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Die Herzheilerin - und andere Grausamkeiten

Die Herzheilerin - und andere Grausamkeiten · Romane

Evi und Max, das schrägste Kriminalisten-Duo im Wilden Osten seit Bonnie und Clyde, ermitteln unter wahnsinnigen Wellness-Therapeuten.

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Während mein Thriller »Der Astrologe - eine gänzlich unwahre Geschichte« sehr intellektuell und kopfbetont geschrieben wurde, geht der Folgeband »Die Herzheilerin - und andere Grausamkeiten « ganz in den Körper. Als Kapitelstruktur dienen die sieben Chakren aus der indischen Yoga-Philosophie. Als tickende Zeitbombe wird in den Abschnitten auf die Schwangerschaftswochen verwiesen. Showdown ist die Geburt. Dieser Band der Thrillerserie mit diesem politisch völlig unkorrekten, aber springlebendigen und jetztzeit-authentischen ostdeutschen Ermittlerpärchen greift auf eine Reihe von Figuren zurück, die bereits im ersten Band eingeführt wurden. Neu hinzugekommen sind Therapeuten auf dem Gebiet der Naturheilkunde, die menschlich-allzumenschliche Schattenseiten haben, gelegentlich zum Mitnahmeselbstmord. Aber zum Glück gibt es da einen überaus lebensbejahenden Taugenichts im Sinne Eichendorffs, von Gegenpol zum Wertherschen Trübsinn, mit dem Goethe einst eine Suizidwelle auslöste. • Der Verzicht auf explizite Gewaltdarstellungen, wie sie beispielsweise in Fitzek-Bestsellern üblich sind, spricht ein Publikum an, das genug hat von Hass- und Perversion. • Ich verfüge durch meine früherer Tätigkeit als staatlich geprüfter Physiotherapeut durch die Arbeit in Krankenhaus, Kurbad, Naturheilkundestation, Sauna und mit Privatpatienten über gut zwei Jahrzehnte Erfahrung in der körperbetonten Arbeit mit Gesunden und Kranken, auf die ich im neuen Roman zurückgreife.

Über den/die Autor:in

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Kunst und Sterne: Parallel zu jeweils herrschenden Glaubensrichtungen existiert die Sternenkunst - weltweit, in jedem Land und allen Kulturen, seit Menschengedenken. Diesem faszinierenden Phänomen wi...

Die Herzheilerin - und andere Grausamkeiten

=== Textprobe ===

Rothenburg/Oberlausitz

Die Sächsische Polizeihochschule in Deutschlands östlichster Kleinstadt. Fleißige Kommissaranwärter, den gehobenen Vollzugsdienst anstrebend, brüten über ihren Semesterarbeiten, schwitzen in kantigen Zweckbauten, einst errichtet für die Luftstreitkräfte der Nationalen Volksarmee.

   Im Ernstfall wären hier MiG21-Abfangjäger und Il-28-Frontbomber gen Westen gestartet, hätten Lenkraketen und Freifallbomben auf die Bundeswehr und das V. US-Korp niederregnen lassen. Um den Panzervormarsch der VIII. Sowjet-Gardearmee aufzuhalten, würden die Amis ihre rund um Fulda vergrabenen Atomminen zünden, hier und da ein paar Neutronenbomben hochgehen lassen. Das Dörfchen Hattenbach als Ground Zero des Nuclear Battlefield. Danach, so der Verteidigungsplan von 1983, würde man sich hinter den Rhein zurückzuziehen und die nuklear verseuchte Wüste inmitten Deutschlands dem Warschauer Pakt überlassen.

  »Friendly Fire« brennt, wenn einem die Kameraden in den Rücken schießen. Dafür hat die Rote Armee den Stalin-Befehl Nummer 227. Die blaue NATO nennt so etwas »blue on blue«. Fürs großflächige Massakrieren der eigenen Bevölkerung fehlt ihr der Fachausdruck. Das Ausheben von Massengräbern als bestmögliche Fürsorge übten westdeutsch-amerikanische Waffenbrüder im Herbstmanöver »Confident Enterprise«, ein vertrauensvolles Unternehmen.

   Aus dem Dritten Weltkrieg wurde leider nichts. Die hochgerüstete DDR-Armee durfte weder die BRD noch Westberlin erobern, obwohl die Besatzungswährung bereits gedruckt hatte. Trotz intensiven Drängens der SED-Führung wurde sie 1968 beim Ersticken des Prager Frühling nicht beteiligt, noch akzeptierten die Sowjets, dass die NVA 1980 in Danzig einmarschieren und den Solidarność-Aufstand niederschlagen. In kluger Voraussicht hatte Polens Arbeiterpartei entschieden, das eigene Land zu bekriegen. Im Herbst 1989 wurde NVA in erhöhte Gefechtsbereitschaft versetzt. Zehntausende standen auf Verhaftungslisten. Quer über die Deutsche Demokratische Republik hatte man Internierungslagern errichtet. Es fehlte die letzte Order.

So spielten sie nur Krieg, die Kampfpiloten in Rothenburg/Oberlausitz. Rasten mit doppelter Überschallgeschwindigkeit Richtung Norden und wendeten nach fünf Minuten über der Ostsee. Nach der Wende wurden die Offiziersgebäude zum Internat für Halbwüchsige, die ohne Führerschein auf der Rollbahn Rallyes veranstalten und heiße Lagerfeuer-Partys veranstalteten. Letzte Düsenjäger fristen als Museumsstück ihr Gnadenbrot. So auch die schwere Schneefräse Typ D-902 aus Minsk. Auf einen Ural-375 montiert, angetrieben durch einen Zwölfzylinder-Panzermotor mit 38 Litern Hubraum, kann sie ungeheure Schneemassen von der Startbahn schaufeln. Wenn bloß nicht so eine Gluthitze wäre, jetzt im Hochsommer. Dicke Öllachen schwitzt sie aus und rostet still vor sich hin.

   Ringsum wuchert Gras, durchsetzt mit Ackerblumen. Auf den Feldern stehen Korn und Mais in Blüte. Mit lustige Stroh- und Kürbispuppen laden Pensionen zur Übernachtung ein. Alte Obstbäume säumen die Alleen. Ab und zu halten Radtouristen, pflücken sich einen Apfel oder eine Birne, schauen Karpfen, Hecht, Zander und Wels zu, wie sie in den Teichen ringsum zum Mückenschnappen an die Oberfläche kommen, scharf beobachtet von Kranich, Rohrdommel und Seeadler. Wölfe gibt es drüben in den Wäldern des Truppenübungsplatzes, Rothirsche und Wildschweine. Ab und zu rumst es kräftig, wenn Panzer und Hubschrauber Granaten verschießen.

   Viertausendachthundert Kilometer Luftlinie nach Kundus in Afghanistan, wo Max mit dem KSK im Einsatz war. Friendly Fire, kann passieren. Hat Meeresrauschen im Kopf mitgebracht, der Junge aus Bremen, und gelegentliche Ausfälle. Nicht der Rede wert, meinten die Psychos beim Bund und ließen ihn studieren.

   Viertausendeinhundert Kilometer sind es nach Timbuktu, Sahara. Max war mal da, als Polizeipraktikant, Bodyguard spielen und so, Astrologen beschützen vor Giftmorden. Sind einige bei draufgegangen. Den Serienmörder konnten sie stellen, er und seine Evi. Haben ihn trotzdem von der Polizeiakademie geschmissen.

   Gut vier Kilometer vom Ende der Startbahn zu den Walddörfern, wo die Ranch ist, die mit den Pferden und den Bisons und Cowboys aus dem Wilden Osten. Und versteckt zwischen dem Bäumen ein kleines Hutzelhäuschen, die Backstube von der Evi ihre Uromi, die bei der Giftmordserie im letzten Winter …

   Aber das ist eine andere Sache. Außerdem knetet Max da momentan keine Brote, sondern verkauft knochenharten Salzteig und butterweiches Gebäck an der Landstraße vor der Polizeiakademie, wo sie einst diesen Eisenbahnwaggon für die Halbwüchsigen hinstellten paar Jahre später weggerissen, die Schienen auch, aber die Schwellen im Boden ließen, die Kabel und Rohre, weshalb der Ello, der Backverkaufswagen LO 2500, 1961 bei VEB Robur in Zittau gebaut. Egal. Steht jetzt aufgebockt da, seit dem Motorschaden letzten Winter. Lässt sich nur mit Abschleppstange bewegen, kommt kaum vorwärts.

»Muss auch nicht«, meint Max aus Bremen, wenn man ihn drauf anspricht. Ruhiger Typ. Sofern man ihn nicht reizt. Zum Beispiel einer von dem Polizeistudenten, seinen alten Kommilitonen. Kommen auf einen Coffee-to-go plus Snack vorbei, zeigen auf seinen Bauch und machen Sprüche.

»Na, Kollege, auch schon schwanger?«

Bei solchen Sprüchen spannt er die Kiefermuskeln an, knirscht hörbar mit den Zähnen. Töten könnte er. Wäre nicht das erste Mal. Bei der KSK sah der Finger locker am Abzug, allein zum Selbstschutz.

Um vor der Polizeiakademie ein Blutbad zu verhindern, mischt sich meist Evi ein.   

»Darf es vielleicht ein Erdbeer-Vanille-Teilchen sein? Ganz frisch und gerade im Angebot!«

   Seit dem Winter ist sie täglich runder und praller geworden. Mittlerweile achter Monat. Hat er halt auch zugelegt, rein aus Solidarität.

Aus den Augenwinkeln beobachtet er einen knallgelben Campingbus, aus Richtung Görlitz kommend, fast lautlos. Die Fahrertür öffnet sich. Das rechteckige Lenkrad verschwindet in der Frontkonsole, macht Platz für den Bauch eines fülligen Herrn, der mit Schwung entsteigt. Er schickt Max den Digital Key des ID.Buzz aufs Smartphone und legt dem Bäckereimädel seine Visitenkarte auf den Tresen, Tiefdruck in Gold auf dickem Edelkarton.

»Huch!«

Evi bekommt vor Schreck einen Schluckauf. Das Kind in ihrem Bauch strampelt. Sanft streich sie über die Dederon-Kittelschürze.

Mag. iur. rer. soc. oec. Jovis Morgenstern, Magister der Jurisprudenz, Sozial-und Ökonomiewissenschaften aus Wien, Schirmherr des renommierten GSB Gesundheits-Bildungs-Service – derweil ad infinitum seine Leitungsfunktion bei der Europäischen Zentralbank ruht – zieht einen Pelikan-Füllfederhalter aus seinem Sommerjackett. Max unterschreibt. Hier und dort. Und da auch: Intensivkurlehrgang für Bundeswehr-Veteranen, Dauer sieben Wochen, wie am Telefon besprochen, Kursbeginn übermorgen in Bayern.

Überraschung! Der füllige Österreicher, Ende der Sechziger und und eine absolute Frohnatur hält zwei Freikarten in die Höhe: Bergseilbahn und Naturheilmassage.

»Bittschön. Entscheiden’S sich, Herrschaften.«

 Max greift zum Seilbahnticket. Evi ist eine Hundertstelsekunde schneller.

Rupertus-Therme, Bad Reichenhall

Ein hochmodernes Wellnesscenter. Prachtvolles Alpenpanorama direkt vor den Panoramascheiben des Wartebereichs, keines Blickes gewürdigt von einem ehemaligen KSK-Soldaten und Polizeistudenten, der sich ein vollgekrickeltes Zettelchen gebeugt und Gedichte schnitzt.

         »Deine Augen Gänseblümchen.

         Leuchtender Schein wie Alpenglühn.

         Sende meiner Liebsten Reime,

         Oh Evi, sei für immer meine.«

Ägidius, der Physiotherapeut mit den kräftigen Unterarmen, zieht ihn ins Behandlungszimmer.

»Sans a ganzer fescher Dichter, der Herr.«

»Positiv.«

»Ned bös sein, aber alles ausziehen, auch die Unterhosen. Legst di danieder auf die Bank. Passt scho. Ayurveda-Massageöl mit echt bayerischem Enzian. Das Analchakra zwiebeln, hübsch naufi zum Genital, zur Krönung der Tausendblättrige Lotus. Den Allerwertesten entspannen.«

»Negativ. Nur für Evi.«

»Mia wurscht. Ja mei, is des hart! Kommst den ganzen langen Weg aus Dunkeldeutschland zu uns ins schöne Bayernland und kneifst die Arschbacken, Sachsenbub.«

»Geboren bin ich aber im Ostenindien.«

»Da schau her: ein Ostinder aus dem Osten. Quasi ein Ost-Ost-Inder. Schreibst Gedichte für dein Gspusi, wo der die Alpen glühen auf die Augendeckel. Hast sie mitgebracht?«

»Fährt Seilbahn.«

»Zum Predigtstuhl naufi mit der ältesten Bergseilbahn wo gibts der Welt? Wenn ich aus dem Fenster schau, seh’ ich, ja Himmeherrgodnoamoinaa Oarsch und Wolkenbruch Kruzitürken!«

  Der Ägidius starrt auf die Panoramaalpen, bekreuzigt sich, murmelt ein Ave Maria, lässt die Ölflasche zu Boden gleiten. Echt königlich-bayerisches Enzian-Ayurveda-Heilelexier ergießt sich auf die Fliesen. Die Seilbahngondel dort drüben sie schwankt in luftiger Höhe. Zersplitternde Scheiben, Kabinentür schief in den Angeln. Menschen fallen hinaus, von einem Unhold gezwungen, getreten, geworfen.

»Scheiße, Scheiße, Scheiße!«, brüllt Max, schlingt sich ein Handtuch um die nackten Hüften, rutscht aus auf dem öligen Fliesen, stößt Schlamm- und Moorpackungen zur Seite, trampelt über die Kurpark-Blümchenwiese. Steinchen unter der Fußsohle. Wadenkrampf. Rasselnde Lunge, Pfeifen im Ohr. Gletscherwasser, unerträglich rauschend, als er über die Saalbach-Brücke hetzt.

Auf der anderen Seite des Flusses die Hohenstaufen-Kaserne. 2000 Kameraden von der Gebirgsjäger-Brigade 23 gingen nach Afghanistan. Gute Männer. Max hat mit einigen von ihnen Seite an Seite gekämpft. Ein paar von denen wird er morgen bei der Fortbildung treffen, meinte Morgenstern.

»Boom Boom Boom, ich bring euch alle um.«

   Geiler Song von K.I.Z.-Rap, oft beim Kampfeinsatz am Hindukusch gespielt. Das kommt von der Seilbahnkabine. Der Typ, der da oben auf die Leute eindrischt, schreit aus vollem Halse. Drischt auf die Leute ein, die sich an den Gondelfenstern festklammern, das ist doch  ...

Eine Frau in blauem Kleid fällt schreiend in dem Abgrund. Nein, Evi hat ihren Blümchenkittel an. Ihr Bauch ist auch viel riesiger. Oder? Er muss näher ran.

Einsatzwagen, Feuerwehr, Notärzte. Blödes Volk steht rum, hält Handys zum Filmen hoch, schreit lustvoll auf, als der Nächste abstürzt. Hubschrauber kreisen über dem Geschehen. Max drängt sich hindurch. Ellenbogeneinsatz. In der Menge rutscht ihm das Badetuch vollends weg. Er reckt und streckt sich. Macht einen langen Hals. Sieht seinen alten Einheitsführer, wie er in der geöffneten Gondeltür steht, die Arme ausbreitet, wie irre lacht - und in die Tiefe springt. Spürt eine Hand am Po. Dreht sich um. Wird gepackt, umarmt, geküsst.

»Liebster Max! Komm, zieh meinen Backverkaufskittel über. Immer noch besser als vollkommen nackt.«

=== Ende der Textprobe ===

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