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Feilkode 418

Zwischen Herbst und Sommer

Zwischen Herbst und Sommer · Romane

Ruths neue Mitbewohnerin ist eine absolute Zicke – aber vielleicht auch die Einzige, die ihre Vergangenheit versteht.

Hva vil du med boka?

Das Manuskript handelt von zwei Studentinnen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und beide in ihren vergangenen Entscheidungen und Mustern gefangen sind. Nur durch die notgedrungene Zweck-WG und die aufkommenden Konflikte, stellen sie sich endlich ihren Fehlern der Vergangenheit und werden schließlich Freundinnen. Die Idee kam mir, als ich selbst gerade durch eine Zeit ging, wo eine gute Freundschaft in die Brüche ging. Da wurde mir einmal mehr als deutlich bewusst, wie wichtig Freundschaften sind und wie sehr diese einen prägen. Das Buch ist für alle, die an den Wert der Freundschaft glauben und Lust haben sich unterhalten zu lassen.

Om forfatteren

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26, Wassermann, Großfamilienkind. Ich liebe Spieleabende, Kochen, Herbst und bin gerne draußen unterwegs. Ich lache über alles und bin für jeden Blödsinn zu haben.

Kapitel 1

Lu

 

Ich mochte grundsätzlich die meisten Menschen nicht. Nicht, weil ich sie für idiotisch, verlogen oder grausam hielt. Das auch, aber grundsätzlich mochte ich sie einfach nicht.

Deshalb war der Abend für mich ziemlich ätzend. Im Grunde war es wie immer: ich war von einem Haufen fremder Menschen umgeben, die mir alle auf den Sack gingen. Nur dass es hier, in einem Club mit dröhnender Musik und in Gegenwart von lauter Erstsemestern, die keine anderen Themen hatten als Jodel und ihre neuen Stundenpläne, besonders unerträglich war.

»Hört euch den mal an«, sagte einer, während er auf sein Handy starrte. »Ich habe mich dazu entschlossen zu kündigen und einfach nur die Welt zu bereisen, bis mein Erspartes aufgebraucht ist. Meinen Berechnungen nach, sollte ich gegen 14 Uhr wieder zuhause sein.«

Lautes Lachen brach am Tisch aus und ich bemühte mich die Augen nicht zu verdrehen. Stattdessen glitt mein Blick zur Tanzfläche und suchte diese nach einem braunhaarigen Riesen ab. Er war der einzige Grund, warum ich das hier ertrug. Nach zwei Jahren war er endlich in seinem Wunschstudiengang angenommen worden und wollte mich bei seiner ersten Germanistikparty unbedingt dabeihaben. Auch wenn ich es ihm gegenüber niemals zugeben würde, war mir seine Freundschaft wichtig.

»Ich habe hier auch einen«, sagte jemand »Beim Vorstellungsgespräch. Was sind ihre Stärken? – Ich war nach dem Abitur nicht in Australien, esse Fleisch und vertrage Laktose.«

Das war meine persönliche Hölle. Ich kippte mein Bier in einem Zug herunter. Hatte ich die letzten zwei Monate nicht genug Scheiß in meinem Leben ertragen?

»Ich hole mir noch einen Drink«, sagte ich zu niemand bestimmten und stand auf. Das war ein angemessener Grund die Gruppe für eine Weile zu verlassen.

»Warte«, sagte das Mädchen mir gegenüber. Sie hatte mir sicherlich vorher ihren Namen genannt. Ich hatte ihn erfolgreich vergessen. Mit ihrem Outfit wirkte sie hier absolut fehl am Platz. Sie trug ein geblümtes Kleid mit Puffärmeln und hatte ihre blonden Locken zu einer adretten Flechtfrisur hochgesteckt. Sogar kleine Blumen steckten in ihrem Haar. Sie sah aus, als wäre sie direkt aus einem Disneyfilm in diesen Club gefallen.

»Ich komme mit.«

Mist.

Ich wollte eine Pause und kein erzwungenes Smalltalkgespräch, während wir auf unsere Getränke warteten. Vor allem mit niemandem, der aussah, als finge er gleich an das Farbenspiel des Windes loszusingen.

»Du brauchst nicht aufzustehen«, sagte ich und versuchte mich an einem Lächeln. »Sag einfach was du brauchst, ich bringe es dir mit.«

»Quatsch.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung und griff nach ihrer pastellfarbenen Handtasche. »Ich komme gerne mit.«

Absoluter Mist.

Normalerweise schreckte meine unnahbare Art die meisten Leute von allein ab. Mein Resting-Bitch-Face, der schwarze Choker und die Männerhemden, die ich gerne trug, taten ihr übriges. Arrogante Lesbe war die häufigste Beleidigung, die ich zu hören bekam. Das gefiel mir. Es schreckte nämlich sowohl Männer als auch Frauen ab. Dabei war ich nicht mal lesbisch.

Aber das Blumenmädchen schien kein Gespür für meine Ausstrahlung zu haben. Sie hakte sich bei mir unter und zog mich zur Theke mit. Ich war viel zu überrascht, um mich dagegen zu wehren. »Man muss sich in so einem Club echt durchkämpfen. Ich weiß nicht, von wie vielen dutzend Leuten ich heute schon angefasst wurde.« 

Die Ironie schien ihr nicht aufzufallen.

An der Bar machte ich mich von ihr los, drängte mich an einer Gruppe Männer vorbei und lehnte mich mit ausgestreckten Armen auf den Tresen, um Abstand zwischen uns zu schaffen. Sie blieb hinter mir.

»Was kann ich euch bringen, Ladies?«, fragte der Barkeeper.

»Ich hätte gerne ein Gin Tonic.« Ich drehte mich zu Rapunzel um und warf ihr einen fragenden Blick zu. Sie lächelte mich an. »Ein Mineralwasser, bitte.«

Interessante Wahl.

»Ein Mineralwasser«, wiederholte ich.

»Kommt sofort.«

Ich lehnte mich seitlich gegen den Tresen und stützte meinen Ellenbogen ab. So stand ich nicht komplett mit dem Rücken zu ihr, hatte aber trotzdem meinen Freiraum.

»Was studierst du eigentlich?«

Innerlich stöhnte ich auf. Ich hasste Smalltalk.

»Du bist doch bestimmt schon im zweiten Semester, oder sogar im dritten?«

Sie verdrängte den Kerl rechts von mir und stand nun direkt neben mir. So nah, dass ich die Wärme, die von ihrem Körper ausging, auf meiner Haut spürte. Schlimmer als Smalltalk war unerwünschter Körperkontakt. Instinktiv warf ich ihr einen giftigen Blick zu, den ich im Normalfall für aufdringliche Männer reserviert hatte. Sie schien ihn nicht zu bemerken.

»Also?«, hakte sie nach.

»Was?«

»Du bist keine von uns, richtig?«

Ich presste die Lippen aufeinander und lehnte mich rücklings gegen den Tresen, weg von ihr. Mir war klar, dass sie meinte: keine Germanistikstudentin, trotzdem versetzte der Satz mir einen Stich.

»Richtig«, sagte ich. Ab und zu sah ich Noah auf der Tanzfläche seine Arme in der Luft schwingen. Mit seinen 1,90 konnte man ihn sehr leicht ausfindig machen.

»Sonderlich gesprächig bist du nicht, oder?«. Sie stupste mich lachend an. Ich beherrschte mich gerade so, sie nicht wütend anzufauchen.

»Du dafür umso mehr«, erwiderte ich trocken.

»Es hat seine Vorteile.« Sie zuckte mich den Schultern. »Man kann Gespräche praktisch im Alleingang führen.«

Ich warf ihr einen Seitenblick zu und sie lächelte mich unschuldig an. Unwillkürlich musste ich grinsen. Sie hatte mich gekriegt.

»Fein«, sagte ich und gab mich geschlagen. Heute schien ich alle Kämpfe zu verlieren. »Ich studiere Kunst im dritten Semester.«

Sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber ich bremste sie.

»Jetzt habe ich eine Frage.«

Sie schloss den Mund. Mit dem Anflug eines Lächelns, nickte sie. »Ich bin gespannt.«

»Du wirkst nicht betrunken. Also – bist du schwanger oder warum trinkst du Wasser?«

Für einen Moment schaute sie mich überrascht an. Dann schüttelte sie lachend den Kopf »Du bist im Smalltalk echt eine Niete.«

»Also?«, imitierte ich sie.

Ihre blauen Augen hielten meinem abschätzenden Blick stand. Dann zuckte sie mit den Schultern.

»Ich habe noch nie Alkohol getrunken.«

»Dein Ernst?«

»Ja.«

»Noch nicht einmal probiert?«

Sie biss sich auf die Lippe. »Also Wein habe ich schon mal getrunken, aber nicht mehr als einen Schluck.«

»Wie alt bist du?«, fragte ich. Ich konnte mir unmöglich vorstellen, dass man sein ganzes Leben drum herumgekommen ist, auch nur ein Bier zu trinken.

»Zwanzig.«

»Wie kommt das?«

»Soll ich dir erklären, wie der Alterungsprozess funktioniert?«

Sie entlockte mir ein Lachen. Ich musste zugeben, dass sie mehr Biss hatte, als ich gedacht habe.

»Du weißt was ich meine. Warum hast du noch nie Alkohol getrunken?«

Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Dann legte sie den Kopf schief.

»Sollte es nicht eher verwunderlich sein, dass man sich freiwillig vergiftet?«

Ein Punkt für sie.

»Da magst du wohl recht haben.« Ich lehnte mich vor und schaute sie direkt an. Sie roch genauso wie sie aussah. Blumig und gleichzeitig irgendwie nach Erdbeeren. »Aber nicht jeder hat deine Toleranz so eine Party nüchtern zu ertragen.«

Ihr Blick glitt über mein Gesicht und mit einem Schlag fühlte ich mich sehr unwohl. Mich hatte seit Monaten keiner mehr so genau angeschaut. Konnte man die Wut und den Schmerz in meinem Gesicht ablesen?

»Warum bist du dann hier?«, fragte sie.

Mit rasendem Puls wandte ich mich ab. Ich ballte meine feuchten Hände zu einer Faust und bohrte meine Nägel in die Innenflächen. Der kurze Schmerz riss mich aus dem Strudel der Gefühle.

Viel zu spät beantwortete ich ihre Frage.

»Wegen Noah«, ich versuchte lässig zu klingen und deutete mit einem Kopfnicken auf die Tanzfläche. Statt meiner Bewegung zu folgen, musterte sie mich. Ich biss die Zähne zusammen. Hätte sie mich nicht gerade so aus dem Konzept gebracht, würde ich ihr einen fiesen Blick zuwerfen.

»Ist das dein Freund?«

Ich schnaubte. Beziehungen konnten mir echt gestohlen bleiben. »Definitiv nicht.«

Ich überging ihre erhobene Augenbraue. Ich hatte es satt, dass sie mich aushorchte.

»Was ist mit dir? Hast du denn einen Freund?«, fragte ich.

Reflexartig griff sie an ihren Ringfinger. Ich folgte der Bewegung, aber da war nichts. Kein Verlobungsring, kein Ehering. Mit zwanzig wäre das auch sehr jung. Sie hat wahrscheinlich gerade mal ihr Abitur beendet.

»Nein.«, sagte sie. Ihre Stimme klang gepresst.

Interessant.

Ich öffnete den Mund, um ihr die nächste unangenehme Frage zu stellen.

»Bitteschön.« Der Barkeeper stellte unsere Getränke ab und unterbrach meinen Gedanken. »Das macht 9,60.«

Ich zückte nach meinem Portmonee. Das war ein weiterer Grund, weshalb ich mich fragte, warum ich verdammt nochmal hier war. Ich konnte mir das absolut nicht leisten. Seit ich die Miete alleine zahlen musste, glich mein Bankkonto einem schwarzen Loch.

»Ich gebe aus«, sagte das Mädchen und legte einen Zehner auf den Tisch.

Ich wollte protestieren, aber der Barkeeper hatte den Schein schon eingesteckt und fischte nach dem Wechselgeld.

»Danke«, sagte ich. »Dein nächstes Wasser geht auf mich. Oder vielleicht wagst du was und bestellst eine Cola?«

Sie griff nach ihrem Glas und streckte mir die Zunge aus. Ich musste mir eingestehen, dass ich sie sympathisch fand. Das war das letzte was ich wollte. Ich war nicht hier, um Freundinnen zu finden. Ich stieß mich von den Tresen ab.

»Wir sollten zurück gehen.«, sagte ich und griff nach meinem Getränk.

Rapunzel zupfte ihr Outfit zurecht. »Okie dokie«, sagte sie und folgte mir.

 

Ich sah Noah schon von weitem. Er hatte endlich zurück zu unserem Tisch gefunden. Als er mich entdeckte, sprang er auf und lief uns einige Schritte entgegen.

»Olivia, du kannst nicht glauben, wenn ich auf der Tanzfläche getroffen habe.« Seine Haare waren zerzaust und einige Strähnen klebten an seiner verschwitzen Stirn.

»Hau raus.«

»Professor Moor!«

Ich starrte ihn ungläubig an. »Wirklich?«

Das war unser liebster Professor. Ich konnte es kaum abwarten dieses Semester wieder in seinem Kurs zu sitzen.

»Ja!«, er nickte wie ein Wahnsinniger. Auf seinem Hals zeichneten sich mehrere rote Flecken ab. »Er hat ein paar heftige Moves drauf.«

Wir waren beim Tisch angekommen und ich ließ mich neben ihn fallen. »Dann bin ich gespannt, wie er Montag im Kurs reagiert, wenn er dich sieht.«

Aus den Augenwinkeln beobachtete ich Rapunzel, die sich zurück auf ihren Platz setzte.

Einer am Tisch schnaubte. »Und dann hat er mich ernsthaft gefragt, ob ich die Miete auch anderweitig bereit wäre zu zahlen«

»Ach du meine Güte!«

»Die Wohnungssuche ist hier echt der absolute Horror.«

Doppelter und dreifacher Mist.

Ich war zu einem ungünstigen Zeitpunkt gekommen. Konnten Sie nicht wieder dumme Jodelsprüche vorlesen? Ich ließ mich tiefer in den Sitz sinken und versuchte unsichtbar zu werden.

»Redest du von der Wohnung neben dem Burger Restaurant?«, warf Rapunzel ins Gespräch ein.

»Ja genau! Warst du auch da?«

»Jaa!«, stöhnte sie. »Ihr werdet es mir nicht glauben, aber das war tatsächlich nicht die schlimmste Wohnung, die ich besichtigt hatte.«

»Erzähl!«

Sie schob eine Strähne hinters Ohr und lehnte sich vor. »In dieser einen Wohnung lebte ein Paar. Das ist nicht sonderlich ideal, aber ich bin verzweifelt«, sagte sie und erntete Gelächter. »Und irgendwann in dem Gespräch zwischen Mietkosten und Parkplätzen haben die mich gefragt, ob ich bereit wäre ihnen zuzuschauen.«

»Zuzuschauen bei was?«, fragte Noah. Obwohl ich gerade dabei war mit der Sitzbank zu verschmelzen, musste ich grinsen. Er hatte immer eine lange Leitung.

»Beim Du-weißt-schon-was!«, rief ein Mädchen mit schwarzen Haaren. Ihre Wangen waren gerötet und alle lachten los.

»Wirklich?« Noah starrte ungläubig in die Runde.

Rapunzel hob die Schultern. »Ich weiß. Es geht absolut verrückt zu.«

»Hast du denn mittlerweile eine Wohnung gefunden?«, fragte Noah und plötzlich ahnte ich Böses. Ich stieß mein Knie gegen seins.

»Nein. Ich wohne in der Jugendherberge.«, sagte sie. Ihre Stimme klang dünn. Ein ekliges Gefühl breitete sich in meinem Inneren aus. Aber sie räusperte sich schnell und grinste. Ein Grinsen, das viel zu fröhlich aussah.

 »Vielleicht sollte ich mich mal bei dem Burger-Typen melden. Zumindest könnte ich dort etwas an Miete sparen.«

Alle am Tisch lachten.

»Lu, hast du nicht gerade ein Zimmer frei?«, warf Noah ein.

Alle Blicke waren plötzlich auf mich gerichtet. Wenn das nicht der Fall wäre, würde ich Noah den schlimmsten Todesblick zuwerfen, den ich in meinem Repertoire hatte.

»Wirklich?« Zwei riesige blaue Augen schauten mich hoffnungsvoll an.  

So eine verfluchte Scheiße.

Ich würde Noah umbringen.

»Du weißt gar nicht wie dankbar ich wäre. Ich würde mich so unfassbar freuen in einer normalen WG wohnen zu können. Ich würde aufjedenfall - «

Ich unterbrach sie mit einem Räuspern.

»Tut mir leid, ich habe das Zimmer heute Morgen erst vergeben.«, log ich.

Plötzlich sah sie aus, als hätte man alle Luft aus ihr geblasen. Ihr ganzes Gesicht sank nach unten. Ihre Augenbrauen, ihre Wangen, ihre Mundwinkel. Auch ihre Schultern ließ sie sinken.

Dann fing sie sich wieder und schenkte mir ein Lächeln. »Echt schade«, sagte sie. »Trotzdem danke.«

Schlechtes Gewissen machte sich breit und kroch meinen Nacken hoch. Ich würde ihr helfen, wenn ich könnte.

Aber ich wollte unter keinen Umständen jemals wieder mit jemanden zusammenwohnen, der mich aus dem Konzept bringen konnte. Ich bin schmerzlich auf die Fresse geflogen und das würde nie wieder passieren.

Niemals.

 

 

Kapitel 2

Ruth

 

Das Laub raschelte unter meinen Stiefeln. Es war einer dieser goldenen Herbsttage, wo die Sonne das Laub rot und orange aufleuchten ließ und die Welt aussah, als wäre man in einem Studio Ghibli Film.

Ich schob mir die losgelösten Locken hinter die Ohren und streckte mein Gesicht der Sonne entgegen. Heute würde mein Glückstag werden, das spürte ich. Deshalb hatte ich heute mein gelb gepunktetes Kleid angezogen. Es hatte Schleifen an den Trägern und der Saum war doppellagig, so dass es mir vorteilhaft um die Hüften fiel. Das war eines meiner liebsten Nähprojekte gewesen. Darunter trug ich einen weißen Rollkragensweater und dicke Strumpfhosen.

 Als ich das Schild des Cafés entdeckte wirbelte eine kleine Welle an Glücksgefühlen in mir auf. Ich hatte heute meine erste Verabredung. Punkt eins und zwei auf meiner Liste konnte ich deshalb abhaken.

Projekt Neuanfang

Punkt 1: In die Stadt ziehen.

Punkt 2: Neue Freundschaften schließen.

Ich war zuversichtlich, dass ich den nächsten Punkt heute abhaken würde.

Punkt 3: Wohnung finden.

Während ich die schwere Tür zum Café aufdrückte, entdeckte ich direkt den dunklen Haarschopf von Alice. Ein helles Klingeln über meinem Kopf ertönte und Alice blickte von ihrem Handy hoch. Ihr Blick traf meinen. Mit einem breiten Grinsen winkte sie mich zu sich.

»Ach du meine Güte, ist das ein geiler Mantel!«, sagte sie als ich an ihren Tisch trat und meine Laptoptasche ablegte. Ich blickte an mir herab. Es war ein weinroter Vintage Mantel im 50er Jahre Look, den ich in einer Retro-Boutique ergattert hatte.

»Danke«, sagte ich und strahlte sie an. »Das war echt nicht leicht so einen zu finden.«

Ich knöpfte ihn auf und hing ihn um die Stuhllehne. Alice hatte schon mein Outfit auf der Ersti-Party gestern gelobt. So sind wir ins Gespräch gekommen und haben uns auf Anhieb direkt gut verstanden. Tatsächlich hatten wir uns auch zufällig in denselben Kurs eingetragen. Das nahm mir die Angst vor der ersten Vorlesungswoche.

»Was auch immer du heute bestellen möchtest, das geht auf mich«, sagte ich.

»Auf gar keinen Fall, du hast gestern schon zu viele Runden geschmissen. Heute gebe definitiv ich aus.«

Ich ließ mich breitschlagen und als die Bedienung kam bestellte ich einen Kakao und Alice einen Tee. Kurzerhand standen die Sachen auf dem Tisch. Ich nahm einen Schluck vom Kakao und genoss die selige Wärme in meinem Inneren.

»Apropos ausgeben - ich fand das dreist, dass die Freundin von Noah nie eine Runde geschmissen hat«, sagte Alice.

Ich brauchte einen Augenblick, bis mir ihr Name einfiel. »Du meinst Lu?«

»Keine Ahnung, wie sie hieß. Die mit dem Choker. Die war generell merkwürdig.«

Mein Nacken begann unangenehm zu prickeln. Ich mochte es nicht, wenn jemand schlecht über jemand anderen redete. Ich stellte meine Tasse ab.

»Ich fand sie eigentlich ganz nett«, sagte ich. »Ich denke sie kann einfach nicht gut mit Menschen.«

»Weiß ich nicht.« Alice nahm einen Schluck von ihrem Tee und lehnte sich zurück. »Sie hat auch manchmal echt fiese Kommentare gebracht. Ich verstehe gar nicht warum Noah mit ihr befreundet ist. Er wirkt wie der liebste Mensch der Welt.«

»Er kennt sie viel besser als wir«, sagte ich ausweichend und kramte meinen Laptop aus der Tasche. Nach einigen Klicks öffnete ich die Website für WG-Inserate und stellte die Bildschirmhelligkeit höher.

»Wollen wir anfangen?«

»Na Logo.« Alice griff an meinem Laptop und schob ihn näher zu sich. Sie stellte ihr Getränk zur Seite und scrollte durch die Anzeigen. Anzeigetitel wie: Gemütliches Zimmer in Mädels-WG oder schöne Altbauwohnung in der Nähe der Innenstadt strahlten uns entgegen.

»Du hast fast alle angeschrieben«, sagte sie und deutete auf das Nachrichtensymbol neben den Fotos. Ich hatte nur die ausgelassen, wo explizit Anfragen von Männern gewünscht waren.

»Die meisten haben nie zurückgeschrieben«, sagte ich kleinlaut.

»Hm«, sagte Alice und warf mir einen Seitenblick zu. Scheinbar sah ich wie ein begossener Pudel aus, weil sie plötzlich ein »Oh« ausstieß und mich in den Arm nahm.

»Das wird schon«, sagte sie sanft. »Ich wünschte, ich hatte eine WG und könnte dich aufnehmen.« Alice war selbst bei ihren Großeltern untergekommen und pendelte von dort fast eine Stunde in die Stadt.

Ihre Umarmung fühlte sich warm und tröstlich an.

Sie winkte der Kellnerin zu. »Wir brauchen dringend einen Apfelkuchen. Mit Sahne bitte.«

Ich stieß ein Lachen aus und löste mich aus der Umarmung. »Mir geht’s gut. Das brauche ich nicht.«

»Ach du dachtest, das sei für dich?« Sie machte ein schuldbewusstes Gesicht. »Das ist jetzt unangenehm.«

Ich musste erneut lachen und streckte ihr die Zunge aus. Ein warmes Gefühl breitete sich in meiner Brust raus. Ich war froh ihr begegnet zu sein. Sie machte meinen Start in Schneeberg um einiges besser.

Als der Kuchen gebracht wurde, trank ich den Kakao dazu und ließ ein genüssliches Seufzen aus. Alice klickte sich weiter durch die Seiten. Ich hatte es mittlerweile aufgegeben ihr über die Schulter zu schauen, es deprimierte mich nur.

»Was ist denn damit?«

Ich warf einen Blick auf den Bildschirm. Sie war bereits auf Seite neun und zeigte auf eine Anzeige, die ich bisher kategorisch aussortiert hatte. Erstens hatte sie keine Fotos. Zweitens war der Titel nicht sonderlich einladend. Er bestand aus einem Wort: Zweck-WG.

Ich warf einen Blick auf das Online-Datum: 20. August. Die Anzeige war schon seit knapp zwei Monaten online. Auf dem WG-Markt war das gefühlt schon ein Jahr.

Mit der Tasse in meiner Hand, beugte ich mir vor und klickte auf die Anzeige. Der Beschreibungstext war kurz.

Suche eine Mitbewohnerin/einen Mitbewohner. Zweck-WG. Zimmer ist unmöbliert und muss gestrichen werden.

Bis auf den Mietpreis und die Kaution gab es nur noch eine Email-Adresse: O. Dellmeyer. Keine weiteren Angaben. Keine Information darüber, mit wem man es zu tun hatte. Der neue Mitbewohner könnte ein vierzigjähriger, berufstätiger Mann oder eine achtzehnjährige Biostudentin sein.

»Ich weiß, die klingt nicht gerade einladend«, sagte Alice. »Aber die ist schon lange online, wahrscheinlich ist die Person verzweifelt und würde jeden nehmen?«

Ich biss mir in die Wange.  Vor einigen Tagen hätte ich die Anzeige wieder verworfen. Aber mittlerweile wäre ich jedem dankbar, der mich aufnahm. Im Notfall würde ich halt mit abgeschlossener Tür und Messer unterm Kopfkissen schlafen.

»Einen Versuch ist es wert«, sagte ich und ignorierte dabei die schrillenden Alarmglocken in meinem Kopf. Ich stellte den Kakao weg, klickte auf das Nachrichtenfenster und sendete schnell eine Message ab, bevor ich es mir anders überlegen konnte.

Hey, ich habe großes Interesse an dem Zimmer! Ist es möglich eine Besichtigung zu vereinbaren?

Ich griff nach meiner Tasse und umschloss sie mit beiden Händen, um die Restwärme auszunutzen. Im nächsten Augenblick ertönte das Benachrichtigungssignal für eine ankommende Nachricht. Erfreut klickte ich darauf.

Ich habe an folgenden Tagen Zeit:

Es folgte eine Auflistung von mehreren Terminen.

»Mittwoch 14-16 Uhr. Das ist jetzt gerade.«, sagte Alice. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war 14:38 Uhr.

»Wenn du einen Bus nimmst, wärst du in zehn Minuten da.«

Super! Schickst du mir die Hausnummer?

 

 

Die verrostete Form der Zahl 17 hing schief an der Backsteinwand des Hauses. Ich trat in den Schatten des Vordaches und suchte nach einem Klingelschild mit der Aufschrift Dellmeyer. Der Name prangte auf der obersten Klingel, also war die Wohnung wahrscheinlich im obersten Stockwerk, schlussfolgerte ich.

Nach endlosem Warten ertönte ein Klicken in der Lautsprecheranlage.

»Wer ist da?« Die Stimme war weiblich und klang kratzig, als wäre sie erst aufgewacht.

»Hier ist Ruth.«

»Wer?«

»Wir haben vor einer Stunde gemailt. Ich bin zur Besichtigung hier.«

»Fuck, was machst du jetzt schon hier?« Ich konnte sie durch die Lautsprechanlage weiter fluchen hören. Es klickte erneut und die Verbindung brach ab. Ich schluckte.  Das lief nicht besonders gut.

Der Summer ertönte.

Mit flauem Gefühl im Magen drückte ich die Tür auf. Es gab keinen Fahrstuhl, bemerkte ich. Das würde es schwierig machen Möbel hochzubringen.

Ich lief die Treppen in den fünften Stock hoch. Außer Atem warf ich einen kurzen Blick auf die beiden Türen auf der Etage. Ich schulterte meine Laptoptasche neu und drückte die Schultern durch.

Ich steuerte auf die angelehnte Tür zu. Beim Annähern hörte ich wie im Inneren etwas klapperte, ich klopfte an und schob die Tür auf.

Der Flur war riesig, wahrscheinlich 15 Quadratmeter und wunderschön eingerichtet. Der Boden bestand aus dunklem Laminat, geschmückt mit einem Rattan Teppich. An der Wand stand ein antiker Sekretär, daneben ein Sessel. Über dem Sekretär hing ein großer Spiegel mit vergoldetem Rahmen.

»Ist jemand da?«, fragte ich und trat einige Schritte in den Flur hinein.

»Ich bin sofort da.«, rief sie mir aus einem der Zimmer zu. Die Stimme kam mir seltsam vertraut vor. »Ich bin nicht davon ausgegangen, dass du heute schon auftauchst. Ich zieh mir nur was an.«

Ich versuchte in die anderen Zimmer hineinzulinsen. Eine Tür an der linken Seite stand offen. Ich erhaschte einen Blick auf eine dunkelrote Couch und ein Regal mit Büchern und Ordnern. Ich vermutete das Wohnzimmer.

Die Küche war gegenüber und besaß keine Tür. Beim Anblick der zusammengestückelten Möbel musste ich grinsen. So stellte ich mir eine typische studentische Küche war.  Die Oberschränke passten nicht zu den Standmöbeln. Neben dem Kühlschrank stand eine Waschmaschine. Es gab einen kleinen Tisch, an dem zwei Leute Platz finden konnten.

»Schnüffelst du immer in fremden Wohnungen herum?«

Ertappt zog ich den Kopf ein und sah in Richtung der Stimme. Ich erkannte sie sofort.

Ihre braunen Haare hatte sie zu zwei Zöpfen geflochten. Sie trug Shorts zu einer zerrissenen Strumpfhose und ein übergroßes Hemd darüber. Sie stand im Türrahmen des Badezimmers und schaute mich genauso überrascht an.

 »Lu?«  Was für ein seltsamer Zufall.  »Verrückt, dass wir uns heute schon wieder sehen.«

Ich brauchte einen Augenblick, um die nötigen Bausteine zusammenzusetzten.

»Das ist deine Wohnung«, stellte ich fest. Hatte ihr die andere Person doch wieder abgesagt?

An ihrer linken Wange konnte ich den Abdruck des Kissens, auf dem sie geschlafen hatte, erkennen. Mit zusammengepressten Lippen betrachtete sie mich, die Arme verschränkt.

Sie hatte bisher noch kein Wort gesagt, was aber nichts heißen musste. Sie war gestern auch nicht gerade eine Quasselstrippe gewesen. Aber immerhin kannte ich sie und wenn das Zimmer schon seit zwei Monaten freistand, dann hatte ich doch gute Chancen?

Ich hatte es doch im Gefühl gehabt, dass heute mein Glückstag war!

»Wenn das Zimmer noch frei ist, ist doch toll«, sagte ich und grinste sie an. »Ich freu mich, dass ich dich gestern-«

Lu stieß ein genervtes Seufzen aus und strich sich über die Stirn. »Ich hätte mir deinen verdammten Namen merken sollen«, murmelte sie.

Ich blinzelte. Was hatte sie gerade gesagt? Warum hätte sie –

Dann traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag. Mein Lächeln verrutschte.

»Du hast gelogen.«

Sie hatte mir gestern einfach eiskalt ins Gesicht gelogen. Sie hatte das Zimmer an niemanden vergeben.

Genervt verdrehte sie die Augen und lehnte sich mit der Schulter gegen den Türrahmen des Bads. »Lass uns das hier einfach vergessen, okay? Ich habe heute echt keinen Nerv dafür.«

Ich musste schlucken. Ich hatte gedacht, dass ich meinen Tiefpunkt an unmöglichen WG-Besichtigungen schon längst erreicht hatte. Aber diese hier war schlimmer als alle zusammen. Ich kämpfte gegen die aufkommenden Tränen an und presste die Lippen zusammen. Gedemütigt drehte ich mich um und ging zur Haustür. Meine Augen brannten und der Druck in meiner Brust wurde größer.

Meine Hand fühlte sich schwer wie Blei an, als ich sie auf die goldene Klinke der Haustür legte.

Als ich mir ausgemalt hatte in eine WG zu ziehen, hatte ich von einem Neuanfang geträumt. Vielleicht eine Mitbewohnerin, die meine Freundin werden würde, ein warmes Zuhause. Das hier war genau das Gegenteil davon. Wenn ich es mir frei aussuchen könnte, wäre das der letzte Ort, an dem ich wohnen würde. Aber meine Alternative war die Parkbank oder das Sechserzimmer in der Jugendherberge. Hier hätte ich mir zumindest die Küche und das Bad nicht mit dutzenden Leuten teilen müssen. Ich hätte ein eigenes Zimmer gehabt.

Auch wenn ich nicht einmal die Chance gehabt hatte, es zu sehen.

Der Gedanke jagte eine gleißende Hitze durch meinen Körper. Ich hatte es so satt. Ich war nicht 300km von zuhause weggezogen, nur um wieder ein Sandsack für andere Menschen zu sein. Ich war es leid abgewiesen zu werden. 

Ich schloss die Haustür wieder zu.

»Nein.«

»Nein?«

Ich drehte mich um und blickte quer über den Flur in ein verdutztes Gesicht. Sie fing sich schnell wieder und hob herablassend die Augenbraue. »Was meinst du mit Nein

»Ich meine damit«, sagte ich mit fester Stimme und schritt über den Flur wieder zurück zu ihr. Mit verschränkten Armen blieb ich vor ihr stehen. »Dass ich hier bin, um das Zimmer zu sehen. Du hast mich zu dieser Besichtigung eingeladen. Du kannst mich nicht rausschmeißen, bevor ich überhaupt eine Chance dazu hatte.«

Sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern. Aber ich wartete ihre Antwort nicht ab. Mit erhobenem Haupt schob ich mich an ihr vorbei und betrat das Bad. Als erstes fiel mir auf, dass in der Badewanne eine Decke und Kissen lagen. Hatte sie hier geschlafen? Ich widerstand dem Impuls ihr einen fragenden Blick zuzuwerfen.

»Das Bad ist schön«, sagte ich stattdessen. »Sogar mit Badewanne und Fenster. Was für ein Luxus.« Das waren Sätze, die ich bei den unzähligen Besichtigungen von mir gegeben hatte.

Ich drehte mich um, um wieder das Bad zu verlassen. Lu stand wie angewurzelt in der Tür und schien mit der Situation überfordert zu sein. Erst als mein Blick ihren traf, kehrte wieder Leben in sie ein.

»Ich werde es nur noch einmal sagen«, sagte sie wütend. »Verlasse auf der Stelle meine Wohnung.«

Ich hatte absolut nichts zu verlieren.

»Nein«, sagte ich wieder und marschierte aus dem Bad. Sie trat sogar zur Seite. Das Adrenalin rauschte durch meinen Körper, ich hatte mich noch nie so stark gefühlt.

Im Flur entdeckte ich die einzig verschlossene Tür. Das musste das freistehende Zimmer sein. Zielstrebig ging ich darauf zu.

»Wehe, du öffnest diese Tür«, sagte Lu. »Wehe.«

Ihre Stimme war zum Zerreißen gespannt. Aber sie tat nichts, um sich mir in den Weg zu stellen. Ich schaute sie an, ihre Augen blitzen mich wütend an.

Ich drückte die Klinke runter und ging in den Raum. Hinter mir hörte ich sie Schimpfwörter fluchen, die ich noch nie gehört hatte.

Durch das große Fenster fiel die Nachmittagssonne ins Zimmer und malte Schattenbilder auf das dunkle Laminat, das überall in der Wohnung auslag. Was jedoch direkt meine Aufmerksamkeit fesselte, war ein Wort, das mit roter Farbe quer über die weiße Wand gestrichen war: SCHLAMPE.

 

 

 

 

Kapitel 3

Ruth

 

Für einen Augenblick vergaß ich unsere Konfrontation und drehte mich fragend zu ihr um. Jegliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen. Ihr weißes Gesicht stach aus dem braunen Kranz ihrer Haare hervor. Sie sah aus, als würde sie jeden Augenblick umkippen.  

»Lu«, sagte ich leise.

Plötzlich richtete sie sich wieder auf und ballte die Hände zu Fäusten. Ihr Blick war ein wütender Sturm, der bereit war mich zu vernichten. Definitiv würde ich hier mit einem Messer unterm Kopfkissen schlafen müssen.

»Ich möchte einziehen« sagte ich.

Sie ließ ein Lachen aus, dass mir sehr mörderisch vorkam. Ich gab mir Mühe, mich davon nicht verunsichern zu lassen.

»War mein Nein nicht deutlich genug?«, ihre Stimme war nur noch ein Zischen.

»Deine Anzeige steht schon seit August drin. Entweder vergraulst du jeden potenziellen Mitbewohner oder es meldet sich niemand«, ich redete schnell, damit sie mich nicht unterbrechen konnte. Meine Hände fuchtelten durch die Luft. »Fakt ist, dass du geschrieben hast, dass du eine Zweck-WG willst. Ich bin hier, ich will das Zimmer haben, ich kann die Miete drei Monate im Voraus zahlen.«

Ich holte kurz Luft. Ihre Mundwinkel zuckten und sie legte den Kopf schief. Sie hätte den Moment nutzen können, um mich zu unterbrechen und rauszuschmeißen. Aber ich hatte den Eindruck, dass sie es fast amüsant fand. Ihre Stimmung schien sich sekündlich zu verändern. Meine Selbstsicherheit verschwand wieder. Ich ließ meine Hände sinken.

»Glaub mir, ich würde auch gerne in eine andere WG ziehen«, sagte ich. »Du scheinst echt kompliziert zu sein und du bist sicher die letzte, die ich gerne als Mitbewohnerin hätte. Aber ich bin verzweifelt. Und wenn du aufhörst so stur zu sein, kriegen wir doch beide das was wir wollen.«

Ich verschränkte die Arme und wartete auf ihre Antwort.

Lu sah auf den Boden und fixierte die Fußleiste zwischen Flur und Zimmer. Ich fragte mich was sie da sah.

Ihr Blick schellte hoch und die blitze mich aus ihren Augen an. Die Nachmittagssonne ließ sie aufleuchten wie grüne Katzenaugen, bereit mir mit ihren Krallen die Kehle aufzuschneiden.

»Na schön.« sie setzte einen Fuß in den Raum. »Aber ich habe ein paar Bedingungen. Gemächlich, wie eine Katze, schritt sie einen Schritt nach dem anderen auf mich zu.

»Erstens: Wenn ich eine Zweck-WG meine, dann meine ich nicht eine WG, in der man trotzdem höflich miteinander redet und mal zusammen kocht. Ich interessiere mich nicht für dich und dein Leben. Also verschone mich mit jeglichen Gesprächen.«

»Mensch, warum hast du das nicht als einladenden Text direkt in die Infobox geschrieben?«

Lus Kiefer zuckte und ich hob verteidigend die Hände. Ich sollte sie nicht noch mehr provozieren. »Schon gut, was ist Zweitens?«

Lu ging einen weiteren Schritt auf mich zu. »Zweitens: Mir ist meine Ordnung sehr wichtig. Also verstelle meine Sachen nicht, fass meine Lebensmittel nicht an, lass deinen Krempel nicht rumliegen.«

»Und drittens« Sie blieb direkt vor mir stehen und durchbohrte mich mit ihrem Blick. »Halte dich aus meinem Leben raus.«, ihre Stimme war so messerscharf, dass es die dicke Luft zwischen uns zerschneiden könnte. Wenn sie versuchte mir Angst zu machen, hatte sie Erfolg. Wenn sie versuchte mich zu vertreiben, dann nicht. Es gab Schlimmes als diese WG für mich.

Ich setzte ein strahlendes Lächeln auf.

»Abgemacht.«

 

….

 

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