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Feilkode 418

Im Zweifel war es der Gärtner

Im Zweifel war es der Gärtner · Romane

Eine vermisste Touristin am Gardasee. Ein Fremder - ebenso verdächtig wie attraktiv. Eine Spurensuche voller Vorurteile und Selbstzweifel.

Hva vil du med boka?

Das Buch soll unterhalten, ab und zu ein Schmunzeln herbeizaubern und in Spannung versetzen. Gleichermaßen soll die Geschichte dazu ermutigen, Vorurteile zu überwinden, aus sich heraus zu gehen und an sich selbst zu glauben. Auch Hundeliebhaber kommen auf ihre Kosten.

Om forfatteren

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...

›Tuut – tuut.‹ Der Rufton dröhnt mir ins Ohr.

Seit Tagen dasselbe Spiel. Ehrlich gesagt habe ich nicht damit gerechnet, Elenas Stimme zu hören. Die Gewohnheit oder eher der Versuch, mir etwas von der Nervosität zu nehmen, hat mich dazu veranlasst, es erneut zu versuchen. Immerhin unternehme ich so eine weite Reise zum ersten Mal allein.

Frustriert drücke ich die Beendentaste und schmeiße das Handy auf den Beifahrersitz, – nur um im nächsten Moment erschrocken die Augen aufzureißen. »Oh, mein Gott!«

Mit voller Kraft trete ich auf die Bremse und reiße den Lenker herum. Die Reifen quietschen, der Wagen bricht aus. Er gerät ins Schleudern und dreht sich. Krampfhaft umklammere ich das Lenkrad. Es gibt einen Aufprall, der mich in den Gurt wirft und gleich darauf zurück in den Sitz presst.

Mit einem Mal ist alles still, das Auto steht. Etwas benommen hänge ich im Fahrersitz; der Airbag hat sich nicht geöffnet. Mein Herz hämmert.

Schon wird die Autotür geöffnet.

»Sei ferito?« Der Typ, der so plötzlich aus dem Wald auf die Straße gerannt ist, steckt den Kopf ins Wageninnere.

»Was?« Stöhnend betaste ich unterm Gurt meine schmerzende Brust.

»Ah, eine Deutsche. Sind Sie verletzt?«

»Ich glaube nicht.« Mit zitternden Fingern drücke ich den Knopf vom Anschnallgurt. Erst beim zweiten Versuch klappt es.

»Gut.« Der Kerl richtet sich auf und hält mir die Hand hin. »Kommen Sie raus.«

Mit seiner Hilfe quäle ich mich mühsam aus dem Inneren des Autos. Es hängt schräg im Graben. Kaum stehe ich halbwegs sicher, lässt der Fremde mich los und setzt einen Schritt zurück.

Leicht schwindlig blicke ich zu ihm hoch. »Dan…«

»Haben Sie sie noch alle?«, brüllt er los. Tiefe Falten erscheinen auf seiner dreckverschmierten Stirn. »Hier so herumzurasen! Haben Sie keine Augen im Kopf?«

Ach, so soll das ablaufen? Das kann ich aber auch.

Wütend stemme ich die Hände in die Seiten. »Ich? Sie sind doch aus dem Nichts aufgetaucht und auf die Straße gesprungen!«

Er gibt ein Knurren von sich. »Da ist ein Zebrastreifen.« Mit ausgestrecktem Arm zeigt er auf die schmale Landstraße.

Ich kneife die Augen zusammen, dort ist nichts zu sehen. Also gehe ich auf die Stelle zu. Wahrhaftig, ein paar Meter vor dem Wagen sind Streifen aufgemalt. Sie sind fast verblichen und durch die Schatten der Bäume noch schlechter zu erkennen. Auch ein Hinweisschild auf den Fußgängerüberweg gibt es nicht.

Ungläubig wirbel ich zu dem Kerl herum. »Das ist ein Scherz! Erstens sieht man den gar nicht mehr und zweitens: Was hat ein Zebrastreifen auf der Landstraße zu suchen?«

»Landstraße? Wohl eher Waldweg. Er ist zwar befestigt, trotzdem fährt man hier langsam! Was ist, wenn ein Tier auf die Straße springt? Wollen Sie das auch einfach überfahren?«

»So auf die Straße springt wie Sie eben?«, frage ich aufgebracht. »Vorm Loslaufen schaut man sich um, das weiß doch jedes Kind. Wie kann man eigentlich ein leuchtend rotes Auto übersehen?«

»Schieben Sie nicht die Schuld auf mich. Was haben Sie hier überhaupt zu suchen? Die Straße führt nur zu Privatgrundstücken.«

»Das geht Sie gar nichts an! Außerdem, was wollen Sie denn hier? Laufen herum wie ein …« Erst jetzt betrachte ich ihn genauer. Der Mann ist groß, kräftig und braun gebrannt. Seine Klamotten sind an einigen Stellen zerrissen und voller Erde. Etwas Laub hängt in den dunklen wuscheligen Haaren und Dreck im Dreitagebart. Die braunen Augen funkeln mich wütend an. Dennoch ist der Kerl insgesamt recht attraktiv. Das würde ich aber niemals zugeben. Mein Blick fällt auf den Schmutz unter seinen Fingernägeln. »… wie ein Gärtner!«

Die Brauen des Typen rucken nach oben. »Hochnäsige Schnepfe! Typisch Stadtmensch.« Schimpfend macht er auf dem Absatz kehrt und stapft davon. Nicht wieder in den Wald hinein, sondern die Straße entlang in meine Fahrtrichtung.

»Wo wollen Sie denn jetzt hin?«, rufe ich ihm hinterher. »Sie können mich doch nicht so hier stehen lassen. Das Auto ist kaputt. Wir müssen die Polizei informieren.«

Er winkt ab, ohne sich umzudrehen, geschweige denn zurückzukommen. »Machen Sie doch. Vielleicht nehmen die Ihnen ja den Führerschein ab. Besser wär es!«

Ich könnte platzen. So ein Arsch.

Der Typ verschwindet hinter der nächsten Kurve.

Verzweifelt laufe ich ein paar Meter hin und her. Aber es nützt nichts, ich muss mir den Schaden anschauen. Also atme ich tief durch und überwinde mich endlich, meinen kleinen Wagen zu umrunden.

Die hintere rechte Seite ist beim Herumschleudern vor einen Baum gekracht. Sie ist eingedrückt und das Rad hängt schief. Definitiv ist das Auto nicht mehr fahrbereit.

Den Anruf bei der Polizei spare ich mir. Was sollte ich auch erzählen? Das heißt, falls sie mich überhaupt verstünden. Womöglich wären sie der gleichen Meinung wie der unmögliche Kerl. Ich habe mal gehört, entgegen dem typisch lässigen Ruf der Italiener sollen deren Polizisten gar nicht entspannt sein.

Stattdessen wähle ich die Nummer meines Autoklubs, damit sie den Wagen abschleppen lassen. Die Dame am Telefon weist mich an, vor Ort zu warten, bis jemand vorbeikommt und den Schaden begutachtet.

Folglich stehe ich neben dem kaputten Auto und warte, mittlerweile seit einer Stunde. Glücklicherweise ist es Mittag und hell genug im Wald. Ansonsten wäre es mir ein wenig unheimlich, denn in der ganzen Zeit erscheint kein weiterer Wagen; auch kein Motorrad, Fahrrad oder sonst etwas. Lediglich das Rascheln der Blätter im Wind ist zu hören und ab und zu ein leises Knacken. Wo bin ich hier nur gelandet? Am Ende der Welt? Und warum um Himmels willen ist der Kerl genau in dem Moment auf die Straße gesprungen, als doch einmal ein Auto vorbeifährt?

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