Vorbereitungen und Anreise
Damit ist es also beschlossen. Das Buchprojekt mit dem Arbeitstitel Februar-Experiment. Die Inhalte sind abgegrenzt und sozusagen auch ent-grenzt. Zunächst sollte es ein reines Offline-Experiment werden, was für mich sicher auch die größte Herausforderung darstellt. Allerdings – ich kombiniere immer gern das eine mit dem anderen – beschäftigen mich derzeit und sicher auch auf der Insel noch andere Themen. Weshalb ich das Buch wie hier vorliegend erweitert habe. Das erste Thema "Minimalismus" begegnet mir schon im Rahmen der Vorbereitungen.
Ich reise mit meinem Kater Walton (versprochen, irgendwann bekommst du dein eigenes Buch. Ein Kater auf Reisen – oder so ähnlich…) schon seit er auf der Welt ist. Und eigentlich dachte ich auch immer, er sei Minimalist. Aber was er alles braucht oder ich glaube, dass er braucht, ist erstaunlich. Ergo – ich muss mich etwas einschränken. Steht uns doch vom Fähranleger bis zu unserem Häusle ein Fußmarsch von etwa vier Kilometern bevor. Deshalb entscheide ich mich für eine Capsule Wardrobe:
- blaue dicke Jacke mit Kapuze
- schwarzer Blazer
- blaue Jeans
- braune Stoffhose
- hellbrauner Strickpulli
- beiges Strickkleid
- graue Leggins
- schwarzes Shirt
- Winterstiefel
- Gummi Boots
- Tuch, Gürtel, Mütze
Daneben noch die Ausstattung für’s Laufen und Yoga. Mein Strickzeug, die notwendigsten Bücher, Laptop und Bullet Journal (zum schreiben) und Handy (für die Bilder). Letzteres natürlich spätestens ab der Ankunft im Flugmodus. Nun ist mir klar, dass ich in einem voll ausgestatteten Ferienhäusle nicht wirklich minimalistisch leben kann. Dazu wird es in diesem Jahr noch weitere Projekte geben. Aber ich möchte mich auf das wesentliche beschränken! Leichtes Gepäck sozusagen. Wobei mir immer klarer wird, dass wir wohl Fahrrad und Anhänger brauchen werden. Nunja...
Capsule Wardrobe also. Der Begriff bezeichnet eine reduzierte Garderobe aus Kleidungsstücken, die sich gut miteinander kombinieren lassen. So können beispielsweise aus zehn Teilen zehn verschiedene Outfits entstehen. Insbesondere auf Reisen ist das sehr praktisch. Aber auch eine grundsätzliche Ausrichtung des Kleiderschrankes in diese Richtung ist meines Erachtens sinnvoll. Man entwickelt mit der Entscheidung für einen Grundton und die Art der Kleidung einen individuellen Stil. Die Verabschiedung von Fast Fashion und Konzentration auf wenige Teile lässt dann möglicherweise auch Spielraum für nachhaltige, qualitativ hochwertige und besondere Kleidungsstücke, die ja meist etwas teurer sind. Und - keine Regel ohne Ausnahme - es ist ja nicht verboten, doch das eine oder andere schräge Teil dazwischen zu hängen, das sich so gar nicht kombinieren lassen will aber das Herz höher schlagen lässt.
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Digital Detox
So, nun ist das Handy also aus. Wirklich offline zu sein ist gar nicht so einfach. Ich versuche es immer wieder. Vor allem der Sonntag scheint mir hier gut geeignet, da die Außenwelt an diesem Tag nicht so viele „Anforderungen“ zu stellen scheint. So versuche ich mehr oder weniger regelmäßig einen Offline Sunday einzulegen. Das ist nicht immer möglich, da ich auch Sonntags teilweise beruflich erreichbar sein muss. Und ich möchte es auch nicht immer. Da sich manch verregneter Sonntag einfach auch anbietet, mit ner Serie auf dem Sofa zu bleiben. Am besten im Schlafanzug. Und ja, ich weiß - man kann auch bei Schietwetter rausgehen. Aber genauso kann man auch mal einfach seinen inneren Schweinehund pflegen. Zum Offline Sunday hat mich übrigens mein Bruder inspiriert, seines Zeichens Digital Native und Software-Entwickler, der fast ausschließlich online arbeitet. Und wenn sogar er das kann, dann kann ich als Achtsamkeits-Fan das doch sicher auch. Vielleicht ist es für ihn, der nahezu immer online sein muss, besonders wichtig, auch mal offline zu gehen. Meine Bewunderung hat er jedenfalls. Und für mich ist es nicht weniger wichtig. Das ständige „online sein“ hat sich meiner Wahrnehmung nach irgendwie so in unser Leben eingeschlichen, dass man es manchmal gar nicht mehr merkt. Besonders aufgefallen ist mir das letztens, während einer mehrtägigen Mobilnetz-Störung. Das Internet funktionierte schon noch irgendwie. Aber eher so in der Art, wie wir das vielleicht von früher kennen. Modem-Geschwindigkeit. Es war unglaublich anstrengend und nervig, so zu arbeiten. Seit der Coronapandemie arbeite ich – und das sage ich zunächst mal ohne Wertung – auch viel online. Sei es bei der Durchführung von Trainings, Kursen oder Coachings im Online-Format oder auch einfach im Rahmen der Vorbereitung, Recherche, etc. Irgendwie braucht man (ich) das Internet immer. Natürlich habe ich auch viele Offline-Aufgaben, recherchiere in meinen geliebten Büchern, die man noch in die Hand nehmen kann. Aber um diese zu besorgen muss ich entweder auch online gehen oder in den nächsten Laden. Wobei es auf dem Land gar nicht so einfach ist, eine bestimmte Fachzeitschrift oder ein Buch zu bekommen. Das Thema Nachhaltigkeit steht ja auch noch auf der Agenda dieses Buches hier… Natürlich bin ich grundsätzlich dafür, dass man die lokalen Händler unterstützt. Genauso wie ich mich grundsätzlich gesund ernähre und grundsätzlich viel in der Natur unterwegs bin. Wird dies aber zu einem Dogma, das keine Abweichungen zulässt, so tut mir das nicht gut. Den dementsprechenden Wertekonflikt kenne ich allerdings auch! Aber dazu später mehr... Jedenfalls bin ich dankbar für die Möglichkeiten des Internets und genieße es grundsätzlich, auch während einer Offline-Recherche einem Impuls folgend direkt etwas nachschauen zu können. Wie war das nur noch vor wenigen Jahrzehnten? Da musste man unter Umständen das Lexikon bemühen oder in eine Bibliothek fahren. Jedenfalls war es aufwändiger und langwieriger, an entsprechende Informationen zu kommen. Gleichzeitig erschlagen uns diese manchmal geradezu. Und jeder Griff zum Smartphone oder PC bietet diesbezüglich auch wieder so viele Ablenkungsmöglichkeiten, die einen aus der Konzentration bringen. Mein Buch beginne ich nicht ohne Grund in der Offlinezeit auf der Insel. PC und Handy sind im Flugmodus und ich notiere mir einfach die Punkte, die ich während dem Schreiben nicht abschließend bearbeiten kann und hole das später nach. Aber der erste Schreibfluss geschieht im Offline-Modus.
So eine Liste mit Punkten, die man vermeintlich direkt klären muss hilft mir auch an meinen Offline-Tagen im Alltag. Immer wenn ich den Impuls habe, etwas online erledigen zu wollen, sei es eine Nachricht an jemanden, eine Recherche oder irgend etwas anderes, dann schreibe ich mir das auf ein Blatt Papier. Und tatsächlich – wenn ich die Liste beginne abzuarbeiten, sobald ich wieder online bin, dann sind viele Punkte einfach nicht mehr wichtig.
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