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Der Drache von Dublin

Der Drache von Dublin · Sci-fi und Fantasy

Die Welt braucht keinen Reichtum, sondern Menschlichkeit. Das erkennt ein Samurai auf seiner Reise durch ein zerstörtes Irland.

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Die Welt wirkt unruhig in den letzten Jahren und viele Menschen blicken besorgt in die Zukunft. Als ich mit meinem Roman "Der Drache von Dublin" begonnen habe, wollte ich vor allem meine Leidenschaften in einer Geschichte vereinen. Auf dem Weg dorthin merkte ich allerdings, dass unsere Welt nicht weit entfernt ist von einer Dystopie, so fantastisch diese auch sein mag. Geschichten geben uns die Möglichkeit, in die Zukunft zu sehen - in den Zeilen finden wir aber oft auch Dinge, die uns erschreckend bekannt vorkommen. Kane Asano lebt in einem Irland der Zukunft. Die wohlhabende Elite hat die Erde schon vor Jahrzehnten verlassen, als Meteoriten weite Teile der Zivilisation zerstört haben. Doch auf seiner Reise begibt er sich auf die Suche nach einem entführten Mädchen und erkennt, welche Dinge Bestand haben: Freunde, Familie, Menschlichkeit. Eine Geschichte mag noch so fantastisch sein, doch die Gefühle, die wir beim lesen empfinden, sind real. So wie Kane habe auch ich erkannt, dass wir uns mit einer Familie immer geborgen fühlen und immer eine Heimat haben. Familie ist dabei an keine Gene gebunden, sondern an ein Gefühl, das jeder anders empfindet. Ich hoffe, beim Schreiben Momente schaffen zu können, die dieses Gefühl wachrufen können, wenn auch nur für eine Sekunde. Manchmal braucht es nicht mehr.

Über den/die Autor:in

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Hi, ich bin Florian! Mir schwirren ständig Ideen im Kopf, die ich gerne zu Papier bringe - manchmal nur Sätze, manchmal auch deutlich mehr. Das Schreiben ist für mich der beste Weg, nachzudenken und ...

Der Drache von Dublin

 

Gemeinsam geboren im Schein des Lichts

ohne Hass im Herzen

und treu bis zum Ende hin.

Als Brüder und Schwestern

im Kampfe und in Ewigkeit,

Schulter an Schulter, wenn Böses lauert

und Angst den Willen bricht.

 

Wir stehen als heilige Mauer

zum Schutze derer, die wir lieben,

und derer, die sich selbst nicht schützen können.

Wenn Schwärze uns umhüllt,

soll unser Glaube sie durchbrechen

und denen den Weg weisen,

die mit uns ihr Leben lassen.

 

Mit Trauer in unseren Herzen

blicken wir uns im Kriege um

und erkennen im Schatten des Todes,

dass unsere gefallenen Feinde

auch nur Brüder und Schwestern waren

die wir, geblendet von unserer Heiligkeit,

mit der Zeit vergessen haben.

 

Unbekannter Soldat über die Kolonialkriege,

um 2189

 

 

 

Am Fuße des Corrán Tuathail

 

2215 | Corrán Tuathail

 

Man hörte nur Geschichten über die schwarzen Berge im Norden. Versteckt im Nebel und gepeitscht von ewigen Unwettern waren sie gefährlich für jeden, der sie ohne die nötigen Vorkenntnisse überqueren wollte. Viele waren schon an den rutschigen Pässen gescheitert und in den Tod gestürzt.

Ich blickte in die Tiefe und musste lächeln. Der Corrán Tuathail war der höchste Berg der Macgillycuddy’s Reeks, im Volksmund auch Na Cruacha Dubha – die schwarzen Berge – genannt. Er war der höchste Punkt Irlands. Die Devil‘s Ladder führte einen strebsamen Kletterer bei nötiger Vorsicht den ganzen Berg hinauf. Das von ihr geführte Wasser schliff den kargen Stein und hatte über die Jahre so tiefe Furchen hinterlassen, dass die Route mittlerweile in kleinen Bächen unter den Klippen mündete. Das machte sie umso gefährlicher für achtlose Wanderer, die den Corrán Tuathail erklimmen wollten, um zur nördlichen Küste zu gelangen.

Bei mir trafen solche Schicksale auf Unverständnis. Eine gefährliche Situation war berechenbar, wenn man die Gefahr kannte und ihr den nötigen Respekt entgegen brachte. Ich tastete mich langsam voran und erklomm einen Felsen nach dem anderen. Begleitet vom fernen Rauschen des Tals, schwebten tausende Schneeflocken auf mich herab. Die Kälte fraß sich langsam durch meinen Harnisch. Niemand sonst war weit und breit zu sehen. Nur das Klirren meines Katanas durchbrach die heilige Stille der Natur.

Ich erreichte einen Vorsprung und hievte mich hinauf. Meine Beine versanken bis zu den Knien in der dicken Schneeschicht. Ich schloss die Augen. Ein Hauch von Freiheit durchfloss meinen Körper und füllte meine Venen. Lebendiger konnte man sich kaum fühlen. Ich atmete aus und blickte ins Tal hinab.

Weit unter mir lagen weiße, schier endlos wirkende Wiesen und eisblaue Seen. Die Wipfel der anderen Berge schimmerten in der Abendsonne ebenso wie die Wolken am Horizont. Den Corrán Tuathail in der Dämmerung und bei schlechter Wetterlage zu besteigen, war auch für mich eine Herausforderung. Hierfür hatte es sich aber bereits gelohnt, diese Gefahr auf sich zu nehmen.

Ich rappelte mich wieder auf und stapfte auf die Bergspitze zu. Ein schwarzes Gipfelkreuz erwartete mich. Die letzten Sonnenstrahlen brachen sich im Schnee und der Berg strahlte im warmen Licht wie ein Meer aus Diamanten. Ein goldener Glanz umgab mich. Ich legte meine Hand auf das Kreuz und lächelte.

Vor seinem Tod war ich mit meinem Vater hier gewesen. Zusammen hatten wir etwas in den Stein geritzt, am Fuße des Kreuzes. Ich stützte mich auf meine Knie und schaufelte den Schnee beiseite. Man konnte die verwitterten Buchstaben auch nach fast zwei Jahrzehnten noch erkennen.

»Sag mir – was bedeuten die Worte auf dem Stein?«

Meine Miene verdüsterte sich. Jemand stand plötzlich hinter mir. Ich hatte ihn nicht einmal kommen hören.

»Was ist das Leben wert, wenn man es in Ketten verbringt?«

Ich hörte Schritte im Schnee. Er kam näher.

»Ist das alles? Keine Scheu, Ire. Was flüstert der Stein dir zu?«

Mein ganzer Körper war angespannt. Langsam stand ich auf, während der Mann hinter mir eine Klinge zog.

»Dann höre mir zu und schweig. Wenn es sein muss, für immer!«

Die kühle Luft wurde plötzlich von zwei blitzenden Schwertern durchschnitten. Ich hatte mich ruckartig umgedreht und den Angriff pariert. Mein Besucher war augenscheinlich überrascht. Seine dunkelbraunen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und der feste Griff um sein Schwert zeugte von gnadenloser Entschlossenheit. Ein Kampf war unvermeidbar.

Ich machte mir ein Bild von meinem Gegner: Er war in eine Mönchsrobe gekleidet; seine Gliedmaßen wurden von dünnen Lederriemen geschützt, die kaum warm genug sein konnten.

Er wird langsam sein. Die Kälte wird ihn bremsen.

 Sein Haar war kurz, sein Bart spärlich und grau. Um den Hals trug er ein Amulett. Es hatte die Form eines Drachen.

Er ist alt und weise. Ich muss ihn überraschen.

Die Klinge seines Schwerts war pechschwarz und mit japanischen Schriftzeichen verziert. Sie schimmerte bedrohlich und hätte jeden normalen Mann vermutlich das Fürchten gelehrt.

»Wählen, zwischen falschem Leben und freiem Tod!«

Mit Wucht hieb ich mit meiner Klinge auf ihn ein. Er rutschte über den Schnee, konnte die Angriffe jedoch abwehren.

»Kämpfen, wie ein Drache, erbarmungslos und voller Tapferkeit!«

Mit einem kraftvollen Sprung ließ ich mein Katana herabstürzen.

Er ging zu Boden, stieß sich jedoch nach oben und erwiderte meinen Angriff. Der Schneefall hatte unterdessen nachgelassen. In der untergehenden Sonne waren es nur noch wenige Flocken, die zu Boden schwebten. Unsere Klingen donnerten in der Abenddämmerung aneinander. Durch das Tal schallten unsere Schreie. Wäre man am Fuße des Berges gewesen, hätte man geglaubt, ein fernes Donnergrollen zu hören.

In einem unachtsamen Moment, als ich einen Schlag pariert hatte und zum Angriff übergehen wollte, nutzte mein Gegner die entstandene Lücke und schmetterte mir das Schwert aus der Hand. Es bohrte sich in den Schnee und wippte im Wind. Ein Tritt auf die Brust ließ mich rücklings zu Boden gehen. Das Tal verstummte. Ich blickte in die ruhigen Augen meines Feindes. Die Spitze der schwarzen Klinge legte sich auf meine Brust.

»Du bist noch nicht fertig. Wie lautet der letzte Satz?«

Nur Sekunden würde es jetzt noch dauern, bis er zum tödlichen Schlag ausholen würde. Der Himmel war rot wie Blut; man sah schon die ersten Sterne zwischen den schrumpfenden Wolken.

Ich atmete tief ein. So leicht würde ich mich nicht geschlagen geben. Ich beobachtete die Schneeflocken, die sich friedlich auf der Klinge meines Feindes niederließen. Mein Katana vibrierte im Schnee. Es wartete auf mich – noch war der Kampf nicht vorbei. Wie ein Blitz schoss ich durch die malerische Stille und wirbelte zu meiner Klinge. Der Fremde holte zum Schlag aus, doch es war zu spät: Ich konterte mit drei mächtigen Hieben, bis ich das schwarze Schwert schließlich an mich nehmen und meinen Gegner vor dem Kreuz zu Fall bringen konnte.

Mit beiden Klingen umschloss ich seine Kehle. Ich nickte in Richtung der Inschrift, die ich und mein Vater vor vielen Jahren hier hinterlassen hatten.

»Sterben, nicht auf Knien, sondern aufrecht und stolz!«

Der Mann schwieg, bis ein Schmunzeln seine zuvor harten Gesichtszüge erweichte und in freundliche Grübchen verwandelte.

»Gut gemacht!«

Ich lächelte stolz, zog die Schwerter zurück und rammte meine Klinge in den Boden. Ich streckte den Arm aus und reichte meinem Meister die Hand. Er nahm dankend an und rappelte sich wieder auf. Schnell war er wieder auf den Beinen und wischte sich den Schnee von der Kleidung.

»Als ich deinem Vater geschworen habe, dich bei uns aufzunehmen, hätte ich nie gedacht, mal einen so talentierten Krieger aufwachsen zu sehen«, sagte er und klopfte mir auf die Schulter.

Ich winkte kopfschüttelnd ab. »Du hast mich dennoch kalt erwischt. Seit wann versteckst du dich hinter einem Wahrzeichen Gottes?«

»Nicht meines Gottes! Auch nicht deines Gottes, soweit ich weiß.«

Wir mussten lachen und stapften in Richtung der Inschrift. Die Sonne war nun gänzlich untergegangen. Der Mond durchbrach die noch übrig gebliebenen Wolken und tauchte den Berg in ein nunmehr silbernes Licht. Es wurde nicht dunkel, obwohl der Tag endgültig vorüber zu sein schien. Der Schnee reflektierte den Schein des Mondes und warf ihn auf das eisige Tal unter den Klippen. Bei Nacht war der Corrán Tuathail ein eigenwilliger Berg.

»Wie lang ist es her, Shinji? Wie lange lebe ich nun schon bei euch?«

Shinji wandte seinen Blick zunächst nicht von dem verwitterten Stein am Fuße des Kreuzes ab, der im Mondlicht seltsam funkelte.

»Du hast lange keine Fragen mehr gestellt, Kane.«

Mystische Stille durchzog den Moment. Sie ließ bereits erahnen, dass dies nur der belanglose Anfang eines bedeutenden Gesprächs sein sollte.

Ich runzelte die Stirn. »Zeiten ändern sich.«

Shinji drehte seinen Kopf und nickte. »So wie du dich verändert hast, seit du zu uns gekommen bist. Es ist fast fünfzehn Jahre her.«

Diese Zahl war größer, als ich erwartet hatte. Sie bedeutete, dass ich mehr als mein halbes Leben in diesen Bergen verbracht hatte.

»Die Welt holt dich ein, nicht wahr? Ein Ruf schallt aus der Ferne. Er kommt von dort, wo Feuer brennen.« Shinji hielt kurz inne. Dann begann er behutsam, den Stein mit den Inschriften auszugraben. »Dein Vater und ich waren oft hier oben und haben gekämpft. Ich habe ihn immer besiegt; zumindest fast immer. Als die Kolonialmächte die Waffen des 23. Jahrhunderts unbrauchbar gemacht hatten, waren Schwert und Schild zu einem mächtigen Begleiter geworden. Ich habe ihn gelehrt, sie zu nutzen.«

Unter dem Schnee schien ein Stein zu liegen, der ebenso schwarz war wie die Nacht. Er schimmerte bedrohlich.

»Kurz vor seinem Tod forderte er mich erneut heraus. Ich hatte ihm schon vieles von dem gezeigt, was meine Meister mich während des Krieges gelehrt hatten. Obwohl ich ihm ungeschlagen gegenüber trat, besiegte er mich an jenem Tag.« Shinji legte seine Hände auf den Knien ab.

Der Mond schien nun auf den vollends befreiten, schwarzen Stein, der sich unter dem Schnee verborgen hatte. Er war geformt wie eine Sichel, die sich an den Fuß des Kreuzes schmiegte. Seine Oberfläche war glatt und rein – nur die Inschrift durchbrach seine makellose Schönheit. Shinji strich mit seiner Hand langsam über die Riffelungen und Kerben.

»Du hast mich heute sehr an ihn erinnert. An ihn und an das, was er mir an jenem Tag gesagt hat.«

Bei diesen Worten horchte ich auf.

»Was hat mein Vater zu dir gesagt?«

Shinji lächelte mich an, wie nur ein Lehrer seinen Schüler anlächeln konnte. Seine Augen aber lächelten nicht; sie waren voller Trauer.

»Wenn der Tag kommt, an dem du mich im Kampf besiegst, soll ich dich in die Welt entlassen, sodass du sie kennenlernen kannst.« Shinji stapfte durch den Schnee auf mich zu. In der Stille des Tals schienen seine Schritte noch ewig durch die kalte Luft zu hallen. »Du sollst die Wahrheit über den Krieg erfahren und verstehen, warum er dich verlassen musste. Ein dunkles Erbe geißelt diese Welt. Jemand muss es bekämpfen. Nicht Männer wie ich oder Benjiro Sakai. Wir sind alt und Relikte der Vergangenheit. Doch du kannst ein Teil der Zukunft werden. Das wusste dein Vater von Anfang an.«

Ich schaute in das warme Gesicht meines Meisters und fühlte mich so leer wie seit Jahren nicht mehr. Für eine Sekunde spürte ich die Gegenwart meines Vaters in allem, was mich umgab:

Im Schnee, der langsam vom Nachthimmel herabsank. Im Mond, der wachend über uns schwebte. Vor allem aber in Shinji, meinem Meister, der sich – seit ich denken konnte – um mich gekümmert hatte. Dennoch war da diese Leere, die mich innerlich auffraß.

»Wieso war er sich so sicher, dass er nicht mehr da sein würde, wenn dieser Tag kommt?« Ich drehte mich um. Das Tal lag vor mir wie ein Meer der Dunkelheit. Die gefrorenen Seen und Flüsse glitzerten silbern – nur vermochte mir ihr Anblick diesmal keinen Frieden zu bringen. »Ich weiß von dieser Wahrheit. Sie hat ihn sein Leben lang verfolgt und schließlich hat sie ihn auch umgebracht. Es hätte nicht so kommen müssen. Er hätte sich anders entscheiden können. Ich habe ihn geliebt, Shinji, und ich vermisse ihn jeden Tag. Doch er hat mich zurückgelassen. Mich und diese Wahrheit, von der du verlangst, dass ich mich ihr ebenfalls verpflichte.« Ich blickte in die Ferne und lauschte dem Seufzen meines Meisters. Wenn Shinji im Begriff war, etwas Unumstößliches zu sagen, begann er immer mit einem Seufzen. Dieses eine Mal würde ich nicht darauf hören.

»Er wusste es, weil er sich sicher war, zu sterben. Er hatte erfahren, dass die Auctoritas in Richtung eures Dorfes unterwegs war. Sie kam, um es in ihr Königreich einzugliedern. Er stellte sich den Gardisten mit einigen Männern entgegen. Sie hatten keine Chance. Die Auctoritas besitzt weitaus modernere Waffen und so viele Soldaten, dass nur wenige überhaupt die Tapferkeit haben, ihr die Stirn zu bieten. Dein Vater aber war so ein Mann. Tapfer und voller–«

»Dennoch ist er tot. Er hat es nicht geschafft. Wenn stimmt, was du sagst, hat er sogar gewusst, dass er es nicht schaffen würde. Trotzdem ist er fortgegangen, obwohl das hieß, mich zurückzulassen.«

Ich wollte nicht weiter hören, was Shinji zu sagen hatte. Tief in mir wusste ich, dass mein Vater ein tapferer Mann gewesen war. Doch den Gespenstern zu folgen, denen er gefolgt war – dafür fühlte ich mich noch nicht bereit. »Ich werde das Kloster verlassen, aber ich werde nicht die Monster jagen, die er gejagt hat.« In meinen Augen hatte ich das Gespräch damit beendet.

Mein Meister schaute mich eindringlich an. Vielleicht konnte er in diesem Moment in mein Herz sehen und die Trauer spüren, die sich seit vielen Jahren dort eingenistet hatte. Egal, wie sehr ich versuchte, sie zu verstecken: Shinji war weise genug, mich zu durchschauen. Er blickte in den klaren Nachthimmel, dessen strahlendes Sternenmeer über uns seine Wellen schlug.

»Beschreite den Pfad deiner Zukunft auf deine Weise. Wenn du nur halb der Mann bist, der dein Vater war, wirst du am Ende genau das Gegenteil von dem sein, was du jetzt in dir siehst. Ich weiß sogar schon, wo du deine Reise beginnen kannst.«

Ich schnaubte amüsiert und trat neben meinen Meister.

»Du meinst, ich werde schlussendlich doch meinem Vater folgen?«

Shinji schmunzelte. Er stapfte in Richtung des Kreuzes, bückte sich und hob den schwarzen Stein auf.

»Nein. Ein Teil von ihm wird dir folgen.« Er drehte sich um und reichte mir diesen kleinen Teil des Berges.

»Shinji ... das ist ein Stein. Wieso sollte ich mir das antun?«

Mein Meister warf mir den Brocken zu. Ich fing ihn noch in der Luft; er war leicht wie eine Feder.

»Das ist kein gewöhnlicher Stein. Es ist eine Träne des Universums. Euer beider Schicksal wird in Irlands Flammen geschmiedet.«

Ich stutzte. Erst jetzt erkannte ich in der Dunkelheit des Steins etwas Vertrautes. Mein Blick fiel auf Shinjis Katana. Er lächelte und nickte.

»Ein gewöhnlicher Mann sieht in einem Stein einen Stein. Er dreht der Welt den Rücken zu und lässt sich von den Winden des Schicksals durch sein Leben wehen wie ein Ahornblatt. Doch dies ist kein Stein, ebenso wenig, wie du ein gewöhnlicher Mann bist. Du drehst niemandem den Rücken zu, sondern blickst der Welt in ihr vernarbtes Gesicht – und sie blickt in deines«

Ich schaute meinen Meister nachdenklich an.

»Und was sieht die Welt in meinem Gesicht?«

Shinji lächelte und tippte auf meine Brust.

»Einen Samurai.«

Mit diesen Worten sollte meine Reise beginnen.

 

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