fuchtelte ich mit meinen Finger vor seinem Gesicht herum. „Sie sind ein arrogantes Arschloch. Stecken sie sich Ihren blöden Job sonst wohin und geben Sie mir gefälligst meine Bewerbung zurück. Sie zerdrücken die Mappe.“

Er setzte an, etwas zu sagen, verharrte dann aber mit halboffenem Mund und starrte mich an. Wütend griff ich nach den Unterlagen. Dabei erwischte ich seinen Handrücken. In dem Moment durchfuhr mich ein heftiger Stromschlag. Auch der Unbekannte zuckte zusammen.

„Was haben Sie gerade mit mir angestellt?“, sprach er mich verwirrt an.

Irritiert sah ich auf meine Hand. „Ich habe Sie nur berührt“, stammelte ich. „Entschuldigen Sie, ich hatte ja keine Ahnung, dass sie so eine Mimose sind.“

Er beabsichtigte etwas zu erwidern, doch schon wurde ich von einen der anwesenden Männern grob zur Seite geschoben. Jemand rief nach dem Sicherheitsdienst, der mich reichlich unsanft aus dem Gebäude warf.

Täglich grüßt das Murmeltier

Sobald mir die gespielte Show von diesem versnobten Typen ins Gedächtnis kam, brodelte es in mir. Schnell stopfte ich mir zur Beruhigung abwechselnd eine Handvoll Kartoffelchips und einen Löffel Eis in den Mund. Es war nicht das erste Mal, dass mich Security aus dem Gebäude warf. Doch dieses Mal war es überhaupt nicht gerechtfertigt. Ich musste schleunigst auf andere Gedanken kommen. Ein ausgiebiges Telefonat mit meiner Schwester wirkte dabei wahre Wunder. Nun war ich bereit, mich der Welt zu stellen.

Der Corner Market lag, wie der Name schon sagt, an der Ecke meiner Straße. Ramesh, der Besitzer stammte aus Indien und sein Laden war sein größter Stolz. Jeden freien Augenblick beschäftigte er sich mit der Pflege des Verkaufstresens. Mit akribischer Gründlichkeit und einer ordentlichen Portion Bienenwachs polierte er sie täglich auf Hochglanz. Missmutig betrachtete er mich, nachdem ich meine Einkäufe achtlos auf den Ladentisch fallen ließ.

„Wie wäre es mit einem Einkaufskorb, Selina! So zerkratzt du nur den frisch gebohnerten Tresen.“

„Entschuldige, aber mein Plan war es, nur das Nötigste einzukaufen. Doch schwups war ich vollbeladen.“

Ein zufriedenes Grinsen breitete sich auf Rameshs Gesicht aus. „Das macht dann 21 Dollar und 53 Cent für meine Kostbarkeiten.“

Ich öffnete den Geldbeutel und kratze das letzte Kleingeld zusammen. Verzweifelt sah ich ihn mit großen Augen an. „Ok Ramesh, mir fehlen leider einundzwanzig Cent.“

„Dann lege etwas zurück“, wies er mich schroff an.

„Echt jetzt, Ramesh! Ich kaufe seit sieben Jahren täglich bei dir ein und nun kommst du mir nicht mal ein wenig entgegen?“

„Wenn ich sowas bei jedem durchgehen lasse, dann wäre ich gezwungen, mein Geschäft in kürzester Zeit zu schließen.“

Seufzend reichte ich ihm die Packung Chips.

Nachdem ich im Diner ankam, verstaute ich meine Sachen im Personalspind und lief an der Küche vorbei. Miguel, der Hilfskoch winkte mir vergnügt zu. Wir plauderten kurz über den gestrigen Tag, als eine mit Tellern beladene Kitty eintrat. Anhand ihres Gesichtsausdrucks erkannte ich sofort, dass sie mit der Arbeit hoffnungslos überfordert war. Erleichtert sah sie mich an, da sie wusste, dass ich nun einen Hauptteil ihrer Pflichten übernahm. Ehrlich, als Bedienung war sie eine komplette Katastrophe. Man konnte von Glück reden, das richtige Gericht von ihr zu bekommen. Aber Kitty hatte einen Trumpf im Ärmel oder besser gesagt zwei riesige Trümpfe in ihrer Bluse. Allzu gerne lief sie mit ihrem weit aufgeknöpften Hemd herum. Mit diesen Reizen schaffte sie es, zumindest bei der männlichem Kundschaft, ein ordentliches Trinkgeld abzukassieren.

„Gott sei Dank bist du da! Seit drei Stunden arbeite ich alleine im Restaurant. Ich habe versucht, dich zu erreichen. Doch dein Telefon war ständig besetzt. Lisas Kind hat die Masern. Sie kommt die ganze Woche nicht mehr“, erklärte sie mir.

Während ich die Schürze umband, kam mir Harry entgegen. Er war um die Fünfzig und ein überzeugter Junggeselle. Sein Herz saß am richtigen Fleck und so sah er des Öfteren über meine Tollpatschigkeit hinweg. Vor Jahren gewann er im Lotto und erfüllte sich mit diesem Diner einen Lebenstraum.

„Na Selina“, begrüßte er mich. „Wenn ich dich so ansehe, habe ich dich länger an der Backe. Am besten du planst ein, die restliche Woche zu arbeiten. Lisa ist zu Hause und kümmert sich um ihre Tochter. Tom hat übermorgen irgendeine Prüfung und Mandy übernimmt zusammen mit Ronda die Spätschichten. Das bedeutet Doppelschichten für dich.“

„Danke, Harry für deine aufbauenden Worte“, grummelte ich und warf einen kurzen Kontrollblick in den Spiegel. „Scheiße, ich sehe, wie ein begossener Pudel aus.“ Aber das Jammern half nichts. Ich brauchte dringend Geld.

Als ich den Gastraum betrat, schaute ich zuerst zum Kaffeevollautomaten. Wie zu erwarten waren die Kaffeebohnen leer. Kitty arbeitete seit fünfzehn Jahre bei Harry und gehörte somit schon zum Inventar. Doch sie war nicht in der Lage, diese Maschine zu bedienen. Also füllte ich mal wieder die Bohnen auf. Während der Kaffee durchlief, widmete mich der heutigen Kundschaft. Die üblichen Stammkunden, Gertrude und Joshua, winkten mir beide freundlich zu. Dann natürlich Mr. Morrison, der wie immer muffig an seinem Platz saß und ungeduldig auf seinen Kaffee wartete. Neun weitere Tische waren besetzt. Ich ging sie alle durch. Am hintersten blieb mein Blick hängen. Ein neues Gesicht im Diner. Der Mann saß über seinen Laptop gebeugt und tippte. Er hatte blondes kurzes Haar, breitschultrig und trug einen teuren Designeranzug, sein Fuß wippte leicht hin und her. Er kam mir bekannt vor, doch im Moment fiel es mir nicht ein, woher. Ich griff nach der Kaffeekanne, als es mir eiskalt den Rücken herunterlief. Das war dieser Psychotyp von Moon Enterprise. Meine erste Reaktion war, dass ich mich schnell bückte, um mich hinter dem Tresen zu verstecken. Mir wurde auf einmal richtig übel und ich fand, dass Chips und Eis als Frühstück eine hundsmiserabele Wahl waren. Ich überlegte, wie ich mich am unauffälligsten aus dem Diner schleichen könnte.

„Selina, ist der Kaffee endlich fertig? Mr. Morrison ist schon muffelig“. Kitty stand vor mir und sah mich verwirrt an. „Was treibst du denn hier unten?“, fragte sie überrascht und sah suchend auf den Boden. „Ist dir etwas heruntergefallen?“

Vergeblich versuchte ich sie, mit Gesten zum Schweigen zu bringen. Aber sie schaute mich nur irritiert an. „Ach, bevor ich es vergesse, am Tisch sieben sitzt ein total heißer Schlipsträger. Der fragt schon den ganzen Morgen nach dir. Obwohl er, seit sechs Uhr hier ist, besteht er darauf, nur von dir bedient werden. Schade, den würde ich ja nicht von der Bettkante stoßen. Aber meine üblichen Reize hatten bei ihm überhaupt nicht funktioniert“, beklagte sie sich und schob ihre beiden Brüste etwas höher.

„Danke, Kitty“, unterbrach ich sie. „Übrigens, wenn du sie noch weiterschiebst, kannst du sie als Ohrenschützer verwenden.“

Ich atmete tief durch und richtete mich so unauffällig wie möglich auf. Dann lief ich majestätisch zu Tisch sieben. Seine Miene hellte sich auf, als er mich erblickte.

„Guten Morgen, Sir. Was darf ich Ihnen bringen?“, ratterte ich meinen üblichen Spruch herunter.

„Wird ja Zeit, dass Sie auftauchen, Miss Davies“, erwiderte er überschwänglich freundlich. Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, tippte er dabei auf seine Uhr. „Ich warte schon eine Ewigkeit auf Sie. Fast wäre ich verhungert. Was empfehlen Sie mir denn?“, fragte er mich unschuldig.

„Ihnen?“ Ich überlegte kurz. „Einen Tisch in einem anderen Diner wäre eine ausgezeichnete Wahl.“

Er schmunzelte. „Da bin nicht sicher, ob ich dort so freundlich bedient werde, wie hier von Ihnen. Seit gestern spiele ich nämlich mit dem Gedanken, hier häufiger zum Essen zu kommen.“

Ich ignorierte seine Bemerkung – schluckte jedoch bei seinen Worten, hier öfters aufzutauchen. „Ham and Eggs mit einem schwarzen Kaffee würde ich Ihnen empfehlen und am besten zum Mitnehmen.“

„Das klingt doch exzellent. Aber ich esse gerne hier. Dankeschön, Selina.“ Er grinste mich kurz an, dann konzentrierte er sich wieder auf seinen Laptop.

„Ham and Eggs für den komischen Kauz an Tisch sieben,“ rief ich Miguel zu. Solange ich auf das Essen wartete, knabberte ich nervös an meinen Fingernägeln. Irgendetwas hatte er vor, da war ich mir sicher. Nach einer viertel Stunde räumte ich seinen Tisch ab. Dabei deutete auf den freien Platz ihm gegenüber. „Bitte setzen Sie sich doch.“

„Leider ist dies in meiner Dienstzeit nicht gestattet“, log ich.

Er runzelte die Stirn. „Seltsam, Ihre Kollegin saß den halben Vormittag an irgendwelchen Tischen und es schien niemanden zu stören.“

Innerlich verfluchte ich Kitty für ihre Arbeitsmoral. Widerwillig gab ich nach und setzte mich.

„Mir ist eingefallen, dass ich mich gar nicht vorgestellt habe“, meinte der Fremde. „Ich heiße Charles Huffman.“

Wie in Zeitlupe klappte meine Kinnlade nach unten. „Niemals. Mr. Huffman ist ein alter verschrobener Kauz, der kurz davor steht, seinen Löffel zurück in die Schublade zu legen.“

„Wie Sie sehen, erfreut es mich der besten Gesundheit. Aber es wundert mich, dass Sie so etwas von mir denken, denn laut Ihrer gestrigen Aussage sind wir die allerbesten Freunde.“

„Was wollen Sie von mir?“, blaffte ich ihn an. „Gestern haben Sie mich aus Ihrem Gebäude geworfen und heute kreuzen Sie hier auf, als wäre nichts geschehen.“

Er sah mich ernst an. „Wissen Sie, dass ich Sie wegen tätlichen Angriffs verklagen könnte.“

„Das haben Sie sich doch jetzt ausgedacht“, fuhr ich ihn an. „Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Schließlich habe ich Sie ja fast gar nicht berührt.“

„Ich habe verlässliche Zeugen, die jederzeit das Gegenteil bestätigen. Aber ich biete Ihnen einen Deal an. Sie erweisen mir einen Gefallen und wir vergessen diese Sache.“

Zögernd beugte ich mich zu ihm hinüber. „Was wollen Sie? Sicher meinen Verstand. Denn wer sich so etwas Bescheuertes einfallen lässt, der hat offensichtlich keinen.“

„Lösen Sie den Bann, den Sie über mich gelegt haben und ich werde die Sache vergessen!“

Eine Zeit lang starrte ich ihn schweigend an. Doch sein Blick verriet mir, dass er es ernst meinte. Unvermittelt brach ich in lautes Gelächter aus. „Vielleicht fragen Sie lieber Merlin den Zauberer, der hilft Ihnen sicher weiter.“

Mit diesen Worten stand ich auf und lief in die Küche. Dort atmete ich zuerst einmal tief durch. Erst jetzt bemerkte ich, wie sehr die Beine zitterten.

Zu meiner großen Erleichterung war Mr. Huffman verschwunden. Ich räumte den Rest des Tisches ab. Unter seinem Teller lag ein Hundert-Dollar-Schein, zusammen mit einer kurzen Nachricht. Danke für das ausgezeichnete Frühstück.

Am nächsten Tag fing meine Schicht erst am Mittag an. Ich war mir sicher, dass der Verrückte nicht so lange auf mich warten würde. Schließlich leitete er ein gigantisches Unternehmen und hatte besseres zu tun. Doch leider hatte ich mich zu früh gefreut. Wieder saß Mr. Huffman an Tisch sieben und bestand, zum großen Leidwesen von Kitty, nur von mir bedient zu werden. Nervös schritt ich an seinen Tisch.

Augenblicklich klappte er den Laptop zu und strahlte mich an. „Meine Angestellten haben so von Harrys Burgern geschwärmt. Darum wollte ich unbedingt einmal zum Lunch vorbeischauen, und welch ein Glück, Sie sind ja auch mal da!“, freute er sich.

Ich beugte mich vor und legte ihm sein Geld auf den Tisch. „Sie haben gestern Ihr Wechselgeld vergessen.“

Verwundert sah er mich an. „Behalten Sie es, das war für die freundliche Bedienung.“

„Ich brauche Ihre Almosen nicht. Was ich gebraucht hätte, wäre ein Job in Ihrer Firma. Daher nehmen Sie es bitte wieder.“

„Wie ich Ihnen gestern offenbarte, bin ich nur wegen des Essens hier.“

Skeptisch sah ich ihn an. „Und haben Sie schon jemanden gefunden, der sich um Ihr kleines Zauberproblem kümmert?“

Für einen kurzen Moment spiegelte sich ein Anflug von Melancholie in seinen Augen. Doch schon gleich hatte er sich wieder unter Kontrolle und lächelte mich an. „Anscheinend habe ich mich bei Ihnen getäuscht.“

Nachdem ich die Bestellung aufgenommen hatte, stapfte ich zurück zur Küche. Unterwegs stoppte mich Gertrude.

„Kitty hat uns erzählt, dass Sie einen Verehrer haben“, meinte sie überschwänglich.

„Das freut uns aber, dass Sie endlich einen Mann gefunden haben, Kindchen“, mischte sich Joshua ein.

„Und wie anmutig er aussieht“, kommentierte Gertrude. „Wenn ich nur vierzig Jahre jünger wäre, würde ich mich nach einem Rendezvous mit ihm verzehren.“

„Gertrude, Sie haben doch schon mit Joshua ihr großes Los gezogen,“ erwiderte ich. „Aber leider muss ich euch beide enttäuschen. Er ist nur ein geistig verwirrter Mann, der nach Aufmerksamkeit schreit.“

Gertrude schaute zu Charlie, dabei kräuselte sie ihre Oberlippe. Das tat sie immer, wenn sie angestrengt überlegte. „Komisch, für mich macht er überhaupt nicht so einen Eindruck.“

„Leider steht das Wort Spinner nicht auf der Stirn von jemandem geschrieben. Das würde das Leben um einiges erleichtern“, seufzte ich.

„Ich gebe Gertrude Recht“, mischte sich Kitty ein. „Gestern habe ich mich ausführlich mit ihm unterhalten und ich finde nicht, dass er verrückt ist. Er war so nett, zuvorkommend und witzig. Er fragte sogar nach deinen Arbeitszeiten, damit er nicht immer so lange wartet, bis du endlich auf der Arbeit erscheinst.“

Entsetzt sah ich sie an. „Du kannst doch nicht einem Fremden meinen Dienstplan geben. Jetzt weiß er, wann ich Dienstschluss habe. Am Ende lauert er mir auf und schneidet mir die Kehle durch.“

„Kindchen, nun übertreiben Sie aber“, ermahnte mich Joshua.

Ein Klingelgeräusch drang aus der Küche. Ein Zeichen für uns, dass Harry mit dem Essen fertig war. Wie immer reagierte nur ich auf dieses Geräusch. Kitty blieb seelenruhig vor dem Tresen stehen.

Ich brachte Mr. Huffman seinen Burger. Nachdem ich seinen Teller vor ihn hinknallte, deutete mit einer Geste auf seinem Platz gegenüber. Artig setzte ich mich hin. „Was möchten Sie denn jetzt schon wieder?“

„Ich wünsche, dass Sie mit mir ausgehen“, platzte es aus ihm heraus.

„Nein!“, erwiderte ich kurz und stand auf. „Aber ich bin jetzt schon gespannt, was Sie mich morgen Bizarres fragen werden.“

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