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Autor Dany R. Wood landete 2013 mit seinem Debütroman „Limetten retten in Sydney“ einen beeindruckenden Überraschungserfolg. Mit viel Humor, aber auch klaren strategischen Überlegungen hat sich der gebürtige Saarländer eine Marke aufgebaut und kann inzwischen auf zahlreiche Fans seiner Cosy-Crime-Reihe rund um Familie Jupp Backes zählen.
In Teil 1 unseres Interviews erfahren wir, wie Dany unternehmerisch ans Veröffentlichen und Vermarkten seiner Bücher herangeht.
Lieber Dany, du feierst dieses Jahr dein zehnjähriges Jubiläum als Autor. Dazu erst einmal herzlichen Glückwunsch!
Vielen Dank!
Du hast von Anfang an im Selfpublishing veröffentlicht. Warum hast du dich entschieden, diesen Weg zu gehen?
Ich habe es mit meinem ersten Buch zwar erst ganz klassisch bei Verlagen versucht, dabei aber alles falsch gemacht, was man so falsch machen kann! Allerdings kam ich ins Gespräch mit einer Literaturagentur und die gab mir einen entscheidenden Hinweis.
Sie sagten: „Herr Recktenwald, das, was Sie da schreiben, findet vielleicht seine Leserschaft, ist aber kein Material für einen Spiegel Bestseller. Da macht der Verlagsweg eigentlich gar keinen Sinn, denn einfach nur verkaufen können Sie auch als Selfpublisher – allerdings verdienen Sie dabei an jedem Buch deutlich mehr! Rund 20 % würden bei einem Verlagsvertrag ja alleine an uns abgehen.“
Den Gedanken fand ich interessant. Aus meinem damaligen Hauptberuf als Produktmanager war ich es gewohnt, Dinge zu vermarkten, und so entschied ich mich, diesen Weg zu versuchen.
Heute wundere ich mich oft, mit wie viel Stolz Autorinnen und Autoren ihre Verlagsdeals auf Instagram verkünden. Klar, für viele ist das bis heute ein Ritterschlag. Aber es heißt im Grunde nur, dass sie ihre Rechte abtreten und vielleicht noch etwa 5 - 8 % der Einnahmen bei ihnen hängenbleiben. Das ist ja quasi nichts! Und die ganze Werbung fürs Buch müssen sie mit einem weniger bekannten Namen trotzdem selbst machen. Da kann ich doch auch gleich unabhängig veröffentlichen und habe mehr davon!
Allerdings veröffentlichst du deine Bücher unter der Flagge deines eigenen Verlags …
Genau, ich bin Selfpublisher im Eigenverlag, meinem Arturo Verlag, sodass ich immer so auftreten kann, wie ich es gerade als passend empfinde. Ich schreibe dann zum Beispiel: „Brandneu im Arturo Verlag erschienen: der neue Krimi von Dany R. Wood“ – das klingt dann schon sehr professionell.
Wenn ich im B2B-Geschäft, also im Austausch mit anderen Unternehmen als Verlagsinhaber mit meinem bürgerlichen Namen Daniel Recktenwald auftrete, wirkt das einfach ganz anders, denn ich spreche von dem neuen Dany R. Wood-Buch, als ob dies eine andere Person wäre. Meine Bücher sind so aufgemacht, dass man keinen Unterschied zu Verlagstiteln merkt. Zum Beispiel habe ich auch immer das Logo am Rand der Bücher – man würde es nicht als ein Selfpublishing-Buch erkennen.
Das ist für mich eine logische Konsequenz der Tatsache, dass ich mich im Selfpublishing nicht nur als Autor, sondern auch als Unternehmer sehe und auch so agiere und kalkuliere. Zum Beispiel hatte ich von Anfang an direkte Verträge mit den drei Barsortimenten Umbreit, Zeitfracht und Libri, über die meine Bücher in den Handel gelangen. Außerdem setze ich auf Auflagendruck. Das bedeutet natürlich ein anfängliches finanzielles Investment, aber später eben auch mehr Gewinn.
… und es bedeutet, dass du darauf vertraust, die selbst vorfinanzierten Bücher dann auch wirklich an den Mann und an die Frau zu bekommen.
Ja, klar. Aber auch das sehe ich durch die Unternehmerbrille: Wenn ich zum Beispiel eine Bäckerei eröffne, dann muss ich ja auch daran glauben, dass ich mein Brot verkauft bekomme.
Dieser Glaube daran, dass ich meine Bücher verkaufen kann, muss sich natürlich auch in meinem Marketingbudget spiegeln. Denn Cover, Lektorat, Druck etc., das sind Fixkosten pro Buch, die man nun mal immer einplanen muss. Aber wo ich wirklich mit Vertrauen investieren muss, das ist in das Marketing.
Und genau das macht ja ein Verlag – wenn auch meist nur bei seinen Spitzentiteln. Aber da hauen sie ein Riesenbudget rein. Ich meine, was der Fitzek zum Beispiel für ein Marketingbudget hat, kann man nur erahnen … Aber da heißt es einfach: investieren, investieren.
Das sind halt Ausgaben, die man als Selbstständiger hat. Aber ob ich jetzt noch weitere 4.000 € Marketingausgaben habe oder ans Finanzamt Steuern für einen höheren Gewinn bezahle … da habe ich von der bezahlten Werbung doch mehr – vorausgesetzt ich habe eine gute Backlist, denn mit dem Marketingbudget eines einzelnen Titels zieht dieser die alten Bücher immer mit. Das lohnt sich dann immer sehr!
Wie genau planst du denn dein Budget?
Das fängt eigentlich schon vor dem Schreiben an. Für jedes Buch mache ich mir einen Plan, was den Umfang angeht. Also ich peile zum Beispiel 140 bis 160 Manuskriptseiten an, davon weiß ich: das sind ungefähr 280 - 300 Taschenbuchseiten. Da kommt dann noch eine Leseprobe am Ende rein, sodass ich ca. 320 Buchseiten erhalte. Und von denen wiederum weiß ich, was sie mich im Einkauf kosten, wenn ich 1.000 Stück drucken lasse. Das plane ich schon genau durch.
Beim Marketing gehe ich dann nach der 20 Prozent-Regel. Das heißt, ich strebe für das nächste Jahr einen bestimmten Umsatz an und von diesem Betrag verwende ich 20 % als Werbebudget. Viele Unternehmen arbeiten mit 10 %, ich weiß aber auch von sehr erfolgreichen Unternehmen, dass sie sogar 30 % des Umsatzes ins Marketing stecken. Insofern fand ich die 20 Prozent-Regel sehr sinnvoll und fahre auch gut damit. Das liegt sicherlich daran, dass ich viele Jahre als Marketingmanager in der freien Wirtschaft tätig war.
In diesem Jahr wagst du dich auch auf unbekanntes Terrain, wo es schwieriger ist, vorher zu wissen, was passieren wird: Nachdem du 10 Jahre lang humorvolle Romane, meist mit saarländischem Lokalkolorit, veröffentlicht hast, ist mit „Der Orchideenmörder“ gerade dein erster Schwedenthriller erschienen. Wie kam es dazu und wie bist du das marketingtechnisch angegangen?
Die Idee ist letztes Jahr im Schweden-Urlaub entstanden, als ich dort in einem Ferienhaus in der Einöde lebte. Dort gab es einen Erdkeller zum Lagern von Getränken, wo direkt mein Kopfkino angeknipst wurde. Da ich zu meinem 10-jährigen Autorenjubiläum sowieso mal ein anderes Genre schreiben und eine neue, düstere Seite von mir zeigen wollte, wusste ich sofort, dass ich in diesem Setting einen Thriller schreiben will. Gesagt, getan …
Natürlich wollte ich bei diesem – meinem zwölften – Buch die treue Fan-Base meiner "Familie Jupp Backes"-Krimis in das neue Genre überführen. Aus diesem Grund habe ich mit "Der Orchideenmörder" ein Spin-Off geschrieben, denn ich habe in "Nur Rita raste rasanter", dem 6. Band meiner Cosy-Crimes, dem Dorfbullen Jupp Backes einen schwedischen Austauschpolizisten an die Seite gestellt und am Ende des Buches darauf hingewiesen, dass Ole Henriksson bald in Schweden einen Serienkiller jagen wird.
Auf ein schwedisches Pseudonym habe ich übrigens verzichtet, um von der Marke "Dany R. Wood" als Wiedererkennung zu profitieren.
Lieber Dany, für deine Neuveröffentlichung wünschen wir natürlich viel Erfolg und jede Menge begeisterte Leser:innen.
Und in Teil 2 unseres Interviews erfahren wir, warum bei allem unternehmerischen Denken auch ein hohes Maß an Kreativität im Marketing eine entscheidende Rolle für Danys Erfolg gespielt hat.