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#lost-girl

#lost-girl · Romane

Ein Buch über Liebesängste, große Gefühle, über ein Mädchen & einen Jungen - & all die starken Emotionen, die eine erste Liebe ausmachen.

Was möchtest du mit dem Buch bewirken?

#lost-girl ist das zweite Buch in einer Serie von Romanen für junge und jung gebliebene Erwachsene. Die Bücher sollen Männern und Frauen den Reflektionsraum geben, um sich mit allen Gefühlen zu beschäftigen, die am Lieben und auch am Liebeskummer beteiligt sind. Während der erste Roman #lonely-lauch die Gefühle und den Liebeskummer des jungen Luke beschreiben, kommt im zweiten Roman seine große Liebe Emily zu Wort und beschreibt ihre Sicht der Dinge.

Über den/die Autor:in

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Die in Neuss geborene Wahl-Kölnerin Stephanie Haeger ist Redenschreiberin, Kinderbuch- und Kurzgeschichtenautorin. Sie joggt gerne. Glaubt an das Gute im Menschen. Fragt sich, inwieweit die Katze die ...

 

 

#lost-girl


 

Die gesamte Insel lag im Nebel. Ein eher ungewöhnliches Wetter im Hochsommer – aber dieser Sommer war ohne hin alles andere als gewöhnlich. Eigentlich konnte Emily von ihrem Zimmer aus das Meer sehen. Die Schlafzimmer des Ferienapartments – drei Stück an der Zahl – hatten alle Meerblick. Etwas, das wirklich praktisch war, denn sonst wäre es sicherlich zu Streit zwischen Emily und Tristan gekommen, wer der beiden nun ein Zimmer mit Meerblick bekäme. So waren sie um größere Reibereien – zumindest anfänglich – vorbeigekommen. Hätten sie gewusst, dass sie den Großteil des Urlaubs im Nebel verbringen würden – nun ja, es war eben eine dieser Diskussionen, deren Sinnlosigkeit man sich erst im Nachhinein bewusst wird.  

 

Emily starrte trotz des Nebels in Richtung Meer. Sie lag auf dem Bett, die Arme unter dem Kinn verschränkt und mit dem Kopf am Fußende des Bettes. So nebelig wie es draußen war, so fühlte es sich auch in Emily an. Ferien am Meer waren ihre sonst die liebsten. Sie liebte Norderney. Sie liebte den Strand und sie liebte Sonne, Meer und Salz in der Luft. Und sie liebte Luke. Ihren besten Freund. Blöd nur, dass der keinerlei Anstalten machte, mehr zu sein als bloß ein Freund.

 

Emily hatte der Mut gefehlt, Luke zu sagen, wie sie fühlte. Und nun waren Ferien. Sie war 400 Kilometer von zuhause entfernt auf einer Insel mit ihrer Mutter, deren neuen Freund Markus und seinem Sohn Tristan.

 

Tristan war im selben Alter wie Emily. Und doch war er so anders als sie.

Vom eigenen Ehrgeiz angetrieben und von dem seiner Mutter übermäßig gepushed wirkte Tristan ständig kontrolliert und fast immer verbissen. Lockerheit oder Leichtigkeit lagen ihm nicht. Und wahrscheinlich hätte der Versuch, so zu tun als ob er locker wäre sie wie eine clownhafte Fassade gewirkt. Da fand Emily ihn in seiner starren Ritterrüstung sympathischer.

 

Emily war selbst ebenfalls sehr ehrgeizig Aber ihre Mutter übte keinen zusätzlichen Leistungsdruck auf sie aus und so konnte Emily ihre ehrgeizigen Ziele eher mit Sportsgeist und Freude betrachten.

 

Markus hatte Mitgefühl mit seinem Sohn. Er selbst war aus seiner Ehe ausgebrochen, weil er es nicht mehr ertragen konnte, mit einer Frau zusammen zu sein, die das Dasein als Eiskunstläufer-Mutter über alles andere stellte. Der Wunsch, dass Tristan sich in jemanden verwandelte, der alle anderen überstrahlte – so wie sie es sich einst für sich selbst gewünscht hatte – er hatte das Leben der kleinen Familie bestimmt – und irgendwann aus der Waage gebracht. Markus hatte irgendwann erkannt, dass er es nie schaffen würde, Christianes Herz so hoch schlagen zu lassen, wie die Erfolge ihres gemeinsamen Sohnes es vermochten. Und anstatt als ewige zweite Geige sein Leben in leerer Lieblosigkeit zu verbringen, hatte er irgendwann beschlossen, dass es klüger war, Christiane zu verlassen, Tristan mitzunehmen und sich im Residenzmodell mit geteiltem Sorgerecht hauptsächlich um die Erziehung seines Sohnes zu kümmern.

Auch wenn Christiane Tristan nun nur drei Mal die Woche beim Training und jedes zweite Wochenende sah – ihr Einfluss war nach wie vor allzu spürbar. Und Tristans Wunsch, die Liebe seiner Mutter auch wirklich zu verdienen, war groß. Es war als würde Tristan versuchen einen Berg aus Treibsand zu bauen. Er versank tiefer und tiefer in der zähen Flüssigkeit je mehr er sich mühte sie in einem Berg aufzutürmen.

 

Es schmerzte Markus dabei zu zusehen, wie sehr sein Sohn litt. Manchmal verfluchte er sich selbst, dass er in jungen Jahren zu blind und zu unerfahren gewesen war, um zu erkennen, dass Christiane die Fähigkeit einen anderen Menschen aufrichtig und von Herzen zu lieben – einfach dafür, was er war – nicht in sich trug. Doch was sollte er mit diesen Gedanken der Reue tun? Außer sich in seinen negativen Schuldgefühlen zu suhlen und vor aktuellen und tatsächlich lösbaren Situationen gedanklich zu entfliehen, hatte ihm diese Reue noch selten etwas gebracht.

 

Die Erkenntnis jedoch, dass es nicht sein Unvermögen zu lieben war und dass er sich im Leben nichts sehnlichster wünschte, als zu lieben und geliebt zu werden – die verdankte er seiner Fähigkeit zu reflektiveren und sich auf seine Gefühle einzulassen. Ein hart erkämpfter Sieg nach drei Jahren Therapie, die ihn in einer sehr nebeligen Phase seines Lebens aus einer depressiven Verstimmung befreit hatte.

 

Markus hatte sich daraufhin sehr entschlossen und abrupt getrennt – wie ein Pflaster, das man in einem Ruck abreißt, damit der Schmerz möglichst schnell vergeht. Christiane hatte keine Wahl gehabt, als seinem Vorschlag nach einem Residenzmodell nachzukommen. Ihre Karriere als Partnerin in einer mittelgroßen Anwaltskanzlei und ihr Engagement im Sportbund ließen nicht zu, dass sie sich um die Organisation von Tristans gesamtem Leben kümmerte.

Seinen Sport hätte sie stemmen können – Schule, Arztbesuche, Freunde und Urlaube waren hingegen einfach zu viel für den sehr vollen Terminkalender der Anwältin. Und eine Nanny? War in ihrer Wahrnehmung keine Lösung für ihren so hochindividuellen Tristan, der doch für seine Hochleistungen exakte Rahmenbedingungen brauchte. Von einer veganen Sportlerernährung bis hin zu sehr frühen und auch wochenendlichen Trainingseinheiten. Eine Nanny, die eine solche Betreuung hätte bieten können, sprengte das aktuelle Budget. Markus war bestens erprobt darin, Tristan sowohl als Koch als auch als Fahrer zu unterstützen und als Inhaber eines mittelständischen IT-Unternehmens konnte er seine Arbeitszeiten nach seinen eigenen Wünschen und Vorstellungen gestalten. Zum Glück, dachte er, war IT nach wie vor ein Sektor, den viele Menschen nicht selbst beherrschten. Und war er früher als Nerd für seine Leidenschaft geärgert und ausgegrenzt worden – heute ermöglichte ihm diese Leidenschaft ein Leben, wie es sich viel erträumten. Mit circa 40 Angestellten hatte Markus ein funktionierendes Unternehmern und außerdem eine loyale und fähige Geschäftsführerin. Er konnte sich darauf verlassen, dass sie gemeinsam immer ausreichend Zeit fanden, um Kunden und Mitarbeitenden gerecht zu werden. Es hatte nicht lange gedauert, bis er sich seine Zuneigung zu Simone, seiner Geschäftsführerin, eingestanden hatte. Beide waren nach ihren gescheiterten Ehen durstig nach etwas Echtem, dass sie erfüllte. Und falls die Firma sie beide doch mal stärker vereinnahmte, konnte Markus sich auf seine Schwester verlassen, die ebenfalls in der Firma aushalf. Katja war hauptberuflich eine plastische Künstlerin. Etwas, von dem sie schon als kleines Mädchen geträumt hatte. Für die Freiheiten, die sie bei der Arbeit für Markus erhielt und die ihr ermöglichte, ihr Leben zu finanzieren und ihre Leidenschaft zu finanzieren – dafür sprang sie gerne ab und an als Taxi-Tante oder Kochfee ein.

 

Markus und Simone waren nicht sofort ein Paar geworden. Simone hatte die Augen fest verschlossen vor neuen Möglichkeiten, als Markus das erste Mal darüber nachdachte, ob Simone ihm wohl mehr bedeutete. Sie saßen zusammen spät abends im Büro und starrten gemeinsam auf denselben Bildschirm. Eine Inventur verlangte diese Nachtschicht. “Ich versteh nicht, wo die Festplatten hin sind. Wir haben zehn für das Bergmann-Projekt benutzt und zwei für eigene Rechner zwölf liegen noch im Lagerraum. Aber vier fehlen. Ich weiß, Andi hat mit Maja umsortiert und dann …“, Markus hörte zu wie Simone versuchte, Ungereimtheiten zu lösen, schwiff jedoch gedanklich immer wieder ab. Simone roch so gut. Einfach wie Simone, kein Parfüm oder ähnlicher Schnickes – nur sauber und angenehm. Er mochte auch die Falte, die sich von ihrer Nase in die Stirn zog und die ihre Verwirrung zeigte. Sie sah konzentriert aus und strich sich die Haare ihres Ponys aus dem Gesicht, als könne sie dadurch freier denken.  

 

Markus dachte darüber nach wie es wäre, mit einer Frau zusammen zu sein, mit der er so viele Interessen teilte und so viel gemeinsam hatte. Es war erstaunlich wie zwei Menschen, die getrennt voneinander aufgewachsen waren, sich so ähnlich sein konnten.  Simone begann einen Ordner mit Rechnungen durchzublättern und sich auf die Suche nach den verschwunden Festplatten zu machen. Irgendwo hier musste doch ein Nachweis sein. Markus starrte Simone unterdessen unentwegt an. Es war als wenn ihm der Gedanke, dass er Simone mehr al snur mochte, gerade zum ersten Mal bewusst in den Kopf geschossen. Die Sorgfalt, Hingabe und Leidenschaft, mit der sie sich in der Firma einbrachte. Ihre natürliche und unbekümmerte Attraktivität – Simone trug kein Make-up, lediglich ein wenig Wimperntusche und Rouge schienen ihr zu reichen, und die Art wie sie ihr die Haare etwas zerzaust um den Kopf hingen, weil ihr das Lösen der Rechnungsaufgabe in diesem Moment wichtiger war als eine makellose Frisur – ihre Intelligenz, ihr Humor. Warum hatte Markus nicht früher sehen können, dass Simone eine Frau zum verlieben war?

 

Markus schien Simone zu lange angestarrt zu haben, denn die begann sich sichtlich unwohl zu fühlen als ob sie bemerkte, dass etwas anders war und sah von den Unterlagen hoch. „Äh, Markus, alles ok? Könntest du mal mitsuchen?“ forderte sie ihn mit leicht irritierter Stimme auf. Markus lächelte sie an. Das verwirrte Simone umso mehr. „Danke“, sagte Markus. Ohne näher zu erklären, wofür er sich bedankte. „Ja, gern geschehen. Aber wofür?“, Simone fand Markus Grinsen und sein Verhalten äußerst seltsam. „Was ist denn los mit dir?“, fragte sie ihn, in der Hoffnung, dass es eine logische Erklärung für diesen sehr sonderbaren Moment gab. Markus fuhr sich mit der Hand über den Nacken und atmete tief ein und aus. „Weißt du, ich bin dir einfach so dankbar dafür, wie du hier in den letzten Monaten den Laden am Laufen gehalten hast, während ich mich um Tristan gekümmert habe. Die Trennung war nicht leicht für ihn, er versteht noch nicht, wovor ich ihn bewahren will und warum ich seine Mutter nicht immer für einen guten Einfluss halte. Und naja, wenn du mir hier nicht den Rücken so freigehalten hättest. Ich weiß ja, du hast mit Emily auch so deine Aufgaben zu meistern und …“, setzte Markus an. Doch Simone unterbrach ihn. „Ist schon gut, hab ich gerne gemacht. Und du bezahlst mich ja auch dafür. Und, du behandelst mich auf Augenhöhe und nicht wie so ein Mäuschen, das weiß ich zu schätzen. Ich bin gut, in dem was ich tue und nur weil ich Mutter bin, heißt das ja nicht, dass ich meinen Verstand bei der Geburt an der Garderobe abgegeben habe.“ Markus lächelte. „Eben, so klug bist du. Und doch nicht schlau genug, um eins und eins zusammenzuzählen.“ Er sagte nichts mehr und sah sie einfach lange und intensiv an. Jetzt wusste Simone gar nicht mehr was sie denken sollte. „Sag mal, was soll das denn heißen, was ist denn heute los mit dir? Du benimmst dich wirklich seltsam, merkst du das? Erst hilfst du nicht mit, jetzt sagst du, ich kann nicht kombinieren, ich hab doch gerade alles durchgerechnet, ich weiß wirklich nicht, wo die Festplatten hin sind“, stammelte sie und fing an in den Unterlagen zu blättern. Markus zog sich einen Bürostuhl heran und rollte sich neben Simone an den Schreibtisch. „Simone. Simone, das meine ich nicht. Schau mal bitte, hoch und schau mich an“, forderte Markus sie auf. Er rollte ihren und seinen Bürostuhl so, dass sie einander ansahen, und hielt Simones Hände in seinen. Nun fing Simone langsam an zu begreifen. Es ging nicht um Festplatten. Es war etwas Ernstes. „Oh Gott Markus, ist was mit Tristan? Oder mit Emily? Ich hab sie heute noch nicht angerufen, ob sie gut aus der Schule gekommen ist und morgen gibt es Halbjahreszeugnisse. Ich denke, ich sollte sie kurz anrufen“, Simone wollte aufstehen und gehen, da drückte Markus ihre Hände und zog sie sanft an den Armen wieder in ihren Stuhl. Als sie ihm endlich in die Augen sah, nahm er all seinen Mut zusammen. „Simone, ich bin dir nicht nur dankbar. Ich habe selten eine Frau erlebt, die mit so viel Liebe, Wärme und Verstand in mich und meine Träume investiert. Du glaubst an das hier alles und das gibt mir so viel Kraft. Und ich weiß nicht, warum ich es jetzt erst sehe, aber du bist so wunderschön – von innen und von außen. Und wenn ich dich nicht frage, dann werde ich eines Tages platzen. Also tue ich es lieber: Simone, gehst du mal mit mir Essen? Nur du und ich und ein Abend, an dem ich dich noch besser kennenlernen darf?“

 

Simone war schlagartig bewusst, dass ihre Haare zerzaust und ihre Bluse sicherlich zu so später Stunde schon verknittert war. Sie löste eine Hand aus Markus griff und strich sich die Haare aus dem Gesicht, um einen Moment Zeit zu schinden. Sie sah kurz an sich runter, bevor Markus ihr Kinn sanft mit dem Zeigefinger hob und sie ohne weiteren Kommentar küsste. Und als ihre Lippen aufeinander trafen war es, als ob jemand in Simone mit einem kleinen Streichholz ein Feuer entfacht, dass seit Jahren nicht mehr gebrannt hatte. Simone schlang ihre Arme um Markus und er zog sie zu sich auf den Bürostuhl. Eine wilde Knutscherei brachte die beiden mitsamt des Stuhls in Bewegung. Sie waren wie zwei Menschen, die seit Monaten nichts vernünftiges mehr gegessen hatte. So hungrig und so wild, dass sie übereinander herfielen, bis sie mit dem Bürostuhl gegen eine Wand dotzten und Markus die Initiative ergriff und Simone zum Sofa trug, dass in der Ecke stand und auf dem er nach so mancher Nachtschicht müde eingeschlafen war. Heute Nacht würde hier sicher so schnell keiner ein Auge zu machen. In beiden war seit langer Zeit etwas wach, dass sie vor langer Zeit in den Winterschlaf geschickt hatten.


 

 

 

#whatislove?

 

 

 

Es hatte nicht lange gedauert, bis Simone und Markus ihre Beziehung öffentlich in der Firma und auch mit ihren Kindern besprachen. Sie waren zu verliebt, um auch nur einen Gedanken an Heimlichkeit zu verschwenden. Sie wollten es am liebsten in die Welt rausschreien: Ich bin verliebt Ich habe meinen Menschen gefunden. Seitdem waren einige Monate vergangen. Ein erstes gemeinsames Weihnachtsfest lag hinter ihnen und das Zusammenziehen kurz vor ihnen. Doch, bevor Markus mit seinem Sohn Tristan in der Neubausiedlung zu Simone und Emily zog, wollten sie in einem gemeinsamen Urlaub ausprobieren, wie die beiden Teenager miteinander klar kamen.

 

 

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