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Feilkode 418

Natur ist Kunst – Kunst ist natürlich und das ist heilsam! Die kreative Seele der Natur – Sachbuch zur Begleitung von kreativtherapeutischen Prozessen in der Natur Gewahrsein unserer tiefen Verbundenheit

Natur ist Kunst – Kunst ist natürlich und das ist heilsam! Die kreative Seele der Natur – Sachbuch zur Begleitung von kreativtherapeutischen Prozessen in der Natur Gewahrsein unserer tiefen Verbundenheit · Sachbücher

Wenn Kommunikation mehr ist als Worte, dann entsteht Verbindung. Ich entdecke mit dir die magische Verbundenheit von Kunst und Natur.

Hva vil du med boka?

Sprache auf verschiedenen Ebenen ist mein Medium. Sprache im kommunikativen und klärendem, verbalen Sinne, aber auch diverse Formen der non-verbalen Sprache. Neben der künstlerischen Sprache durch gestalterischen oder performativen Ausdruck liegt mir die nicht greifbare, energetische Kommunikation am Herzen. Das was passiert, wenn ich mit geöffneten Sinnen der Natur, den Menschen, dem kreativen Moment begegne. Als Dozentin für Kunst - & Naturtherapie teile ich viele meiner Erfahrungen bzw. biete andere Menschen den Raum Erfahrungen zu sammeln und sich unvertrauten Erlebnisräumen zu öffnen. Ich liebe meine Arbeit gleichzeitig ist mir bewusst, dass sie nur eine Form der Brücke sein kann - sie verliert ihre Notwendigkeit, wenn wir Menschen uns unserer Heilungsräume bewusst sind. Ich möchte mit meinem Tun, mit meinem Schreiben das Vertrauen in die ureigene Kreativität, den individuellen Ausdruck und die verwurzelte Verbindung mit der Natur stärken oder zurück bringen. Der Gedanke wie unterschiedlich wir alle sind, so können wir doch auf die gleichen Kräfte zurück greifen und sind verbunden auf und mit dieser Erde. Die kleinen Einladungen der Selbsterfahrung sind mit Fallbeispielen und eigenen Skizzen bestückt. In der Idee soll es Raum geben für die persönlich gemachten Erfahrungen und Anmerkungen, weil jedes einzelne Erleben ist wertvoll. Die Kraft der Begegnung mit Natur und Kunst macht mich demütig und dankbar und birgt für mich die Kraft eines tiefen Friedens.

Om forfatteren

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Kreativität und Natur sind für mich die Grundlage jeglichen SEINs. Eine Verbindung, die mich automatisch zu meiner Herzenskraft führt. Raum und Muße dienen dem Gewahrsein - dem JETZT und damit dem Ver...

Kapitel 7:       Der Baum, ein Eintritt in die Naturtherapie

„Bäume sind Gedichte, die die Erde in den Himmel schreibt.“ (Khalil Gibran)

Der Baum ist Sinnbild für die Verbindung von Himmel und Erde sowie eine Symbol für den Menschen selbst. So sind die Verbindung, Gestaltung und Entdeckung von und mit Bäumen eine gut zugängliche Form für den Menschen, die Natur zu spüren. Bäume bieten auf verschiedenen Ebenen familiäre Assoziationen und ermöglichen aufgrund ihres Symbolwertes einen Zugang zum persönlichen Lebensweg oder Prozess. Der Baum kann Gefährte und Wegweiser, Motiv und Sinnbild sein und bietet somit spielerische, methodische Weisen, sich der Naturkraft zu nähern.

Das empfinde ich als eine der wesentlichsten Aufträge für die naturtherapeutische Arbeit, den Mensch „wieder“ vertrauensvoll an den Naturraum annähern, ihn einladen, die mögliche(n) Verbindung(en) zu spüren. Einen persönlichen Baumfreund finden, ein Baum, zu dem sie sich hingezogen fühlen. Scheint das befremdlich, so zeigt meine Erfahrung, dass Raum und Zeit sowie die Öffnung diverser Wahrnehmungskanäle helfen. Wenn ich mit Klient:innen die Möglichkeit habe häufiger im gleichen Naturraum zu arbeiten, dann ist dieser erste Baum oft der Einstiegsbaum. Er ist wie ein Torwächter, der den Eintritt in den individuelle Prozess begleitet. Der persönliche Torwächter begleitet dich auf deinem persönlichen Entwicklungsweg. Er bietet Schutz und Einladung für deine persönliche Begegnung mit den Heilkräften der Natur. Die Zeit für Wahrnehmen, Beschreiben/Betrachten ist wichtig. Denn so findet eine erste Begegnung statt. Diese Begegnung ist zugleich Spiegelung unserer Selbst oder der Situation, in der wir uns befinden. So entsteht ein Treffen zwischen dem Naturraum, Baum und dem Selbst. Was geschieht in diesem Moment? „Ich entdecke in dem Baum Ähnlichkeiten, Parallelen zu mir, zu einem Thema. Diese Bezüge entstehen automatisch, sobald ich mich auf die Begegnung einlasse. Das besondere? Trotz einer möglichen emotionalen Bewegung entsteht eine Ruhe in mir, die mich alles von außen betrachten und dennoch (mit)fühlen lässt. Das sind kleine magische Augenblicke.“

 

Das Gesetz der Resonanz zeigt sich deutlich. Wir ziehen das an, wofür wir gerade offen sind. Unsere Wahrnehmung ist fokussiert und dementsprechend interpretieren wir, was uns begegnet. Wir projizieren. Der direkte Kontakt mit Bäumen ermöglicht Teilnehmer:innen die Wärme des Baumstammes zu spüren und die Strukturen der verschiedenen Rindenarten zu ertasten. (Labor Experimente zeigen, dass das Gehirn und der Rest des Körpers bei der Berührung von Holz entspannen.)[1]

Vom Kopf in die Hände, in die direkte Verbindung. Dieses Erleben bringt uns mehr zu uns und unserem natürlichen Sein. Eine Übung, die PädagogInnen auch gerne in den Waldkita`s oder anderen naturbezogenen Einrichtungen nutzen. „Mein Baum“ setzt einen Bezugspunkt in einen öffentlichen Raum und bietet damit Sicherheit, auch Rückzug und schafft mir eine Orientierung.

Der Baum bietet sich als ein "Drittes" in der Beziehung von Klient:in und Therapeut:in an. Durch dieses sogenannte Dritte bietet sich die Möglichkeit die eigene Situation mit anderer Perspektive zu betrachten. Im Betrachten und Entdecken überprüfen wir die Wahrnehmungen, die Beobachtungen somit wächst das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung. Genauso kann das Vertrauen in die therapeutische Beziehung wachsen.

 

Dieses Vertrauen ist besonders zu Beginn der Naturtherapie ein wackeliges Feld. Die Frage: „Kann ich dem trauen, was ich wahrnehme? Oder spinne ich nur?“ Das sind häufige Fragen, die Klient:innen beschäftigen.

Mir ist es wichtig deshalb behutsam vorzugehen, damit das eigene Vertrauen wachsen darf und sich nach und nach die angelernten, überlieferten „Glaubenssätze“ zeigen und vielleicht auch entlarven lassen. Glaubenssätze spielen gerade im öffentlichen Raum eine große Rolle, da wir noch mehr mit dem konfrontiert sind, was wir dürfen, was sich gehört etc. Sie existieren als unbewusste Lebensregeln und bilden sich aus Bewertungen und Verarbeitungen früherer Erlebnisse und Erfahrungen. Sie äußern sich meist in Einstellungen und Überzeugungen. Viele Menschen sind sich dieser tief im Unbewussten verankerten Regeln nicht bewusst. Dennoch wirken sie bestimmend in unserem alltäglichen Verhalten. Sie sind ein wichtiger Ansatzpunkt, um Blockaden oder wiederkehrende Hindernisse neu zu betrachten und ggf. zu wandeln.

 

Mit diesen Sätzen in Kontakt zu treten und den Raum in eine weitere Dimension zu öffnen, bietet eine Chance auf Veränderung. Denn natürlich Umarmen wir Bäume in der Naturtherapie real und seelisch, aber keiner muss dies tun. Das Bedürfnis zu entdecken, einen Baum umarmen zu wollen, ist schon ein besonderer Schritt und es in die Tat umzusetzen, ist ein weiterer. Dennoch mache ich die Erfahrung, dass für die naturtherapeutische Arbeit die Naturbegegnung nur ein Teil des Ganzen ist. Ein Anderer ist das Erleben, Wahrnehmen, sich selbst spüren und ernst nehmen. Ein respektvoller Umgang dem eigenen Erleben gegenüber. Der Begegnung und dem Sein Raum geben, ist Grundlage für die nonverbale Kommunikation.

Dabei liegt mir sehr die nonverbale Kommunikation am Herzen: Therapie bedeutet für mich nicht, jedes Detail zu analysieren oder alle Hintergründe zu kennen. Es bedeutet Verständnis zu entwickeln für das, was jetzt emotional aktiv ist. Es geht in erster Linie darum ein wahrnehmendes, präsentes und aufmerksames Gegenüber zu sein. Hier passiert der so wichtige Aspekt des Nährens, dessen Aussage ist, ich bin bereit Dich zu hören, zu sehen, zu fühlen, zu achten und bleibe im Kontakt. Eine Haltung, die meiner Meinung nach ein immenses Potential hat, die Selbstheilungs– oder Regenerierungskräfte anzuschieben. Die nonverbale Kommunikation ist wesentlich und kraftvoll und bedient sich vieler Ebenen. Das Nonverbale vermag uns dennoch einladen die Stimme zu nutzen, indem wir Laute/Töne erzeugen, deren sachlichen Inhalt wir nicht kennen.

 

Begegnung mit der persönlichen Regenerationskraft

 

Kommunikation in ihren diversen Erscheinungsbildern bekommt eine neue Dimension, wenn ich mit in Deutschland erprobten Methoden in einen anderen Kultur - & Sprachraum eintrete. Seminare in zum Beispiel China erfordern ein Verbinden von unterschiedlich strukturierten Sprachen, neben dem respektvollen Entdecken der kulturellen Gepflogenheiten. Die Natur in ihrer natürlichen und archetypischen Kraft bietet sich da als Verbindungsglied an.

Dazu möchte ich eine besonderer Begegnung teilen, die die Möglichkeiten offenbart.

Im Kontext eines Seminares zur Vorstellung von naturpädagogischen und naturtherapeutischen Methoden in China bitte ich die Teilnehmer:innen um die individuelle Begegnung einem Baum. Die Teilnehmerin L. ist zu Beginn sehr zurückhaltend, noch unsicher was diese Begegnung ihr geben kann. Doch L. findet zu ihrem schnell den für sich richtigen Baum.

Die Einladung den Baum zu zeichnen, löst meist ein genaues Betrachten aus. Das Erfassen der gesamten Gestalt ist eine erste Verbindung. L., ermutigt durch die Einladung einen inneren Dialog zu führen, findet sich unerwartet in einem Dialog mit ihrem Ex-Partner wieder. Sie erzählt dem Baum alles, was ihr noch zu sagen wichtig ist und fühlt sich eingeladen ihn zu umarmen, sich anzulehnen und ihrem Herzen Luft zu machen.

Das persönliche Erleben scheint: Mir wird zugehört und ich bekomme schamfrei die Chance das zu sagen, was ich tatsächlich fühle.

Zurück in der Gruppe wirkt L. traurig, leichter, aber auch irritiert. Mit der Einladung sich eine Begleitung zu suchen, den Prozess und die gemachte Erfahrung zu teilen, erstarrt L.. Sofort scheint ein Schamgefühl präsent und sie möchte sich aus dem Prozess herausziehen. In der persönlichen Begegnung biete ich ihr an mit jemandem zu arbeiten, der ihre Sprache nicht versteht. (oder in Gibberisch[2] zu berichten, so dass sachliche Inhalte nicht eindeutig vermittelt werden.) Sie wählt sich eine deutsche Partnerin aus, mit der sie dann in chinesisch spricht. Eine verbale, aber eigentlich nonverbale, Kommunikation findet statt.

In der anschließenden gemeinsamen Reflexion zeigt sich, dass sie sich sehr deutlich verstanden gefühlt habe und dadurch so unterstützt, dass sie ihre Trauer zulassen konnte, ohne sich zu schämen. Die Begleitung war tief berührt und hatte einerseits das Gefühl mit dem Schmerz mitschwingen zu können und gleichzeitig sehr stabil präsent für L. da sein zu können.

L. kommt aus dieser Erfahrung zurück und erlebt für sich einen ersten Schritt des Loslassens und der Erleichterung.  Sie kann nach eigenen Worten ihre Gefühle zu lassen, durchleben und muss sie nicht der Scham wegen betäuben.

Sie geht mit dem Baum als Freund aus diesem Setting und ist sich selbst ein Stück authentischer begegnet. Dabei hat sie ihre ureigenen Heilungskräfte aktiviert und gestärkt.

 

Gerade wenn wir transkulturell arbeiten, bietet uns die Natur ein besonderes Begegnungsfeld. Einerseits fordert es alle Beteiligten heraus, da die aktuellen Naturbewertungen sehr kulturell und gesellschaftlich geprägt sind und somit divers. Gleichzeitig können wir an eine archetypische Ebene anknüpfen, die in unserer menschheitsgeschichtlichen Entwicklung sehr präsent ist. Hier versteckt sich meines Erachtens die große Chance der Naturtherapie, im transkulturellen und auch im traumaspezifischen Feld zu arbeiten. Der Baum war und bleibt ein wichtiger Wegbegleiter des Menschen in ganz verschiedenen Dimensionen. Das ist eine Wurzel, die in jedem von uns erreichbar ist.

 

 

 

 

Der Baum und der Wald

 

Wenn ich Erholung brauche, suche ich den dunkelsten Wald, den undurchdringlichsten, ausgedehntesten Sumpf. Ich betrete ihn wie einen heiligen Ort. Dort ist die Kraft, das Mark der Natur.“ Henry David Thoreau

 

 

Wenn wir vom Baum sprechen gibt es zumindest in Deutschland meist eine direkte Verbindung zum Wald. Der Wald, der schon eine Bedeutung von Freizeit, Erholung, weg von den gesellschaftlichen Normen und Erwartungen innehat.

Diese wohltuende Wirkung der Naturaufenthalte auf Körper, Geist und Seele ist für die Menschen schon immer spürbar gewesen. Die ganzheitliche Verbindung kann mit Hilfe unserer Sinnesorgane zur Natur hergestellt werden, um ihre heilsame, wohltuende Wirkung entfalten zu lassen.

Das Wissen darüber und Rituale zu den Heilwirkungen der Natur finden sich in allen Kulturen.

 

„Die Menschheit hat das Gewebe des Lebens nicht gewirkt. Wir sind nur ein Faden darin. Und was wir dem Gewebe antun, tun wir uns selbst an. Alle Dinge sind miteinander verwoben. Alles ist miteinander verbunden.“ Chief Seattle

 

In der Begegnung mit dem Wald als Ganzes nutzen Naturtherapeutinnen viele Methoden, die sich aus der Bewegung der `68er heraus entwickelt haben. Die Körperlichkeit spielt hier eine bedeutende Rolle, denn wie wir uns in unserem Körper zuhause fühlen, nur in dem Maß sind wir in der Lage uns auf eine sinnliche Begegnung mit dem Wald einzulassen. Viele der genutzten Methoden basieren auf Erkenntnissen aus der Befreiung des künstlerischen Ausdrucks von klassischen Regularien, deren Ursprung einerseits auf die Entwicklung des Ausdruckstanzes in den 20er Jahren zurückgeht und andererseits auf die Kenntnisse archaischer und somit auch schamanischer Rituale. Letztlich greife wir auf etwas sehr Altes, Instinkthaftes zurück.

So finden wir u.a. bei Anna Halprin in vielen ihrer „Tanzrituale“ und in den „Gruppenprozessen“ die Kombination von Bewegung, Natur und einem „Verbunden – sein“ mit sich und der Welt. Naturbewegung ist, dass sich in den Körper begeben und darin heimisch machen, hierfür sind die Sinne ein wesentliches Hilfsmittel, eigentlich sogar ein Transformator. Sie unterstützen uns, uns selbst anders wahrzunehmen. Mit Hilfe von Bewegungen können wir die Natur erforschen. Aufgrund unserer Körperstruktur und unserer Entwicklungsgeschichte (s.o.) identifizieren wir uns gerne mit Bäumen. Viele Assoziationen sowohl äußerlicher, symbolischer als auch emotionaler Art verbinden den Menschen mit dem Baum. Aber auch das sich in allen natürlichen Entwicklungsprozessen wiederfindende selbstorganisatorische Prinzip.  Ähnlich der Selbstorganisation in der Entwicklung des Menschen wächst ein Ast aus einem Baumstamm. Dies wird im Feld der Bionik untersucht.[3][4]

 

Es ist sichtbar: Bewegung findet überall und ständig statt. Sie manifestiert sich in den Bewegungen unserer Zellen, unseres Blutes. Sie zeigt sich im Steigen und Fallen der Wellen, im Wachsen und Fallen der Blätter, im Wechsel vom Tag zur Nacht. Jeder Körper ist in der Lage sich zu bewegen, sei die Bewegung noch so klein. Bewegung initiiert automatisch Begegnung, da ich einerseits durch die Bewegung den Raum um mich herum anders nutze und ihn in anderer Form einnehme. Gleichzeitig gebe ich eine Information an mein Gegenüber wie auch an den mich umgebenden Raum. Diese Art der Begegnung kann auch eine Begegnung mit mir selbst sein, die durch das gewahr werden meines Handelns geschieht.

Die Wissenschaft weiß heute, dass die Effekte der Begegnung und Bindung zu Tieren, zu Pflanzen- besonders Bäumen - auf neurobiologischer Ebene genauso wie zu Menschen sind und eine ähnliche Wirkung erzielen. Besonders im Kontakt mit Bäumen wird zusätzlich der Parasympathikus oder auch Nerv der Ruhe aktiviert. Unser Immunsystem ist ein kommunikationsfähiges Sinnessystem, es reagiert auf Substanzen, wie die Terpene die der Wald u.a. ausstößt, mit nachweislicher Steigerung der Immunabwehr.  Wir stehen also in einem Funktionskreis mit der Natur.

Albert Einstein hielt die Funktion von Kunst und Wissenschaft notwendig, um die „kosmische Religiösität“, die Verzückung über die Harmonie der Naturgesetzlichkeiten, zu erwecken und lebendig zu halten. Der Wert der Ganzheit (-lichkeit) ist ein wesentlicher Aspekt, nicht wie häufig in der Naturwissenschaft geschehen, diese in ihre chemischen Bestandteile zu zerlegen. Bewusstsein entsteht durch die Interaktion eines ganzheitlichen Lebewesens mit der Umwelt und mit anderen Lebewesen. Und das ist das überbordende Anliegen und ein kollektiver Wunsch der naturtherapeutischen Arbeit. Die Ganzheitlichkeit steht neben der individuellen Thematik eines jeden Einzelnen, welches den Mittelpunkt der therapeutischen Interventionen bildet. Das was in der modernen Bildungslandschaft mit der Naturbildung versucht wird, passiert dann im naturtherapeutischen Prozess ganz nebenbei.

Für den individuellen therapeutischen Prozess sind mir oft Pflanzen und Bäume als Symbole willkommen. Dies geht über viele Ebenen und Methoden, u.a. geschieht einen symbolische Besetzung gern durch gehörte Geschichten, durch amorphe Ähnlichkeiten, besondere Erfahrungen bzw. Verbindung mit bestimmten Momenten im Leben.

Wie so oft in der therapeutischen Arbeit steht nicht das Wissen einer allgemein gültigen Deutung im Vordergrund, sondern das Finden individueller Bedeutungen. So dass die Symbole einen persönlichen Wert haben bzw. widerspiegeln.

In der Arbeit mit Klient:innen kann es hilfreich sein, symbolische Bedeutungen aus Mythen, aus kulturellen Bräuche, Gedichten und Liedern zur Erforschung der persönlichen Bedeutung zur Verfügung zu stelle. Genauso das mögliche Wissen um Wirkweisen, Nutzungsweisen kann eine wichtige Grundlage bilden.

Manchmal wählen wir intuitiv Symbole aus, schreiben einem Baum eine besondere „Energie“ zu oder nutzen/sehen/riechen eine Pflanze besonders gern.

„Ich erinnere mich wie 3 alte Trauerweiden auf einem Feld immer für Rückzug standen, da einer der Baumstämme hohl war. Seitdem verbinde ich Trauerweiden immer mit Rückzug, Schutz, Höhle und Versteck.“[5]

Diese persönliche Bewertung kann eine wichtige Hilfe in der Auseinandersetzung mit persönlichen Themen aus dem Feld von Schutz, Verstecken etc. sein.

D.h.: über unser unbewusstes Auswählen, schaffen wir manchmal schon Symbole, ohne sie bewusst wahr zu nehmen. Tragen wir sie ins Bewusstsein oder setzen Symbole bewusst ein, dann kann es hilfreich sein, sie bis in die Tiefe zu entschlüsseln. Das ist nicht immer möglich oder auch ein Prozess von einzelnen Schritten.

Pflanzen und Bäume spielen seit Menschen Gedenken eine wesentliche Bedeutung in den Bereichen von Nahrung, Gesundheit, Spiritualität, Form/Struktur der Umgebung, sie sind um uns und wir können und sollten uns deren Einflüssen nicht entziehen. So wie wir selbst, stehen auch Bäume und Pflanzen in einer Umgebung, in der sie unterschiedlichen Einflüssen ausgesetzt sind. Ich kann dies nicht unabhängig voneinander betrachten.

So wie ich die Entwicklung nicht unabhängig von ihrem Umfeld beurteile kann. Wir sind alle eingebunden und verbunden.

 

Oft ist es die Sprache der Symbole, in der sich die unbewusste Innenwelt mitteilt. Symbole sind ein Ergebnis von Prozessen der Verdichtung. Es werden nicht nur individuelle, sondern auch archetypische, kollektive und gruppenspezifische Erfahrungen verdichtet. Die Erlebnisverarbeitung im Traum bedient sich ebenfalls der Sprache der Symbole.

Symbole dienen also als Expression eines komplexen Prozesses und bieten verschiedene Betrachtungsebenen. Sie vertiefen und verstärken Ressourcenprozesse oder positiven Lebenserfahrungen genauso, wie sie uns verschlüsselte Informationen anbieten Themenfelder anders zu verstehen oder sogar direkt Antworten auf (un-)gestellte Fragen zu bekommen. Egal in welcher Richtung wir arbeiten, geht es für Klient:in um ein Klären und Position beziehen. Über die Symbole können wir leicht mit dem komplexen Inhalt in Kontakt treten und uns mit diesem Aspekt verbinden.[6]

 

Es existieren diverse Zugangsweisen, um ein Symbol für sich nutzbar zu machen:

Der Begriff Symbol ist sehr komplex. Im therapeutischen Arbeiten bietet das Symbol die Möglichkeit einem Objekt, einem inneren Bild, einer Handlung, einem Klang, etc. eine individuelle und persönliche Bedeutung zu geben. Diese Bedeutung gelangt meist über Abstrahierung und/oder Verdichtung in ein Symbol. Das Symbol bietet dann den Zugang ein bestimmtes Erleben, ein gewünschtes Gefühl wachzurufen, da wir eine emotionale Verbindung über den Symbolentwicklungsprozess gesetzt haben. Es ist also eine bewusste Entscheidung. Wir können ein Symbol entwickeln und nutzen, wir können aber auch eine symbolische Erfahrung machen und dann dieses Symbol bewusst mit dieser Erfahrung verknüpfen, denn erst über den Bewusstseinsschritt, wird das Ganze zum Symbol.

Wenn wir uns in der Therapie für eine Symbolfindung entscheiden, geht es in der Regel um einen „ANKER“. Damit ist eine Möglichkeit gemeint, sich in schwierigen Situationen, (auch Traumata oder Trigger Situationen) über eine möglichst, mit minimalem Aufwand verbundene, Handlung in eine emotional stabile(-re) Ausgangssituation zu bringen. Dabei ist es wichtig, dass der sogenannte Anker für Klient:in leicht zugänglich bzw. immer zugreifbar ist, individuell auf sie/ihn abgestimmt und mit der persönlichen Sinneswahrnehmung verknüpft ist.

Die Entwicklung als auch die anschließende Nutzung eines „Ankers“ vermitteln das Gefühl von Selbstwirksamkeit und bieten eine Möglichkeit aus sogenannten „Opferhaltungen“ oder Ohnmachtsgefühlen auszusteigen. Denn über die Ankersetzung kann ich mich selbst in einen Zustand transformieren, der mich wieder handlungsfähig macht. Und das ist ein wesentlicher Teil der therapeutischen Arbeit, die Menschen für die eigenen Möglichkeiten „neu“ zu öffnen. Deshalb ist die Überprüfung, inwieweit der symbolische Anker funktioniert und einsetzbar ist dringend notwendig. Und in der Weiterführung meist hilfreich eine Sinneskette anzufügen, D.h.: dass ein bis zwei zusätzliche Sinneserfahrungen das Symbol noch verstärken können, für besondere Herausforderungen. Ich habe beispielsweise einen Handschmeichler, der mich über die Berührung erdet und mir Vertrauen vermittelt. Bei großen Herausforderungen springe ich aber wiederholt aus diesem Gefühl heraus, und fühle mich unsicher. Nun nehme ich eine weitere Sinneserfahrung zu dem Handschmeichler hinzu und habe den Klang von Meeresrauschen als akustische Erfahrung in meinem Ohr, die mir Kraft vermittelt usw... Das heißt in der Situation nutze ich den Handschmeichler, wenn die Herausforderung mich wackeln lässt, lade ich über die Berührung des Handschmeichlers auch noch das Meeresrauschen hinzu … .“[7] Es funktioniert wie eine Assoziationskette. Dies gemeinsam zu erarbeiten ist eine wunderbare Möglichkeit die Selbstwirksamkeit der Menschen zu stärken, diese selbst zu erfahren und gleichzeitig das Bewusstsein dafür zu erweitern, welche Sinne im Einzelnen besonders zugänglich und damit leicht einsetzbar sind für das persönliche Wohlbefinden.

 

Die prozessorientierte Naturtherapie bietet in ihren Methoden noch einen weiteren, fast psychosomatischen Weg der Annäherung an symbolische Handlungen.  Über die Arbeit mit den Essenzen von Bäumen und Pflanzen. Diese ermöglichen eine besondere Symbolarbeit, die alle Sinne mit einbezieht. Diese kann in der „klassischen“ therapeutischen Vorstellung irritierend wirken. So nutze ich für Menschen, die eine Unterstützung im Bezug zum eigenen Körper oder die besonders auf taktile oder olfaktorische Sinneswahrnehmungen reagieren, gerne die Möglichkeit leicht zu erstellende Pflege – und/oder Genussmittel als Symbolwert zu nutzen. Der Weg dorthin kann langwierig sein, da es zunächst einer Pflanze oder eines Baumes bedarf, die einen symbolischen Wert oder eine besondere Anziehung ausübt. Im nächsten Schritt gilt es eine Artbestimmung vorzunehmen und dann beginnt bereits ein intensiver Auseinandersetzungsprozess, der verschiedene Ebenen öffnet. An dieser Stelle entscheidet sich Klientin, welche Art der Essenz und sinnlichen Mittel, sie sich zubereiten will. Natürlich wichtig, erst Artbestimmung, dann schauen, was möglich ist, da wir natürlich ausschließen müssen, dass es sich um eine Giftpflanze handelt. Sollte dies doch der Fall sein, dann entsteht ein neuer Prozess über den Bezug zum eigenen Leben.

Der Auftrag der Herstellung kann innerhalb der Therapiezeit geschehen, es gibt einfache Herstellungsmethoden (wie Salze oder einfache Blütenessenzen) die ohne viel Aufwand direkt im Wald bereitet werden können, wenn man 1- 2 Materialien mit sich trägt. Die Beschäftigung mit der Erstellung seines eigenen symbolischen Mediums kann auch eine anregende Aufgabe für zuhause sein, wo Klient:in die Möglichkeit hat, ihre eigenen Beobachtungen, Informationsbedürfnisse etc. zu nutzen. Somit kann eine längere Phase der Auseinandersetzung mit dem Wert des Mediums entstehen. Grundsätzlich muss ich immer einplanen, dass keines der Pflanzenmittel direkt verfügbar ist, sondern immer einen Prozess des „Reifens“ braucht. Der den Prozess der Ankersetzung verstärken kann. Hierzu möchte ich einen kleinen Blick in die therapeutische Begleitung von M. geben:

 

M. befindet sich gerade in einer Phase intensiver Umbrüche, die Kinder gehen aus dem Haus oder/und ins Ausland, sie hat einen Lebenspartner, der aber sehr eigene Vorstellungen seines Lebens hat. Sie hat einen guten und sicheren Job, kommt aber gerade dennoch an ihre eigenen Grenzen und die Wechseljahre sind im vollen Gange.

Alte Selbsthilfeprogramme helfen gerade nicht, da ihre Vorstellungskraft ihr nicht mehr ermöglicht innere Bilder oder Verbindungen aufzubauen. Sie fühlt sich von sich selbst verlassen und es geht darum, sich selbst wieder mehr zu spüren und eigene Entscheidungen ganz allein für sich treffen zu können. Das eigene Glück unabhängig von den äußeren Begebenheiten in die Hände zu nehmen und für sich zu sorgen.

Im Laufe des Prozesses zeigte sich, dass sie viele Dinge nicht mehr tut, dass Selbstpflege und -fürsorge keinen Raum mehr bekommen. Der sportliche Körper scheint keinerlei Bedürfnisse mehr anzuzeigen und immer wieder zeigen sich kleine Aspekte der (Selbst-)Ablehnung, es zeichnen sich vermehrt körperliche Erkrankungen ab, insbesondere in Form von Abszessen oder Gelenkverletzungen. In unseren Begegnungen haben wir das Thema Selbstliebe in der Veränderung bereits seit längerem prozessiert, aber es fehlt der emotional, seelische Zugang. Die Klientin ist sich dessen, was „eigentlich“ ansteht bewusst und kann vom Kopf ausgehend Strategien entwickeln. Dennoch zeigt sich, dass sie diese nicht umsetzt. An dieser Stelle kommen wir erneut auf die sinnliche Wahrnehmung, auf die Intuition und inneres Wissen zu sprechen. Sie wünscht sich etwas Handlungsorientiertes. Mit der Einladung sich eine Pflanze zu suchen, geht sie zunächst sehr zielstrebig los, denn sie weiß ja was ihr gefällt. Zielstrebig auf dem Weg, stolpert sie im Gehen über einen Weidenkätzchen- Ast, geht aber weiter später in der Nähe des Wassers streift sie an den Weidenkätzchen entlang und berührt sie mit den Händen, aber ihr Ziel ist ein Birkenhain. Dort angekommen, will sich kein so rechtes Gefühl einfinden. Alle Impulse verlaufen im Sand. Auf die Frage, was denn die Auswahl so klar gemacht habe, antwortet sie, dass sie Birken als hell sehe und sie wolle Helligkeit. Mit der Frage, ob es das sei, was sie jetzt brauche, kommt sie ins Schwanken. Die Berührung mit den Weidenkätzchen kommt ihr in den Sinn. Die Zartheit der Berührung und auch eine Form von Wohlbefinden, Behaglichkeit.

Ausgehend vom Birkenhain macht sie sich auf den Weg zurück, wo verschiedenen Begegnungen mit Weidenbäumen warten. An der ersten Stelle findet sich eine kleine, versteckte aber mit wunderbaren Blick auf das Wasser verborgene Weide. Sehr vorsichtig nähert sie sich auf leicht sumpfigen Grund. Die Weidenkätzchen sind gut erreichbar und sehr vorsichtig hält sie ihr Gesicht in die Kätzchen und lässt sie über das Gesicht streichen. Traurigkeit kommt auf und gleichzeitig ein Gefühl, „Hier bin ich richtig“. Sie hat Zeit nachzuspüren, den Baum zu betrachten, zu berühren, einfach nur seine Präsenz wahrzunehmen und auch der Traurigkeit nachzugeben. Im Gespräch zeigt sich dann, dass da etwas Altes sich meldet, was eine neue Aktualität bekommt. In ihrer Kindheit und Jugend, war sie sehr Ballett begeistert und wurde von ihrer Familie unterstützt. Sie hatte Chancen auf eine anerkannte Ballettschule zu kommen, aber dies verlangte viel hartes Training, bis über Schmerzgrenzen hinweg. Damals bekam sie verschiedene Hauterkrankungen bis hin zur Gürtelrose und musste schließlich lange pausieren, bis sie schließlich Ballett ganz aufgab. Jahre später ist sie dann in einer freien Tanz – Gruppe gewesen und konnte die Freude der körperlichen Bewegung wiederfinden. Aber auch das ist schon einige Jahre her. Sie erinnert sich an den Verlust des Körperbezugs, indem sie die Schmerzen beim Balletttraining ignorierte und immer noch einen Schritt weiterging, wie sie Zähne zusammenbiss und die Spannung im Kiefer sich auch in diesem Moment wieder deutlich zeigt. Das ist ihr persönliches Signal, welches sie von der Weide bekommt: „Du vergisst dich selbst, in all den Veränderungen, in all den Zielen der Anderen (der Kinder, Familie, des Lebenspartners). Die Einladung ist, wie kann dieses Signal dich unterstützen, Dich wieder zu achten, zu pflegen und Deine eigenen Ziele zu sehen?

Ein Prozess des Erforschens der Sinneserfahrungen, die gerade zugänglich erscheinen und das Wissen, dass es hilfreich ist, eine rituelle Handlung zu vollziehen.

Über die Möglichkeiten entscheidet sie sich für eine Salzverreibung[i] und die Blütenessenz. Hier gibt es verschieden Möglichkeiten über die Blüten einen Sonnenauszug oder auch mit Essig und Alkohol zu arbeiten. Da sie selbst aber einen Zugang zu Bachblüten hat, überlegt sie die Bachblüte „Willow“ ggf. zu nutzen und jetzt mit mir gemeinsam die Salzverreibung vorzubereiten. Da im Frühjahr neben den Kätzchen auch noch Blüten vorhanden sind, sammelt sie achtsam eine halbe handvoll Blüten und Kätzchen, ergänzend nutzt sie etwas Rinde, von dem bereits am Boden liegenden Ast. Diese Pflanzenteil werden dann vorbereitend zerkleinert und in einen Mörser gegeben, dazu folgt entweder Meer – oder Steinsalz. Es gibt noch weitere Trägersubstanzen, aber das sind die, die ich leicht mit auf die gemeinsamen Waldwege nehmen kann. M. entscheidet sich für das Steinsalz, dass eher das Nervensystem und Gehirn anspricht. Es macht Sinn Zeit zu haben, wenn eine Salzverreibung hergestellt wird, da das Mörsern eine meditative Kraft erzeugen kann. So sollte man 20 Min. einplanen. In dieser Zeit reagieren Menschen sehr unterschiedlich, die einen sind ganz für sich und versinken, die anderen sprechen rein assoziativ und die nächsten möchten mit Worten begleitet und vielleicht auch motiviert werden. Ich lade immer dazu ein, zunächst bei sich zu bleiben und mit Bewegung und Material in Kontakt zu treten. M. ist unsicher, was ihr gut tut. Ich schlage ihr vor, sie für 5 Minuten allein zu lassen (natürlich in Rufweite) und den Atem bewusst in den Prozess einzubinden. Als ich nach 5 Minuten wieder zu ihr zurückkehre und mich ihr bemerkbare mache, ist sie ganz für sich und atmet sanft und fließend. Nach einiger Zeit beginnt sie die Assoziationen die ihr kommen auszusprechen. Ich notiere die Worte, um sie ihr später geben zu können. Es entsteht eine Sammlung wie, kreisen, kreisen aber um was, Kreise ziehen, wo ist die Mitte, Ruhe, geschmeidig, Kraft, ….bis wo ist die Mitte von mir…. Und als sie ca. 17 Min. mit Pausen gemörsert hat, legt sie den Mörser zur Seite und sagt:…“da ist sie ja…“ (die Mitte) und zeigt auf eine kleine Anhäufung von Weidensubstanzen in der Mitte der Schale. Für diesen Tag fühlt sich M. plötzlich ruhig und gelöst, wir besprechen wie das Trocknen vollzogen werden soll und sie entscheidet sich das Salz mitzunehmen und zu Hause in der Sonne zu trocknen. M. spürt eine Art Vorfreude, wenn das Salz gut getrocknet ist, kann sie es in ein Glas tun und regelmäßig eine Verreibung[1]  durchführen. Wir besprechen noch, dass es gut ist, eine Salzverreibung am Morgen zu machen, da sie anregend ist.

Für das nächste Mal verabreden wir, dass wir die Weide zu Beginn nochmals aufsuchen und schauen, was sich bewegt hat.

 

In der nachträglichen Prozessbetrachtung zeichnen sich einige entscheidende Momente ab und es wird sichtbar, wo ein Ebenenwechsel notwendig, bzw. wo Prozesse nicht auf den Ebenen greifen, die für eine Veränderung zum Wohle der Klientin notwendig sind. Der Naturraum, an sich bietet hier eine Vielzahl an Möglichkeiten, um einerseits die sinnliche Erfahrungsebene zu wechseln aber auch, um aufzudecken, an welcher Stelle wir nicht tatsächlich im Kontakt sind/waren. Gleichzeitig gilt es diese „Missverständnisse“ nicht zu verteufeln sondern als Chance zu nutzen, zu sehen, an welcher Stelle die Trennung der Kommunikationsebene stattgefunden hat und wer hat die zuvor gemeinsame Ebene verlassen. Dies ist eine wichtige Beobachtung für die Selbstreflexion meiner therapeutischen Arbeit und Haltung und bietet natürlich einen wunderbaren Blick auf Reaktionsmuster der Klienten. Es macht deutlich welche Themen gelernt wurden auf der rationalen Ebene zu lösen, welche tief in den Emotionen treffen und den Verstand abschalten, aber auch welche, die ganz abseits von bewusster Reaktion verlaufen. Wichtig ist den Wechsel wahrzunehmen und direktiv oder indirektiv die gemeinsame Ebene wieder zu betreten. Eine Begrifflichkeit, die viel in der begleitenden Sozialarbeit genutzt wird, Klienten dort abzuholen, wo sie gerade stehen. Ob wir auf den Sprung aufmerksam machen, hängt von vielen Faktoren ab. Im Beispiel ist es sehr offensichtlich, dass die Klientin sich etwas bewusst ausgesucht hat und alles andere nicht wahrnehmen kann, sie ist komplett auf die mentale Ebene eingestiegen und kann erst im Nachspüren und Zeit nehmen für den „gewollten“ Ort sowie das Nachfragen erkennen, dass sie emotional nicht an diesem Ort sein möchte. Im Verlauf zeigt sich, wie die klaren, mental getroffenen Vorstellungen, M. immer wieder von ihren eigenen Bedürfnissen wegführen und weggeführt haben. Doch auch hier ist die reine Erkenntnis darüber selten ausreichend, da es ein lange trainiertes Muster ist, das häufig in der Außenwelt auf Unterstützung stößt, da Zielorientierung ein hohes Gut ist und sie selbst ja diesen Willen hat.  Im weiteren Prozess mit M. steht im Vordergrund, eine Balance zwischen fühlbaren, emotionalen, körperlichen Bedürfnissen und mentalen Wollen zu finden. Denn der Wille hat in ihrem Fall häufig als eine ungeheure Motivations– und Antriebskraft gezeigt, die notwendig ist.

 

 

Im Wald ein Bad nehmen oder wie ich in der Naturverbindung mir selbst näherkommen

 

„The earth and myself are of one mind. “

Hinmaton Yalatkit, Indianerhäuptling

 

Neben den Erkenntnissen aus den Forschungen des Shinrin Yoku und den ebenfalls in ganz unterschiedlichen Zweigen der wissenschaftlichen Forschung gesammelten Ergebnisse über die Aspekte des Parasympathikus, führen viele von uns eigene Erinnerungen und gemachte Erfahrungen auf die Erkenntnis der Walderfahrung zurück. Selbstverständlich gilt dies auch für andere intensive Naturerfahrungen, aber dazu kommen wir an einem späteren Punkt im Buch. Das Bild des Waldbadens scheint zunächst suspekt, aber bei genauere Betrachtung zeichnet es ein deutliches Bild von dem was möglich ist.

Wesentlich ist dabei, dass wir Zeit haben und sie uns nehmen. Denn ähnlich wie die Wirkung einer Badewanne abhängig von der inneren Haltung ist, braucht das Waldbaden einen individuell ruhig empfundenen und geschützten Ort. Wichtig ist auch das Entspannen und Ziellos sein. Im Wald können wir laufen, sitzen, liegen wonach uns ist, wesentlich ist, sich Zeit zuzugestehen und zu atmen, mehr ist gar nicht zu tun, um die Wirkstoffe der Terpene in sich auf zu nehmen und damit das eigene Immunsystem zu unterstützen. Indem ich Körper, Geist und Seele etwas Heilsames zur Verfügung stelle, ist es bereits getan. Denn das Immunsystem funktioniert über Austausch von Informationen auf den verschiedenen Sinnesebenen und somit reagiert es auf Substanzen, wie die Terpene. Diese steigern nachweislich die Immunabwehr. Wir stehen also in einem Funktionskreis mit der Natur. Ein Bewusstsein, dass in den archaischen Kulturen zum Glück, noch immer lebt. Die japanische Waldmedizin stellt dazu einige Ihrer Kenntnisse und Methoden aus den Forschungen[ii] bereit.

 

„Ich ging nur für einen kurzen Spaziergang hinaus und beschloss schließlich, bis zum Sonnenuntergang draußen zu bleiben, denn ich stellte fest, dass das Nach-draußen-gehen eigentlich ein Nach-innen-Gehen war.“  John Muir

 

Mit diesem Wissen im Hintergrund erschließt sich möglicherweise auch die schlichte Übung des „Sitzplatzes“ aus der Wildnispädagogik, die für mich einen wesentlichen Aspekt des naturtherapeutischen Arbeitens beinhaltet. Letztlich über die Verbundenheit mit und in der Natur, ganz bei der eigenen inneren Weisheit anzugelangen und aus den Erleben des Verbunden-seins mit sich und der Natur klare Impulse zu bekommen, was in der aktuellen Situation zu tun ist. Eine große Chance, wenn uns diese Form des Rückverbindens verinnerlicht ist. Der Weg dorthin ist für viele nicht so einfach, wie es den Anschein macht. Ich sitze in der Natur und öffne meine Sinne.

Eine kleine Übung zum auszuprobieren. Es zählt, das Ausprobieren und Erfahrung sammeln. Ich habe die überraschende Erfahrung gemacht, es verändert sich und uns. So lade ich dazu ein: Dir einen Platz für Dich allein zu suchen und mit allen Sinnen wahrzunehmen. Versenke Dich, lass Gedanken kommen und gehen, lass Deinen Atem fließen, sei still und lass alles kommen und gehen. Lerne Deinen Platz kennen und erinnere Dich an alle Einzelheiten. Versinke hier an diesem Platz und schließe auch einmal die Augen. Lasse das äußere Bild zu einem inneren Bild werden. Vielleicht kommst Du am nächsten Tag zurück zum selben Platz. Sei still an deinem Platz, grüße den Tag, lass Gedanken und Erinnerungen an gestern an dir vorbeiziehen, so wie eine Wolke am Himmel oder ein Stöckchen, welches auf einem Fluss treibt. Höre auf Deine Umgebung, schaue genau hin, fühle das nasse Laub, rieche die feuchte Erde. Hat sich etwas verändert seit dem letzten Mal? Scheinbar ist dem nicht so, aber die Welt und alle Lebewesen auf ihr, verändern sich in jeder Sekunde. Nur mit aller Aufmerksamkeit, wirst du die Unterschiede zu vergangenen Stunden und Tagen wahrnehmen. Auch in Dir verändert sich alles in jedem Augenblick. Immer wird etwas in Dir sterben und neu geschaffen. Leben ist Bewegung. Naturmeditation ist Innehalten und die Bewegung spüren, das Leben selbst wahrnehmen, sich selbst am Leben wahrnehmen. Begreifen, wie das Leben lebt in jedem Augenblick.

 

Diese kleine Übung sollte min. 40 Min. Zeit haben, besser 60 Min. Doch es ist wichtig sich selbst wahrzunehmen und sich nicht zu quälen, ich kann auch langsam durch die Natur laufen oder zunächst einem ausgewählten Sinn folgen, um nach und nach den inneren Druck loszulassen. Vielen von uns fällt diese Übung richtig schwer und tatsächlich sollten selbstverständlich keine elektronischen Geräte dabei sein, keine Fotos gemacht werden etc. In China habe ich in den Seminaren die Erfahrung gemacht, dass bereits 10 Min. für Viele eine Herausforderung sind, da die Handys für alles genutzt werden. Für mich persönlich bedeutet, mit der Natur in Verbindung treten auch ein Austreten der Nutzung von Kommunikationstechnik. Ich für mich kann mit dir oder der Natur oder… verbunden sein, wenn ich mit meiner Präsenz ganz Dasein kann.

Denn in diesem „Verbunden-sein“ entsteht eine neue Handlungskompetenz. Die moderne Technik hindert uns oft an dieser ganzheitlichen Präsenz. Ich lade dich ein mit mir gemeinsam auf die Suche nach dem Zauber der Präsenz zu gehen.

 

 Fußnoten: 

 

[ii] Der Biologie Professor Gordon Arthur Jungs und die Umweltpsychologin Judith Herr Wagen haben mithilfe von Fotos untersucht, welche Baumform von Menschen bevorzugt werden. Sie haben herausgefunden, dass wenn wir spontan Bäume nach ihrem Aussehen beurteilen uns unbewusst an drei Regeln halten: 1. gefallen uns Baumstämme die so geschaffen sind, dass wir gut in ihm hoch klettern können. 2. Bevorzugen wir die Bäume mit Kronen, die uns effizient Schatten spenden und 3. liebäugeln wir intuitiv mit solchen Bäumen, die eine nutzen für unsere Gesundheit und Ernährung haben. Daraus wird ersichtlich dass Ästhetik und Evolution  eng miteinander verwoben sind. Das wird auch daran erkennbar dass Menschen sich in einem ganz bestimmten Landschafts Typ am besten entspannen und sich die Stressparameter dort am effizientesten senken lassen. Dieser Landschaftstyp hat wiederum etwas mit unseren Vorfahren zu tun damit ist geklärt unser ästhetisches Empfinden entstand im Wechselspiel mit der Natur. Vgl.

[ii]  Gibberisch ist eine Art Unfug – Sprache. Das Gedachte wird in Laute und Vokale übertrage, die keinerlei  Wortsinn haben. Eine Möglichkeit Emotionen und Verstehen einmal anders zu erleben. (Anmerk. Autorin)

[ii] Die Bionik will verstehen, nach welchem Konstruktionsprinzipien die Natur vorgeht, um die unvergleichliche Stabilität und Belastbarkeit zu erreichen, wie sie etwa in Baumkronen, Wurzelwerken, Pflanzenstangen oder auch in Spinnennetzen, Tierknochen oder Vogelfedern gemessen werden kann.

[ii] Herbert Renzpolster, Gerald Hüther : „Wie Kinder heute wachsen“, Beltz Verlag 2013: „Tatsächlich ist in einer Baumkrone jeder Ast an ihr, im Laufe der Lebenszeit zu erwartenden Belastung angepasst. Das geht nur, indem während des Wachstums des dünnen Zweiges hin zu einem starken Ast, beständig Informationen aus der Umwelt aufgegriffen werden und in die laufenden Konstruktion mit einfließen – indem das Wachstum des Astes sich also innerhalb der vorgefundenen Rahmenbedingung selbst organisiert. Im Falle des Astes etwa werden die Holzfasern je nach Sonneneinstrahlung und Kraft ein Wirkung durch Schwerkraft, Wind oder Schneelast unterschiedlich angelegt und verdichtet, auch unterschiedlich verankert und verstärkt. Deshalb wächst jeder erst in einem unterschiedlichen Winkeln, hat eine andere dicke, einen anderen Querschnitt und einen anderen Verlauf – eine zu Struktur gewordene Dynamik auf die Ingenieure neidvoll blicken. Bei diesem Blick auf die Selbstorganisation Leben der Systeme zeigt sich eines: nur sich selbst organisieren die Systeme sind stabile nachhaltige Systeme denn nur durch die Selbstorganisation ist das Wachstum auf die Umweltbedingungen abgestimmt  

[ii]  Erinnerung einer TN.

[ii]      Es gibt Begriffe, die scheinen jedem so klar definiert zu sein, dass es scheinbar kaum mehr lohnt, darüber zu diskutieren − z. B. der auch in der musiktherapeutischen Theorie und Forschung häufig benutzte Begriff „Symbolisierung“. Allerdings enthält dieser, bei näherem Hinschauen, ein so breites Spektrum verschiedener Auffassungen und Definitionen, dass es mehr denn je lohnt zu klären, wer denn nun warum was darunter versteht. Insbesondere für die nonverbalen Aspekte von Psychotherapie generell, vor allem aber für diejenigen Psychotherapieformen (wie Musik- und Kunsttherapie), die nonverbale Medien anbieten, erscheint es unumgänglich, hier mehr Klarheit zu schaffen.

 

[ii]  Persönliches Beispiel der Autorin

 


 [1]Anregungen was und wie funktioniert eine Salzverreibung – 2 Variationen

[i]     Es finden sich hierzu wunderschöne Hinweise und hilfreiche Informationen u.a. in: Lingg, Adelheid: Bäume & die heilende Kraft des Waldes“ Franckh-Kosmos  Verlags-GmbH & Co.Kg, Stuttgart 2016

[ii]  Siehe „Shinin Yoku … Literatur verweis

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