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Das Bestseller-Mindset: Interview mit Erfolgs-Selfpublisherin Sandy Mercier

Zuletzt aktualisiert: vor einem Jahr

Sandy Mercier ist eine der erfolgreichsten Selfpublisherinnen Deutschlands. Unter ihrem Klarnamen veröffentlicht die BILD-Bestseller-Autorin spannende Thriller, unter dem Pseudonym Jule Pieper schreibt sie humorvolle und mutmachende Romane über Selbstliebe und Persönlichkeitsentwicklung. Diese Herzensthemen sind nicht nur ein wichtiger Teil von Sandys Autorinnenalltag, sondern gehören auch zu ihrer Arbeit als Mindset-Expertin und Selfpublishing-Coach.

Sandy, du schreibst auf deiner Website, dass es für erfolgreiches Selfpublishing drei Dinge braucht, die sich gegenseitig bedingen: Professionalität, gutes Marketing und das richtige Mindset. Wie macht man das denn nun, wenn man nicht an allem gleichzeitig arbeiten kann?

Ich würde auf jeden Fall beim Thema Professionalität beginnen. Man schreibt ja erst einmal sein Buch und das sollte man gleich ordentlich tun. Das heißt zum Beispiel, sich in der Disziplin Schreiben weiterzubilden, indem man etwa gute Kurse besucht. Denn ein Buch zu schreiben, das ist ja schon ein echtes Großprojekt. Und da darf das Ergebnis doch gerne richtig toll sein. Dann sucht man sich ein Lektorat und lernt auch dabei wieder ganz viel. Die Lernkurve, wenn man die Anmerkungen einarbeitet, ist unfassbar hoch. Deswegen habe ich mich bei meinem Debüt auch erst einmal darauf konzentriert.

Was macht denn für dich den Unterschied zwischen einem guten Buch und einem herausragenden Buch?

Da fällt mir spontan etwas ein, was gar nichts mit dem Inhalt des Buches zu tun hat. Denn wenn ich ein Buch geschrieben habe, das inhaltlich schon toll ist, dann sollte es das auch optisch ausstrahlen, zum Beispiel, indem der Umschlag edel gestaltet wird mit UV Lack oder Relieflack und so weiter. Oder dass man den Buchsatz besonders liebevoll gestaltet mit schönen Verzierungen oder vielleicht ein paar Illustrationen. So etwas hinterlässt einen besonderen und professionellen Eindruck. Ich finde das sehr schön.

Du hast rund um dein Buch »Die Reise deines Lebens«, das du unter deinem Pseudonym Jule Pieper veröffentlicht hast, ein öffentliches Videotagebuch auf YouTube und Instagram geführt. Über einen Zeitraum von etwa 3,5 Monaten hast du täglich per Video sehr ehrlich berichtet, was du vor und nach der Veröffentlichung für das von dir gesteckte Erfolgsziel zu diesem Buch getan hast, was gut geklappt hat und auch, was schief lief. Was ist in dieser Zeit alles passiert?

Im Vergleich zu den vorherigen Veröffentlichungen wollte ich einiges anders machen. Zum Beispiel habe ich eine andere Druckerei ausprobiert. Außerdem hatte ich für das Buch einen längeren Vorbestellungszeitraum. Denn ich dachte mir: Ich will andere Ergebnisse, also teste ich auch ein anderes Vorgehen bei der Veröffentlichung. Die neue Druckerei konnte wirklich genau das umsetzen, was ich haben wollte. Der Wechsel war mit etwas Aufwand verbunden, aber ich habe mich bewusst entschieden, eben nicht auf eine andere Druckerei zurückzugreifen, nur weil das einfacher oder billiger gewesen wäre.

Ich bin durch eine Buchhandlung gegangen und habe mir alle Bücher angesehen, die ich optisch besonders toll fand. Dabei habe ich festgestellt, dass sie alle von ein und derselben Druckerei hergestellt wurden. Und zuerst dachte ich mir: »Okay, das kann ich mir im Leben nicht leisten!« Aber dann habe ich mich gefragt: »Ja, wieso denn nicht? Frag doch erst mal an!« Das war Learning Nummer eins. Denn ich stellte fest, dass es ein wirklich guter Preis war! Vor allem bei größeren Mengen, denn ich habe 3.000 Exemplare bestellt.

Das zweite Learning war, dass es manchmal gut ist, wenn man in der Verhandlung mit neuen Projektpartnern hoch stapelt. Denn ich habe mich ihnen gleich vorgestellt mit: »Ich bin die Autorin und ich plane einen Spiegel Bestseller.« So haben sie mich als Kundin aufgenommen, während eine Kollegin nur wenig später mit ihrem Debütroman in kleinerer Auflage abgelehnt wurde mit dem Hinweis, dass sie wegen Papierknappheit keine Neukunden mehr aufnehmen. Es ist also manchmal ganz gut, seine großen Pläne auch offen auszusprechen.

Was ich in dieser Zeit noch gelernt habe, ist, dass ich wirklich die beste Community der Welt habe! Es ist unglaublich, was da alles möglich ist! Und auch hier ist es so: Wenn du losgehst und laut sagst, was du dir wünschst, dann können dich andere viel besser unterstützen. Was ich dazu mal in einem Buch von Denise Duffield-Thomas gelesen habe, ist sehr bezeichnend: Man bekommt schon in der Kindheit beigebracht, dass man beim Auspusten der Kerzen auf seiner Geburtstagstorte seinen Wunsch niemandem verraten darf. Oder wenn man eine Sternschnuppe sieht. Und das ist im Grunde völliger Quatsch. Man sollte sagen, was man will, und das habe ich in diesen Videos getan. Ich habe mich da hingesetzt und auch, wenn es mir schon etwas unangenehm war, habe ich offen gesagt: »Ich will Spiegel Bestsellerautorin werden. Punkt. Ich weiß, es ist ein total krasses Ziel und ich sage es jetzt trotzdem.« Und dann habe ich halt immer kommuniziert, wie man mir helfen kann. Und die Leute haben darauf reagiert, haben zum Beispiel meine Beiträge geteilt oder sind in die Buchhandlung gelaufen und haben nach meinen Büchern gefragt.

Wahrscheinlich hätten viele andere bei so viel Offenheit einfach Angst davor, dass es am Ende nicht klappt und sie sich dann schlecht fühlen …

Na ja, nur weil man ein Ziel noch nicht vollends erreicht hat, heißt das ja nicht, dass man versagt hat. Wenn ich mir ansehe, dass ich allein im ersten Monat der Veröffentlichung 1.200 Taschenbücher verkauft habe, bedeutet das, dass ich mit diesem Buch schon nach so einem kurzen Zeitraum die drittmeisten Verkäufe unter allen meinen 11 Veröffentlichungen hatte! Ich habe also nichts verloren, sondern das Buch im Vergleich extrem erfolgreich veröffentlicht. Und vielleicht wird daraus sogar ein Longseller. Anna Kupka zum Beispiel, die mit »Mollys wundersame Reise« monatelang auf der Spiegel Bestsellerliste stand, hat ihr Buch im November 2021 veröffentlicht und kam erst am 1. März 2022 in die Spiegel Bestsellerliste. Manche Dinge brauchen ein wenig Zeit. Aber bis dahin passieren viele weitere tolle Dinge, die Teil des Weges sind. Ich suche mir gerne Leute, die mir zeigen, dass es geht. So war es schon damals vor der Veröffentlichung meines Debütromans. Mein Traum war es, vom Schreiben leben zu können. Und auch, wenn es immer wieder heißt, das ginge nicht, kannte ich eben Leute, die das tun. Und heute gehöre ich auch dazu.

Welchen Rat würdest du denn Menschen geben, die gerade am Entwurf ihres ersten Buches schreiben?

»Der erste Entwurf von allem ist scheiße« – und das ist gut so. Das Zitat stammt von Earnest Hemingway. Ich hatte den Spruch von ihm früher in meiner Küche hängen und immer, wenn ich eine Pause vom Schreiben gemacht habe, habe ich das Zitat angeguckt. Es hilft, sich bewusst zu machen, dass eine Rohfassung auch erst einmal richtig schlecht sein darf. Denn ich weiß, es kommt noch meine Überarbeitung und dann meine Lektorin.

Und was rätst du Menschen, die schon ein oder mehrere Bücher geschrieben haben, aber mit ihren Veröffentlichungen bisher noch nicht den gewünschten Erfolg hatten?

Ich würde sagen: einfach mal etwas Neues testen! Wenn du zum Beispiel noch nie bezahlte Werbung probiert hast, könnte das einen Versuch wert sein. In letzter Zeit sind mir öfters Leute begegnet, die aus Prinzip kein Geld für Werbung ausgeben. Aber in meiner Welt ist bezahlte Werbung genauso wichtig wie unbezahlte Werbung. Und wenn die bezahlte Werbung nicht funktioniert, nimmt man vielleicht mal an einem Kurs darüber teil oder bucht jemanden, der das besser kann, anstatt alle zwei Tage planlos die Strategie zu wechseln. Oder man testet ein anderes Medium. Denn wenn Instagram Ads nicht gut laufen, dann vielleicht Amazon Ads.

Und grundsätzlich kann man sich bei ausbleibendem Erfolg auch immer professionellen Rat holen, woran es liegen könnte. Bei manchen Autor:innen ist es zum Beispiel so, dass das Buch schon fantastisch ist, aber das Cover ist einfach nicht gut genug. Es ist vielleicht ein gutes Cover, aber kein Wow-Cover, das die Massen anzieht. Dann kann man sich nach anderen Coverdesigner:innen umsehen und in der Druckerei nach tollen Effektlacken fragen.


Sandy bietet über BoldBooks Autorenmentoring und Marketingberatung an. 

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